Ministerpräsidentin in Bangladesch tritt nach Unruhen zurück

    Demonstranten stürmen Amtssitz:Bangladesch: Ministerpräsidentin tritt zurück

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    Tausende Menschen in Bangladesch haben den Amtssitz der Ministerpräsidentin Sheikh Hasina gestürmt. Diese ist zurückgetreten und hat das Land verlassen.

    Hasina Wajed, zurückgetretene Premierministerin Bangladeshs
    Im Zuge der wochenlang anhaltenden Proteste ist Bangladeshs Premierministerin Hasina außer Landes geflohen. Zuletzt sind die Proteste mit rund 300 Toten eskaliert.05.08.2024 | 1:36 min
    Die regierungskritischen Demonstranten in Bangladesch haben den Amtssitz von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina gestürmt. Auf Fernsehbildern war am Montag zu sehen, wie Tausende Menschen in den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka eindringen.
    Die vom Fernsehsender Kanal 24 verbreiteten Bilder zeigten, wie die Demonstranten zu Tausenden in den Palast von Hasina eindrangen. Anschließend begannen sie zu feiern und winkten in die Kameras. "Sie ist geflohen, sie ist geflohen", riefen manche. Viele zeigten das Victory-Zeichen.

    Hasina tritt zurück - Flucht nach Indien?

    Nach den tagelangen Protesten und Ausschreitungen ist Hasina wegen der Unruhen von ihrem Amt zurückgetreten. Außerdem soll sie Berichten zufolge mit einem Hubschrauber nach Indien geflohen sein. Offiziell bestätigt ist ihr Aufenthaltsort bislang nicht.
    Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Regierungskreise, dass Hasina und ihre Schwester in Sicherheit gebracht worden seien. Die Lage im Land sei explosiv, sagte Justizminister Anisul Huq demnach zu Reuters. Er wisse nicht, was noch geschehe.
    Hasina habe nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP eigentlich noch eine Rede aufzeichnen wollen, aber keine Möglichkeit mehr dazu gehabt.

    Armee-Chef kündigt Übergangsregierung an

    Armeechef General Waker-Uz-Zaman bestätigte, dass Hasina das Land verlassen habe. In einer Fernsehansprache im staatlichen TV sagte er, dass nun eine Übergangsregierung gebildet werde. Dafür werde er mit den wichtigsten Oppositionsparteien sowie Vertretern der Zivilgesellschaft sprechen - nicht aber mit der Partei von Hasina. Die Gespräche dafür liefen bereits.

    Ich übernehme die volle Verantwortung.

    Waker-Uz-Zaman, Chef der bengalischen Armee

    Er rief die seit Wochen gegen die Regierung protestierenden Studenten auf, Ruhe zu bewahren und auf weitere Demonstrationen zu verzichten.
    Männer rennen vorbei an einem brennenden Fahrzeug.
    In Bangladesch ist nach den eskalierten Protesten gegen die Regierung zuvor eine Ausgangssperre verhängt worden. Bei den Ausschreitungen waren 300 Menschen ums Leben gekommen.05.08.2024 | 0:21 min

    Studenten hatten zu Marsch auf Dhaka aufgerufen

    Trotz einer Ausgangssperre hatten Studenten für Montag zu einem Marsch auf die Hauptstadt Dhaka aufgerufen, um den Druck auf Hasina für einen Rücktritt zu erhöhen. Tags zuvor waren bei den schwersten Ausschreitungen seit der Unabhängigkeit des Landes vor über 50 Jahren Dutzende Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. Insgesamt beläuft sich die Zahl der bei den Demonstrationen getöteten Menschen auf mindestens 300.
    Angesichts der angespannten Lage hatte Hasinas Sohn vor der Stürmung des Palastes noch die Sicherheitskräfte des Landes aufgefordert, jeden Putschversuch gegen seine Mutter zu verhindern. "Eure Pflicht ist es, für die Sicherheit unseres Volkes und unseres Landes zu sorgen und die Verfassung aufrechtzuerhalten", erklärte der in den USA lebende Sajeeb Wazed Joy im Onlinenetzwerk Facebook.
    Die Massendemonstrationen begannen im Juli als Proteste gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst, die Kritikern zufolge Unterstützer von Hasina bevorzugte. Immer mehr aber wurde der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin und ihres Kabinetts zum Ziel der Protestbewegung. Ihr haben sich mittlerweile Menschen aus allen Bevölkerungsschichten angeschlossen, auch Filmstars, bekannte Musiker und ehemalige Generäle haben ihre Unterstützung ausgedrückt.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: AFP, Reuters, dpa, AP

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