Wettrennen im All:Was China mit seinem Weltraumprogramm plant
von Elisabeth Schmidt, Jiuquan (Wüste Gobi)
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Die Chinesen waren bereits auf dem Mars und dem Mond. Auf dem Erdtrabanten wollen sie bald eine Forschungsstation bauen. Doch das ist längst nicht alles. Was China plant.
Eine Reise wie unsere ist eine seltene Gelegenheit für westliche Medien. 4.30 Uhr, Wüste Gobi, gut 1.900 Kilometer westlich von Peking. Wir sind umgeben von militärischem Sperrgebiet. Der genaue Standort des Weltraumbahnhofs Jiuquan fehlt auf Online-Karten.
Jiuquan hat die Dimension einer Kleinstadt, hier werden Chinas Taikonauten trainiert. Die Crew des erst zwölften bemannten Raumflugs der Volksrepublik stellt sich der Presse hinter Glas vor. Wir Journalisten wurden außerdem gebeten, einen Corona-Test zu machen. Bei der Shenzhou17-Mission soll nichts schiefgehen.
Shenzhou17-Weltraum-Mission bricht Rekorde
Die Mission bricht gleich mehrere Rekorde: Mit 34, 35 und 48 Jahren befindet sich das jüngste Taikonauten-Team an Bord, das China je in den Orbit geschickt hat. Alle drei sind Militär- und Partei-Mitglieder. Die Crew soll die erste Außenreparatur an Chinas Raumstation durchführen. Die Sonnenkollektoren der Tiangong (deutsch: Himmelspalast) seien durch umherfliegenden Weltraumschrott leicht beschädigt worden, heißt es.
Commander Tang Hongbo ist außerdem der erste Taikonaut, der schon zum zweiten Mal ins All fliegt. "Bei meinem ersten Flug schaute ich immer wieder aus dem Fenster zur Erde. Das war unglaublich emotional: Das einst verarmte und geschwächte China ist heute der hellste und schönste Ort auf dem Planeten", erinnert sich Tang.
China als größter Raumfahrt-Konkurrent der USA
China entwickelt seitdem sein eigenes Programm, betreibt eine eigene Weltraumstation, landete als einzige Nation auf der erdabgewandten Seite des Mondes, war auf dem Mars, testete Waffen, die Satelliten zerstören können. Jetzt will China eine Forschungsstation nahe dem Südpol des Mondes bauen. Dort werden, neben wertvollen Rohstoffen, vor allem Eis und damit Wasser vermutet.
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Peking will Himmel großflächig vermessen
Tiangong wiegt nur etwa ein Viertel der Internationalen Raumstation ISS und besitzt aktuell drei Module. Von einer T-Form soll sie jetzt in eine Kreuz-Form umgebaut und erweitert werden, kündigt Lin Xiqiang, stellvertretender Generaldirektor der China Manned Space Agency CMSA, an. "Wir planen auch bald den Start des Weltraumteleskops Xun Tian."
Dieses Weltraumteleskop soll ein 300-mal größeres Sichtfeld haben als das von Nasa und Esa entwickelte Hubble-Teleskop.
Weltmacht im Weltraum zu sein ist Xi Jinpings großer Traum. Erst zum Jahreswechsel verkündete Chinas Staats- und Parteichef feierlich die Fertigstellung der Raumstation Tiangong. 2030 soll der erste Chinese auf dem Mond landen. Etwa zu dieser Zeit soll die ISS in den Ruhestand gehen.
Chinas Anspruch an neue Weltall-Mission: "Kommt siegreich wieder!"
Private Raumfahrtunternehmen wie SpaceX in den USA werden dann eine neue Rolle spielen und das Wettrennen im All neue Fahrt aufnehmen. Laut Chinas Plan könnten ab 2036 regelmäßig Menschen auf den Mond fliegen und dort für gewisse Zeit wohnen.
Als die drei Taikonauten auf dem Militärgelände in der Wüste Gobi zu ihrem Weltraumflug verabschiedet werden, hören wir die Menge skandieren: "Wir wünschen Euch Erfolg! Kommt siegreich wieder!" Weltraumforschung ist Chinas ganzer Stolz und eng mit Patriotismus und Nationalismus verwoben. Auch die Shenzhou17-Mission ist zum Erfolg verpflichtet. Sechs Monate haben die Taikonauten im All nun Zeit, neue Erkenntnisse zu sammeln.
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