Proteste in Bangladesch: Dutzende Tote - Ausgangssperre

    Eskalation der Gewalt:Dutzende Tote bei Protesten in Bangladesch

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    In Bangladesch sind innerhalb weniger Stunden offenbar fast 100 Menschen ums Leben gekommen. Die Proteste gegen eine Quote bei Beamtenjobs eskalieren. Die Regierung reagiert.

    Vor einem brennenden Haus laufen drei Menschen, einer davon mit einem Stock bewaffnet, her
    In Bangladesch eskalieren die Proteste gegen eine zweifelhafte Quote bei Besetzung von Beamtenstellen
    Quelle: AFP

    Bei heftigen Auseinandersetzungen während Protesten gegen die Regierung in Bangladesch sind Berichten zufolge Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die führende Tageszeitung "Prothom Alo" meldete am Sonntag mindestens 97 Tote. Der Sender Channel 24 berichtete von mindestens 72 Todesfällen durch Gewalt. Weitere Quellen kommunizieren andere Opferzahlen.
    Das Militär verhängte erneut eine Ausgangssperre, die unter anderem für die Hauptstadt Dhaka und andere Gebiete ab Sonntagabend (Ortszeit) auf unbestimmte Zeit gelten sollte.
    Ein Soldat steht vor dem Obersten Gericht in Dhaka, Bangladesch. Das Oberste Gericht in Bangladesch hat die Vorschrift, spezielle Bevölkerungsgruppen für den öffentlichen Dienst zu bevorzugen, gelockert. Sie hatte zu massiven Protesten geführt.
    Das Oberste Gericht in Bangladesch hat die Vorschrift, spezielle Bevölkerungsgruppen für den öffentlichen Dienst zu bevorzugen, gelockert. Sie hatte zu massiven Protesten geführt.21.07.2024 | 0:22 min

    Bangladesch: Schwere Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten

    Am Sonntag kam es Medienberichten zufolge zu schweren Zusammenstößen zwischen Anhängern der nationalistischen Oppositionspartei BNP und Bereitschaftspolizisten sowie Gefolgsleuten der Regierungspartei Awami League und mit ihr verbündeter Organisationen.
    Im Viertel Uttara in der Hauptstadt Dhaka setzten Beamte Tränengas ein, um Hunderte Menschen zu vertreiben, die eine wichtige Kreuzung blockierten. Demonstranten stürmten Häuser und randalierten laut den Berichten in einem Büro einer gemeinnützigen Organisation, in dem Hunderte Aktivisten der Regierungspartei in Stellung gegangen waren. Augenzeugen berichteten zudem, dass Bomben gezündet worden seien und Schüsse zu hören gewesen seien.
    bangladesch
    Bangladesch ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder der Welt. Extreme Wetterereignisse sind hier besonders häufig. Hilfsorganisationen versuchen zu zeigen, welche Nahrungsmittel sich unter diesen Bedingungen gut anbauen lassen. 13.03.2024 | 4:23 min

    Regierung legt Land zunächst lahm

    Die Organisatoren der Proteste riefen zur "Nichtkooperation" auf. Die Leute sollten keine Steuern oder Energierechnungen zahlen und am Sonntag - einem Arbeitstag in Bangladesch - nicht zum Dienst erscheinen, lautete ihr Appell. Büros, Banken und Fabriken waren letztlich zwar geöffnet, doch hatten Pendler in Dhaka und in anderen Städten Probleme, zur Arbeit zu kommen.
    In einer Reaktion auf die Unruhen erklärte die Regierung den Montag, Dienstag und Mittwoch kommender Woche zu Feiertagen. Gerichte wurden auf unbestimmte Zeit geschlossen. Mobilfunkdienste wurden gekappt, Facebook und Messaging-Dienste wie Whatsapp waren nicht erreichbar. Der Staatssekretär für Information und Medien, Mohammed Ali Arafat, erklärte, mit dem Schritt solle die Gewalt eingedämmt werden.

    Proteste nach zweifelhaftem Quotengesetz

    Im Juli waren die Proteste aufgeflammt, die sich zunächst gegen ein Quotensystem richteten, durch das bis zu 30 Prozent der Stellen im öffentlichen Dienst an Verwandte von Veteranen gehen sollten, die im Unabhängigkeitskrieg Bangladeschs gegen Pakistan 1971 kämpften.
    Doch Kritiker monierten, der Plan bevorzuge Anhänger von Regierungschefin Hasina, deren Awami League die Unabhängigkeitsbewegung anführte. Das Oberste Gericht schränkte die kontroverse Quotenregelung zwar vor kurzem stark ein, doch gehen die Proteste weiter. Die Demonstranten fordern nun Rechenschaft für die Todesfälle bei den Kundgebungen, die sie auf exzessive Gewaltanwendung der Polizei zurückführen. Und sie verlangen den Rücktritt von Ministerpräsidentin Hasina.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: AP, dpa

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