Fasnacht in Basel:Was gegen Rassismus und Sexismus helfen soll
von Jona Gebhard
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Das Basler Fasnachtscomité hat neue Verhaltensregeln aufgestellt. Sie sollen etwa Sexismus und Rassismus verhindern.
In den letzten Jahren sind immer wieder Gruppen mit rassistischem Verhalten aufgefallen. Dagegen geht das Fasnachtscomité jetzt vor.
Quelle: dpa
Kein Rassismus, kein Sexismus: Das hat das Fasnachtscomité aus Basel dieses Jahr in die Verhaltensregeln für die Basler Fasnacht geschrieben. Den Leitfaden gibt es schon länger. Die neue Passage soll klar machen: Sexistisches Verhalten und rassistische Darstellungen haben in der Basler Fasnacht keine Tradition und etwa bei den Kostümen oder Wagen nichts zu suchen. Trotzdem kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Diskriminierungen unter den Feierenden. "Im Prinzip empfehlen wir damit nur: Haltet euch an die Gesetze", sagt Daniel Hanimann vom Fasnachtscomité.
Immer wieder Rassismus auf Basler Fasnacht
Die Verhaltensregeln sollen Vorfälle wie in den letzten Jahren verhindern. So trug eine Musikgruppe bis 2018 ein Logo, das einen Schwarzen Mann mit einem Knochen im Haar abbildete. 2019 zeigte eine Gruppe auf einer - für die Basler Fasnacht typische - Laterne stereotyp dargestellte Migranten, die ein Kind einschüchtern.
Das sei klar rassistisch gewesen, sagt Alma Wiecken. Sie leitet das Sekretariat der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Es handle sich aber um Einzelfälle. Sie betont:
Mit dem Leitfaden mache das Comité klar, dass "die Satire und die Kritik der Fasnachtsgruppen von unten nach oben gerichtet sein soll", sagt Alma Wiecken - also etwa von der Bevölkerung in Richtung Politik. Minderheiten herabzusetzen gehöre nicht dazu.
Die Basler Fasnacht startet traditionell am Montag nach Aschermittwoch. Bei den Umzügen zeigen die Gruppen - sogenannte Cliquen - jedes Jahr neue Kostüme, Wägen und die typischen Laternen. Damit greifen sie aktuelle politische oder gesellschaftliche Themen auf. Die Basler Fasnacht gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
"Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Beschimpfungen und Beleidigungen, Herabwürdigung Andersdenkender und Andersfühlender sowie alle anderen Formen von diskriminierendem Verhalten entsprechen nicht dem Geist der Basler Fasnacht - sich anständig und gesetzeskonform zu verhalten, hingegen schon."
Sexualisierte Gewalt und Queerfeindlichkeit melden
Die Narrenfreiheit sei durch die neue Passage nicht bedroht, sagt Andi Hass von den Gläbberle Waggis, einer Basler Fasnachtsgruppe. "Die Verhaltensregeln appellieren nur an den gesunden Menschenverstand und bedeuten keine Einschränkung", meint er. Die meisten Mitglieder der Clique sind über 60 Jahre alt. Zwar seien sie mit Begriffen aufgewachsen, die heute nicht mehr zeitgemäß sind. Jedoch wissen und achten sie das.
"Wegen der Angst vor sexualisierter Gewalt, Rassismus und Queerfeindlichkeit meide ich die Fasnacht jedes Jahr", sagt Angel Yakoub. Die 24-Jährige floh 2008 aus Syrien, ist queer und lebt in Basel. Als Vizepräsidentin der JUSOS Baselland fordert sie weitere Maßnahmen wie ein Meldetool für diskriminierende Vorfälle.
So wird Rassismus bestraft
Direkte Strafen drohen den Fasnachtsgruppen bei Verstößen nicht. Das Comité kündigt an, in solchen Fällen den Auftritt der Gruppen eine schlechtere Note zu geben. Das Comité bewertet jedes Jahr die Wagen, typischen Laternen und Kostüme jeder Gruppe. Die Note bestimmt, wie viel Geld das Comité nach der Fasnacht an eine Gruppe ausschüttet. Neu sei dieses Kriterium nicht, allerdings kommuniziert es das in diesem Jahr zum ersten Mal öffentlich.
Wie viel Geld eine Gruppe durch einen Verstoß einbüßen könnte, gibt das Comité nicht an. Das Budget ist traditionell geheim. Wichtiger als die Höhe des Betrags sei die Signalwirkung, die ein Abzug habe, meint Daniel Hanimann vom Fasnachtscomité.
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In Basel schunkeln verboten
Der Leitfaden richtet sich nicht nur an die Fasnachtsgruppen, sondern ebenfalls an die Besucher. Wer die Basler Fasnacht besucht, sollte auch auf diese ältere Vorgabe des Leitfadens achten: "Pappnasen, Narrenkappen, Schunkeln und Grölen (…) sind an der Basler Fasnacht verpönt".
Anders als beim deutschen Karneval sind Gäste mehr Zuschauer als Teil der Fasnacht. Entsprechend zurückhaltend sollen sie sich verhalten. "Auf keinen Fall verkleiden", mahnt deswegen Daniel Hanimann. Ansonsten riskiere man böse Blicke der Baslerinnen und Basler.
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