Coronavirus-Jahr 2020: Die Covid-19 Pandemie in China
Fünf Jahre nach Covid-Ausbruch:"Wuhan ist berühmt, jeder kennt Wuhan"
von Miriam Steimer, Wuhan
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Vor fünf Jahren mehrten sich rund um den Meeresfrüchte-Großmarkt in Wuhan Fälle einer neuartigen Lungenkrankheit. Warum und wie hat die Pandemie China verändert?
China will die Folgen der Pandemie am liebsten verschweigen. Niemand soll mehr an Panik, Machtlosigkeit und Gewalt erinnert werden. Aber Corona hat Spuren im Land hinterlassen.13.03.2025 | 23:42 min
Blaue Sichtschutzwände - das ist das, was übrig ist von dem Ort, von dem sich die Covid-Pandemie in die ganze Welt ausbreitete. Ende 2019 häuften sich am Großhandelsmarkt für Meeresfrüchte, mitten in Wuhan, Fälle einer neuartigen Lungenkrankheit. Heute wird hier nichts mehr verkauft. Geht es nach Chinas Staatsführung soll in der Stadt, deren Namen seit der Pandemie jeder kennt, nichts mehr an Covid erinnern. Ein Schild weist darauf hin, dass der neue Markt 30 Autominuten entfernt sei.
Dokumentation des Lockdowns in Wuhan
Bis heute wird darüber gestritten, wie das Virus hierher gelangte. Auch wenn westliche Geheimdienste es für wahrscheinlicher halten, dass der Ursprung des Virus ein Laborunfall war und keine Übertragung durch Tiere, weist China alle Vorwürfe entschieden zurück. Die Staatsführung hat kein Interesse an Aufklärung.
Ein Zeitstrahl zeigt die Anfänge des Coronavirus in Wuhan.
Quelle: ZDF
Der 32-Jährige Yang Cong dokumentierte während des ersten Lockdowns in Wuhan sein Leben in einem Videoblog. Zum Beispiel, wie seine Frau ihn nach dem Einkaufen desinfizierte, bevor er die Wohnung betrat. Millionen Klicks bekamen solche Videos damals. Zweieinhalb Monate lang durften die Leute in Wuhan ihre Wohnungen nicht verlassen. Um von der Lockdown-Langeweile abzulenken, führten manche die eigene Familie als Reisegruppe durch die Wohnung.
Verspätete Reaktion kostete Menschenleben
Denn Ende Januar 2020 bestätigen die Behörden endlich, dass das Virus doch auch von Mensch zu Mensch übertragen wird. Wuhan wurde komplett abgeriegelt: Straßen, Bahnhöfe, Flughäfen. Millionen Menschen durften ihre Wohnungen nicht mehr verlassen.
Doch zwischen den ersten Warnungen und der harten Reaktion lagen vier Wochen, vier Wochen, die Menschenleben kosteten.
Im Krankenhaus in Wuhan haben sich 2020 bereits im Januar Patienten angesteckt und sind an den Folgen des Coronavirus verstorben.
Quelle: ZDF
Zum Beispiel das von Zhang Hais Vater. Er ist einer der ganz wenigen in China, der offen spricht. Das sei er seinem Vater schuldig. Mit ihm fuhr er im Januar 2020 nach Wuhan. Zhang Hai brachte seinen Vater dorthin ins Krankenhaus, weil er gestürzt war.
Ich wusste nichts von dem Virus in Wuhan. Hätte ich das damals gewusst, wären wir nicht hingefahren.
John Ziebuhr forscht seit Jahrzehnten an Coronaviren. Der Virologe war einer der Namensgeber von SARS-CoV-2. Wie er nach fünf Jahren auf den Beginn der Pandemie blickt.
von Thomas Bleich
mit Video
Klage gegen den Staat wird nicht angenommen
Sein Vater infizierte sich im Krankenhaus, auf seiner Sterbeurkunde ist das Datum vermerkt: 1. Februar 2020, verstorben an den Folgen des Covid-Virus. Zhang Hai verklagte den Staat. Er will, dass diejenigen, die den Beginn der Pandemie vertuscht haben, Verantwortung übernehmen. Doch seine Klage wird nicht angenommen. Die Antwort kommt von anderer Stelle: bis heute wird er überwacht und bedroht.
Die überwiegende Mehrheit der Menschen in China hat den Schmerz, den das Virus verursacht hat, nicht vergessen.
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Zhang Hai, Angehöriger
Großer Weißer - dà bái - so nennen sie in China die Leute in den weißen Schutz-Anzügen noch heute. Sie sind das Symbol für die Härte, mit der die Staatsführung durchgriff. Nach dem anfänglichen Zögern stand nicht das Leben des Einzelnen im Mittelpunkt, sondern: mit allen Mitteln die Kontrolle zurückzugewinnen.
Dà báis nagelten Haustüren zu, wenn wegen eines einzigen Verdachtsfalls ganze Stadtviertel abgeriegelt wurden. Sie testeten Autos oder Fische und überwachten, dass die Regeln eingehalten wurden, egal wie sinnlos sie waren.
2021, ein Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Krise herrscht im chinesischen Wuhan fast so etwas wie Normalität. In Wuhan, dem Ursprungsort der Seuche, gilt Corona als besiegt.18.02.2021 | 29:38 min
China verhindert Aufarbeitung der Covid-Jahre
In der quirligen 13-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan ist heute kaum mehr was von Covid zu sehen. Viele wollen darüber nicht sprechen, am besten gar nicht mehr dran denken. Chinas Staatsführung will eine Aufarbeitung der Covid-Jahre mit allen Mitteln verhindern, nur die Propaganda, den "großen Sieg über das Virus", in Erinnerung halten. Kritik an den extremen Maßnahmen haben in dieser Erzählung keinen Platz. Auch fünf Jahre danach nicht.
Miriam Steimer ist Korrespondentin für Ostasien und leitet das ZDF-Studio in Peking.
Quelle: dpa
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