Der ukrainische Präsident Selenskyj wirbt beim Weltwirtschaftsforum um weitere Unterstützung. ZDF-Korrespondent Ulf Röller in Davos schätzt seine Erfolgschancen ein.17.01.2024 | 1:10 min
Die
Ukraine hat sich im vergangenen Jahr eine gewisse wirtschaftliche Stabilität erkämpft - und das mitten im Krieg. Doch nun starrt die Regierung in Kiew in ein riesiges Haushaltsloch und
braucht dringend finanzielle Unterstützung. Doch ist ungewiss, ob und wann von den größten Verbündeten und Geldgebern - den
USA und der
EU - frische Gelder kommen.
Wie geht es der ukrainischen Wirtschaft?
Der Internationale Währungsfonds hat der ukrainischen Wirtschaft eine "bemerkenswerte Resilienz" bescheinigt. In den ersten Kriegsmonaten 2022 büßte das Land wegen der Besatzung und Zerstörung durch die russischen Angriffstruppen ein Drittel seiner Wirtschaftsleistung ein. Die
Inflation kletterte auf 26 Prozent, da die Zentralbank die Gelddruckmaschine anwarf, um klaffende Haushaltslücken zu schließen.
Im vergangenen Jahr jedoch beruhigte sich die Lage. Die Inflation fiel auf 5,7 Prozent, während die Wirtschaft um 4,9 Prozent zulegte und damit sogar große Volkswirtschaften wie Deutschland hinter sich ließ.
Warum ist die Ukraine derart auf finanzielle Hilfe angewiesen?
Das Land gibt fast die gesamten Mittel, die über Steuern eingenommen werden, für die Finanzierung des Abwehrkampfs gegen russische Truppen aus. Das hinterlässt ein gewaltiges Defizit, weil andere Rechnungen beglichen werden müssen, um die Gesellschaft am Laufen zu halten.
Seit Kriegsbeginn vor knapp zwei Jahren hat die Region um Lwiw rund 350 000 Kriegsflüchtlinge aufgenommen. Die UN schätzt, dass 40 Prozent aller Ukrainer auf Hilfe angewiesen sind.15.01.2024 | 1:40 min
Die Ukraine behalf sich zu Kriegsbeginn zunächst mit Gelddrucken, riskierte jedoch, die Inflation zu befeuern und die Landeswährung Hrywnja massiv zu entwerten. Als die Finanzhilfen regelmäßiger flossen, konnte die Regierung mit der Praxis aufhören. Der im November vom ukrainischen Parlament verabschiedete Haushalt kommt ohne das Anwerfen der Gelddruckmaschine aus.
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos stehen der Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen im Fokus. Geplant ist zudem ein Runder Tisch zur europäischen Verteidigung.17.01.2024 | 0:28 min
Ein wichtiger Faktor sei auch die Anpassung der Altersversorgung gewesen, die bei umgerechnet 92 Euro pro Monat liegen könne, um die Inflation aufzufangen, sagt Hlib Wyschlinski, Exekutivdirektor des Zentrums für ökonomische Strategie, einer Denkfabrik in Kiew. Doch falls wieder Geld gedruckt werde, brächte die daraus resultierende Inflation "eine Menge Leute in echte Armut". Um so etwas zu vermeiden, brauche die Ukraine "bis Anfang Februar eine Entscheidung und das Geld bis Anfang März", betont der Experte.
Wie sieht es aktuell mit den Hilfen aus der EU und USA aus?
Um die Haushaltslücke zu schließen, bräuchte die Ukraine in diesem Jahr Hilfen in Höhe von umgerechnet 38 Milliarden Euro. Das Land hofft auf 8,5 Milliarden Dollar (rund 7,3 Milliarden Euro) aus den USA und 16,5 Milliarden Euro von der EU, doch ist noch ungewiss, ob die Gelder fließen werden.
Beim EU-Gipfel im Dezember wollten die Staats- und Regierungschefs ein neues Hilfspaket beschließen, doch Ungarn stellte sich quer. Der Staatenbund
sucht nach Wegen, wie die anderen 26 Mitgliedsländer vor einem für den 1. Februar geplanten EU-Gipfel noch Geld für das Land auftreiben können.
Noch ungewisser ist die
Lage in Washington. Die Republikaner im US-Kongress machen ihr Ja zu Finanzhilfen für Kiew von verschärften Maßnahmen beim Grenzschutz abhängig, um die irreguläre Migration einzudämmen. Dagegen stemmen sich viele Demokraten, eine Einigung ist nicht in Sicht.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: AP