Wer dem Iran nach Raisis Tod kondoliert - und wer nicht

    Irans umstrittener Präsident:Wer nach Raisis Tod kondoliert - wer nicht

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    Russland und China trauern nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi um einen "Freund". Die meisten westlichen Regierungen äußern sich zurückhaltend - oder gar nicht.

    In einer Menschenmenge wird ein Bild des verunglückten iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi hochgehalten.
    Bei einem Hubschrauberabsturz ist der iranische Präsident Ebrahim Raisi ums Leben gekommen. Das wurde nun bestätigt. Raisi war seit 2021 Präsident des Landes.20.05.2024 | 1:44 min
    Der Tod von Ebrahim Raisi (63) bei einem Helikopterabsturz hat unterschiedliche Reaktionen bei Staats- und Regierungschefs in aller Welt ausgelöst. Raisi war seit 2021 Präsident im Iran und galt als konservativer Hardliner innerhalb des islamischen Regimes. Menschenrechtler warfen dem Juristen und Kleriker vor, für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen von Dissidenten verantwortlich gewesen zu sein.

    Russland und China trauern um "Freund"

    Verbündete der autoritär regierten Islamischen Republik äußerten sich bestürzt. Der russische Präsident Wladimir Putin lobte Raisi als "wahren Freund Russlands", der einen unschätzbaren persönlichen Beitrag zur Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen geleistet habe.
    Chinas Präsident Xi Jinping sprach von einem bedauerlichen Tod: "Das chinesische Volk hat einen guten Freund verloren." Mehrere Staaten der arabischen Welt äußerten sich ähnlich.
    Für die USA bekundete Außenminister Antony Blinken "offizielles Beileid" und bekräftigte "unsere Unterstützung für das iranische Volk und seinen Kampf für Menschenrechte und Grundfreiheiten".

    Kritik am "aufrichtigen Beileid" der EU

    In Europa fielen die Reaktionen auf den Tod Raisis verhalten aus. Etliche Staatschefs äußerten sich überhaupt nicht. Im Namen der EU kondolierte der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, mit einem Posting auf der Online-Plattform X, in dem er das "aufrichtige Beileid" der EU ausdrückte. "Unsere Gedanken sind bei den Familien."
    Post von Charles Michel
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    "Können Sie den mutigen Frauen und Freiheitskämpfern im Iran je wieder in die Augen sehen?", schrieb der schwedische Europaabgeordnete David Lega daraufhin. Belgiens früherer Einwanderungsminister Theo Francken kritisierte das "europäische Beileid für einen Schlächter und grausamen Massenmörder" und betonte: "Sie sprechen nicht in meinem Namen."
    Die FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, kritisierte, dass der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, Unterstützung bei der Suche nach dem abgestürzten Präsidentenhubschrauber mit dem Hashtag "EUSolidarity" versehen hatte. "Was für ein erbärmlicher Hashtag, was für eine Verhöhnung der mutigen Kämpfer für Menschenrechte im Iran", schrieb Strack-Zimmermann.

    Bundesregierung äußert sich bisher nicht

    Von der Bundesregierung gab es zunächst keine Stellungnahme. Grünen-Vorsitzender Omid Nouripour sagte: "Ohne diesen einen Hardliner wird das Regime dennoch ein aggressives bleiben."
    Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die aktuell den Vorsitz der G7-Staaten innehat, brachte in einem TV-Statement ihre Solidarität zum Ausdruck.

    Debatte in Polen nach Dudas Vergleich mit Smolensk

    Polens Präsident Andrzej Duda erklärte, er sei tief berührt vom Tod Raisis bei einem Hubschrauberabsturz. Nur wenige Nationen hätten solche tragischen Seiten in ihren Geschichtsbüchern. "Aber wir Polen, die wir 2010 vom Absturz des polnischen Regierungsflugzeugs bei Smolensk in Russland betroffen waren, kennen das Gefühl des Schocks und der Leere, das in den Herzen der Menschen und im Staat nach dem plötzlichen Verlust der politischen und gesellschaftlichen Elite, nach dem plötzlichen Verlust von geliebten Menschen und Freunden zurückbleibt."









    Viele Polen nahmen Anstoß an dieser Äußerung. "Duda beweint einen Verbrecher und Verbündeten Putins" kritisierte ein Nutzer und postete dazu ein Bild aus dem Iran, das öffentliche Hinrichtungen mittels Erhängen an Baukränen zeigte.
    Er verstehe, dass Duda als Staatsoberhaupt sein Beileid ausdrücken müsse, kommentierte Bartosz Wielinski, Chefredakteur der Zeitung "Gazeta Wyborcza". Der Verweis auf Smolensk sei aber "zutiefst unangemessen". Andere forderten Duda auf, seinen Beileid-Post zu löschen.
    Anne Brühl
    Nach dem Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi stellt sich die Frage, ob sich etwas an Irans Politik ändern wird. ZDF-Reporterin Anne Brühl berichtet.20.05.2024 | 1:05 min

    Wrack des Hubschraubers erst nach Stunden gefunden

    Präsident Raisi und sein Außenminister Hussein Amirabdollahian waren am Sonntag beim Absturz eines Hubschraubers im Iran ums Leben gekommen. Nach einer aufwendigen Suchaktion wurde das Wrack am Montag gefunden. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei ordnete eine fünftägige Staatstrauer an.
    Raisis Amtsgeschäfte übernimmt vorübergehend der bisherige Vize-Staatspräsident Mohammed Mochber. Dieser hat nun 50 Tage Zeit, um Neuwahlen zu organisieren.

    Kein offizielles Statement aus Israel

    Irans Erzfeind Israel vermied es zunächst, sich offiziell zu dem tödlichen Helikopter-Absturz zu äußern. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass die Regierung nichts mit dem Vorfall zu tun habe.
    In Sozialen Netzwerken wurde derweil darüber spekuliert, ob schlechtes Wetter, Sabotage oder ein technischer Defekt Ursache für den Absturz gewesen sein könnte. Die Untersuchungen hierzu dauern an.
    Quelle: KNA, AFP, dpa
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