China: "Lifeline Express" - Ein Krankenhaus auf Schienen
Klinik-Zug in China:1.300 Augen-Operationen in drei Monaten
von Luisa Houben, Peking
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Der "Lifeline Express" ist eine Augenklinik auf Schienen. Der Zug bringt medizinische Versorgung dahin, wo die Menschen kein Geld für eine Behandlung im Krankenhaus haben.
Große Teile von Chinas armer Landbevölkerung können sich keine teuren Operationen leisten. Ein Zug kommt deshalb zu ihnen – und ermöglicht die so wichtigen Behandlungen.04.07.2024 | 6:23 min
"Ich hoffe, wieder sehen zu können. Euch alle sehen zu können", sagt Liang Qiu Feng. Die 65-Jährige lebt seit fünf Jahren mit dem Grauen Star. Eine Krankheit, die sich wie ein Schleier über die Augen legt, sie trüb und blind macht. Manche haben sie von Geburt an, bei anderen ist es das Alter. In China sind davon 208 Millionen Menschen über 60 Jahre betroffen.
China: Es fehlt an Kliniken, Ärzten und Geld
Helfen kann ein kleiner medizinischer Eingriff. Doch rund um Shaoguan im Südosten Chinas, wo Liang Qiu Feng lebt, gibt es kein Krankenhaus, in dem sie operiert werden könnte. In den ländlichen Regionen der Volksrepublik fehlt es an Kliniken und gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten. Hinzu kommt: Viele Landwirtinnen und Landwirte können sich einen Krankenhausaufenthalt nicht leisten. In Chinas Krankenversicherungssystem müssen sie immer draufzahlen.
Hilfe fährt auf Schienen vor: der "Lifeline Express". Ein in Regenbogenfarben angestrichener Zug, der umgebaut wurde zu einem Krankenhaus – mit Schlafwagen für die Patienten, Untersuchungsraum, OP-Raum und einem Wagen für das mitreisende medizinische Personal.
Hier werden Liang Qiu Feng und 44 weitere Patienten drei Tage lang versorgt: mit Essen, einer Augenuntersuchung und der Operation am Grauen Star. Für die Patientinnen und Patienten ist das alles kostenlos.
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Mehr als 40 Augen-OPs am Tag
Mitgereist nach Shaoguan sind zwei Pflegerinnen und zwei Augenärztinnen, eine von ihnen ist Xia Houghe. Eigentlich arbeitet sie in einem Krankenhaus in Hongkong. Das hat sie freigestellt, damit sie drei Monate lang im "Lifeline Express" mitarbeiten kann. Ein anstrengender Job mit vielen Operationen, wenig Zeit und auf engstem Raum:
Hinter dem Projekt steht eine Hilfsorganisation, die 1997 in Hongkong gegründet wurde. Ihre vier Züge sind im ganzen Land unterwegs und halten dort, wo es für die Menschen zu einer Augenklinik zu weit wäre, weil sie in den Bergen oder auf dem Land leben. Laut Pressemeldung hat der "Lifeline Express" bereits an 280 Orten Halt gemacht und es wurden mehr als 230.000 Augenoperationen durchgeführt. Die Idee für den Krankenhauszug kam ursprünglich aus Indien. Auch dort reisen Ärzte zu ihren Patienten, um sie kostenlos zu behandeln
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Misstrauen bei den Patienten
In China sei das Misstrauen der Landbevölkerung anfangs groß gewesen, erzählt Gründerin Nellie Fong im Gespräch mit der ZDFheute:
Mehr als 25 Jahren finanzierte sich der "Lifeline Express" über Spenden, mittlerweile hat der Staat ihn sich zu eigen gemacht. Einer der größten Geldgeber ist die staatliche Ölgesellschaft. Die lokalen Behörden helfen bei der Organisation.
"Die Patienten fallen nicht vom Himmel, sie kommen nicht automatisch. Es braucht diese Zusammenarbeit, um das Angebot bekannt zu machen", sagt Gründerin Fong. Immer wieder stelle sie fest, wie wenig die Menschen auf dem Land über Vorsorge, gute Ernährung und gesunden Lebensweise wüssten. "Das Gesundheitssystem kann sicherlich noch verbessert werden, vor allem was die Gesundheitserziehung betrifft," sagt Fong.
Lifeline Express: Nur eine Auge pro Patient
Am Tag der OP malt eine Pflegerin ein schwarzes Kreuz über Liang Qiu Fengs rechtes Auge. Ältere Patientinnen wie sie werden nur an einem Auge operiert. So will die Hilfsorganisation möglichst vielen Menschen helfen. Liang Qiu Feng freut sich:
Nach drei Tagen im Klinik-Zug, verlässt Liang Qiu Feng den Bahnhof von Shaoguan mit besserer Sicht.
Ärztin Xi Houghe wird die nächste Gruppe Patienten empfangen. Am Ende ihres dreimonatigen Einsatzes im "Lifeline Express" wird sie 1.300 Augen operiert haben.
Künstliche Intelligenz ist längst in Kliniken und Praxen im Einsatz. In Zukunft könnte sie Ärzte und Pfleger stärker entlasten. Werden Patienten bald von Dr. KI behandelt?