Ukraine: Wie der Krieg dem Jobmarkt zusetzt

    Folgen für die Wirtschaft:Ukraine: Wie der Krieg dem Jobmarkt zusetzt

    von Thomas Dudek
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    Trotz des Krieges erlebt die ukrainische Wirtschaft einen leichten Aufschwung. Doch der Krieg sorgt gleichzeitig dafür, dass Unternehmen freie Stellen oft nicht besetzen können.

    Arbeiter in der Ukraine
    Im Kriegsverlauf immer weniger verfügbar: Arbeiter in der Ukraine
    Quelle: picture alliance / Photoshot

    Fast täglich stattfindende russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte oder die seit Monaten andauernde Debatte über ein neues Mobilisierungsgesetz, mit dem das Militär 500.000 Menschen einberufen möchte. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass die vor zwei Jahren begonnene russische Großinvasion das Leben der Menschen in der Ukraine bestimmt.
    Dass für die Gegenwart und Zukunft des Landes aber nicht allein nur militärische Aspekte wichtig sind, zeigte sich während des jüngsten Weltwirtschaftsforums in Davos. Denn neben Staatspräsident Wolodomyr Selenskyj oder Außenminister Dmytro Kuleba, die bei der Veranstaltung um weitere militärische, politische und finanzielle Unterstützung warben, waren vor Ort auch Vertreter ukrainischer Unternehmen, die ausländische Investoren von der Ukraine zu überzeugen versuchten.
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    Bruttosozialprodukt nur auf dem Papier besser?

    Und die Bedingungen, zumindest auf dem Papier, könnten trotz des Krieges schlechter sein. Während 2022 das Bruttosozialprodukt wegen der russischen Großinvasion noch um 29,1 Prozent eingebrochen ist, ging es vergangenes Jahr wieder aufwärts mit der Wirtschaft in der Ukraine.
    Was dazu führte, dass sowohl die ukrainische Nationalbank als auch der Internationale Währungsfonds ihre Prognosen bezüglich des realen Wirtschaftswachstums für 2023 nach oben korrigierten. So geht die Nationalbank davon aus, dass das Bruttosozialprodukt im vergangenen Jahr nicht nur um 2,9 Prozent gewachsen ist, sondern um 4,9.
    Das sind Zahlen, die zwar ein Lichtblick sind, von denen man sich aber nicht täuschen lassen sollte. Laut Berechnungen des in Kiew ansässigen "Institute for Economic Research", war das Bruttosozialprodukt im Oktober 2023 um rund 28 Prozent geringer als im Oktober 2021.
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    Migration, Besatzung, Mobilisierung: Jobmarkt unter schwierigen Vorzeichen

    Nichtsdestotrotz macht sich ein zarter wirtschaftlicher Aufschwung bemerkbar. Während im März 2022, dem ersten Monat des Krieges, auf eine freie Stelle noch 24 Bewerber kamen, sind es heute, je nach Statistik, nur noch zwei bis drei. Dmytro Sacharuk, Geschäftsführer der im Energiebereich tätigen Holdinggesellschaft DTEK, erklärte Ende Dezember:

    Es wird immer schwieriger, Angestellte zu finden. Vor allem solche, die professionell und qualifiziert sind

    Dmytro Sacharuk, Geschäftsführer DTEK

    Und damit war Sacharuk bei dieser Veranstaltung, an der noch vier Topmanager teilnahmen, keine Ausnahme. Oleksandr Komarow, Chef des größten ukrainischen Mobilfunkanbieters Kyivstar, berichtete über dieselben Probleme und nannte auch gleich den Hauptgrund.

    Die Zahl der offenen Stellen hat sich dem Vorkriegsniveau angenähert, die Zahl der Menschen auf dem Arbeitsmarkt ist jedoch um mehrere Millionen gesunken.

    Oleksandr Komarow, Chef von großem Mobilfunkanbieter

    "Migration, Besatzung, die Mobilisierung. All dies führt dazu, dass es Probleme damit gibt, jemanden zu finden", so der Manager.

    Mehr Frauen in Metallverarbeitung

    Unterstrichen werden diese Aussagen durch Statistiken. Seit dem 24. Februar 2022 bis Oktober 2023 hat der ukrainische Arbeitsmarkt durch die Mobilisierung und Flucht 781.000 Männer verloren. Hinzukommen 1,5 Millionen Frauen, die vor dem Krieg ins Ausland geflohen sind. Insgesamt also fast 2,3 Millionen Menschen, die nicht nur auf dem Arbeitsmarkt fehlen, sondern dem Staat auch als Steuerzahler.
    Wie schwer es ist, Arbeitskräfte zu finden, zeigt sich an zwei Entwicklungen besonders: Es stieg die Zahl der Frauen, die nun in klassischen Männerberufen tätig sind wie der Metallverarbeitung oder der Möbelindustrie.

    Durchschnittsgehalt in Ukraine gestiegen

    Zudem nahm - wegen des Arbeitskräftemangels - das Durchschnittsgehalt zu. Im vergangenen Jahr betrug es laut dem ukrainischen Statistikamt 17.937 Hrywnja monatlich, rund 440 Euro. Das sind 23 Prozent mehr als 2022.
    Und auch in diesem Jahr werden die Gehälter voraussichtlich steigen. Allerdings sind mit dem Krieg auch die Lebenshaltungskosten der Menschen in der Ukraine gestiegen.
    Gleichzeitig zeichnen sich schon heute Probleme ab, die Kriegsrückkehrer zukünftig auf dem Arbeitsmarkt haben könnten. Laut einer im November veröffentlichten Studie des ukrainischen Arbeitgeberverbandes haben Unternehmer Angst, Veteranen einzustellen. Als der häufigste Grund wird mit 79 Prozent deren psychischer Zustand genannt.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

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