Attentat auf Donald Trump: Welle an Verschwörungserzählungen

    Spekulationen in den USA:Trump-Attentat: Stoff für Verschwörungsmythen

    von Niklas Landmann
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    Nach dem Attentat auf US-Präsidentschaftsbewerber Trump dominieren zahlreiche Verschwörungserzählungen in den sozialen Netzwerken. Die Folgen könnten die US-Wahl entscheiden.

    Donald Trump nach versuchtem Attentat verletzt am Boden
    Nach einem versuchten Mordanschlag auf Donald Trump ist das Netz voller Verschwörungstheorien und Fake-News.
    Quelle: AFP

    Bereits wenige Minuten nach dem Mordanschlag auf den US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump am Samstagabend bei einer Kundgebung in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania sind die ersten Verschwörungserzählungen im Umlauf gewesen. Unter anderem in sozialen Netzwerken wie X sowie Facebook und Instagram gibt es zahlreiche beweisfreie Spekulationen zu den Schüssen auf den ehemaligen Präsidenten.
    Im Netz werden unter anderem der Auslandsgeheimdienst der USA, die CIA, US-Präsident Joe Biden, oder Trump selbst für den Anschlag verantwortlich gemacht. Anschlagsversuche auf US-Präsidenten waren schon in der Vergangenheit Auslöser für Verschwörungstheorien - wohl am bekanntesten ist die Ermordung von John F. Kennedy im November 1963. Nach dem Attentat auf Trump fällt nun besonders auf: Die Welle an Spekulationen hat alle Seiten des politischen Spektrums erfasst.

    • Ein Schütze hat Ex-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania angeschossen. Der 78-Jährige wurde bei dem Vorfall am Samstag (Ortszeit) am Ohr verletzt. 
    • Das FBI stufte den Vorfall als "Attentatsversuch" ein.
    • Ermittlern zufolge handelt es sich sich bei dem mutmaßliche Schützen um den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park, Pennsylvania.
    • Der mutmaßliche Täter sowie ein Zuschauer wurden getötet, zwei Menschen wurden schwer verletzt.
    • Der mutmaßliche Trump-Attentäter handelte laut FBI allein, bisher sei kein Tatmotiv erkennbar.
    • US-Präsident Joe Biden hat in einer Rede zur Lage der Nation vor politisch motivierter Gewalt gewarnt.
    • Trump reiste einen Tag nach dem Anschlag nach Milwaukee, um am Parteitag der Republikaner im Bundesstaat Wisconsin teilzunehmen.

    Donald Trump erhebt die Faust vor einer US-Flagge
    Das Trump-Attentat hat Ängste vor einer Eskalation im US-Wahlkampf bestätigt. Präsident Joe Biden mahnt nun zur Einheit - und sein Kontrahent steht vor seinem ersten Auftritt nach den Schüssen. 15.07.2024 | 2:21 min

    Verschwörungstheorie: Trump selbst soll den Anschlag inszeniert haben

    So spekulieren viele User im Netz, Trump habe den Anschlag angeblich selbst inszeniert, um sich als Opfer im US-Wahlkampf darstellen zu können. Einige Liberale behaupteten etwa, das Blut am Ohr des Ex-Präsidenten stamme von einer Gelpackung, wie sie beispielsweise bei Film und Fernsehen oder im Theater eingesetzt wird. Zudem seien die Schüsse nicht echt gewesen - der Anschlag angeblich vom Secret Service in Zusammenarbeit mit der Trump-Kampagne "#staged" (Deutsch: #inszeniert).
    Donald Trump, Fake, Security Service, X
    FAKE-Bild: Dieses bearbeitete Bild wurde auf X tausendfach geteilt und so nie gemacht.
    Quelle: X/Morgan J. Freeman

    Zum Beispiel zeigt ein auf X verbreitetes Fake-Bild, dass das Personal des Secret Service angeblich gelächelt haben soll, als es Ex-Präsident Trump nach dem Anschlag von der Bühne evakuiert. Dass das Bild bearbeitet ist, widerlegt nicht nur das Originalfoto, das Associated Press-Fotograf Evan Vucci aufgenommen hat und keinen der Secret-Service-Agenten lächelnd zeigt, sondern auch die Spuren eines Programms zur Bildbearbeitung, die im rechten unteren Rand der Abbildung zu erkennen sind.
    Die Schüsse auf Trump haben ein Phänomen in Gang gesetzt, das "BlueAnon" genannt wird, um besonders Verschwörungen und Leugnungen von Anhängern der Demokratischen Partei zu beschreiben eine Anspielung auf die rechte Verschwörungs-Community QAnon.
    Die Infokarte zeigt den Ort des Attentats auf Donald Trump in Butler, Pennsylvania.

    QAnon-Erzählung von Bedrohung durch "Deep State"

    Viele Republikaner und Trump-Anhänger vermuteten hinter dem Attentat auf Trump einen Schattenstaat. Ein sogenannter "Deep State" stecke hinter dem Mordversuch auf Trump, so die Behauptung. Der Begriff "Deep State" gilt als zentraler Bestandteil von Verschwörungsmythen der QAnon-Bewegung. Zudem behaupten einige User völlig beweisfrei, Joe Biden oder prominente Anhänger seiner Kampagne hätten den Schützen beauftragt, Donald Trump zu ermorden.
    Donald Trump selbst hat dem sogenannten "Deep State" bereits den Kampf angesagt. Er zielt dabei insbesondere auf den etablierten Bürokratieapparat. Wenn er erneut zum Präsidenten gewählt wird, will Trump per Dekret Tausende Arbeitnehmer neu einstufen lassen, um letztlich ihre Entlassung zu ermöglichen.
    TN: Donald Trum vor US-Amerikanischer Flagge
    Die Verschwörungserzählungen der QAnon-Community wirken für viele absurd. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und welche Gefahren gehen von den Anhängern aus?11.12.2023 | 22:10 min

    Falsche Anschuldigungen über Identität des Schützen

    Auch Versuche von Online-Nutzern, den Schützen zu identifizieren, fügten sich in verschiedene Verschwörungserzählungen ein. Bevor das FBI den Schützen als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks identifizierte, der vom Secret Service erschossen wurde, war der Ruf anderer Leute bereits ruiniert.
    So wurde etwa der italienische Fußballkommentator Marco Violi beschuldigt, hinter dem Anschlag zu stecken und Mitglied einer linksextremen Gruppierung zu sein. Diese unwahren Behauptungen wurden auf X bereits millionenfach aufgerufen, als Violi auf Instagram versuchte, den Sachverhalt richtigzustellen.
    Schilder mit dem Namen Trump werden verteilt
    Zwei Tage nach dem Attentat soll Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ernannt werden. Trump selbst wolle in seiner Rede für Einheit werben, sagte er.15.07.2024 | 2:13 min

    Sorge vor Eskalation im US-Wahlkampf wächst

    Der frühere deutsche Botschafter in den USA, Wolfgang Ischinger, warnte vor der Gefahr einer Gewaltspirale im US-Wahlkampf. So sei weitere Gewalt im US-Wahlkampf nun "wahrscheinlicher", sagte er dem "Tagesspiegel". Dies gelte umso mehr, weil "multiple Verschwörungstheorien das ohnehin verunsicherte amerikanische Wahlvolk vollends verwirren" würden.
    Auch der frühere Bundesaußenminister Sigmar Gabriel von der SPD warnt vor einer Eskalation: "Die größte Gefahr Amerikas ist nicht, wer der nächste US-Präsident wird, sondern dass beide Seiten die Wahl des politischen Gegners nicht akzeptieren könnten." Dann werde "die einstige Führungsmacht der demokratischen Welt in inneren Kämpfen gefesselt und nach außen gelähmt sein", sagte er der "Rheinischen Post".

    Parteitag nach Trump-Attentat
    :Trump offiziell US-Präsidentschaftskandidat

    Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump treffen sich Republikaner in Milwaukee zu ihrem Parteitag. Alle aktuellen News hier im Liveblog.
    Jeff Kaufmann, Vorsitzender der Republikanischen Partei von Iowa, spricht am ersten Tag des Republikanischen Nationalkonvents im Fiserv Forum am 15. Juli 2024 in Milwaukee, Wisconsin.
    Liveblog
    SGS Bates
    Donald Trump behauptet, sich für die nationale Einheit einsetzen zu wollen. Was das bedeuten kann, analysiert ZDF-Korrespondentin Claudia Bates aus Milwaukee.15.07.2024 | 1:39 min

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