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Interview
Albaniens Ministerpräsident Rama:"Wir sind der EU treu bis in den Tod“
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Bis 2030 will Albanien bereit sein, der EU beizutreten. Im ZDF-Interview erklärt Ministerpräsident Edi Rama, warum Russland und China sein Land nicht verführen können.
Auf dem Westbalkan-Gipfel in Berlin traf Edi Rama auch Bundeskanzler Olaf Scholz.
Quelle: ddp images
ZDFheute: Sie haben als Ziel ausgegeben, dass Albanien 2030 bereit ist für den Beitritt zu EU. Wo sehen Sie die größeren Hindernisse? In Albanien oder in der EU?
Edi Rama: Im Moment sehe ich keine größeren Hindernisse, denn noch wirkt der Putin-Effekt. Leider hat es erst die Aggression Russland gegen die Ukraine gebraucht, um die EU wachzurütteln und auch den Westbalkan auf den richtigen Kurs zu bringen. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und die EU muss liefern.
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ZDFheute: Aber wie lange kann man im Warteraum der EU sitzen, ohne die Geduld zu verlieren?
Rama: Wir verlieren nie die Geduld, weil es keine Alternative zur Europäischen Union gibt. Anderswo kann man guten Kaviar finden, man kann niedrige Zinsen für sein Geld finden, aber man kann nirgendwo sonst ein Leben finden, in dem individuelle Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und funktionierende Demokratie auf diese Art gewährleistet sind.
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ZDFheute: Was halten Sie von der Annäherung Ihrer Nachbarstaaten an China?
Rama: Ich respektiere die Entscheidungen eines jeden, denn bevor man über andere spricht, muss man sich in deren Lage versetzen. Aber Sie haben recht: Der westliche Balkan ist kein einheitliches Land, wenn es um die Außenbeziehungen geht. Albanien ist in dieser Hinsicht völlig sauber.
Wir sind das einzige Land in Europa ohne chinesische Investitionen.
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ZDFheute: Für Ihre Nachbarn gilt das nicht.
Rama: Der russische Einfluss in der Region ist stark. Die Bindungen zu Russland sind stark und auch die Abhängigkeiten. Serbien zum Beispiel ist nicht Deutschland. Es kann sich nicht so schnell umstellen, weil es weder die Ressourcen noch die Kapazitäten hat, sich so schnell vom russischen Gas zu lösen. Aber wenn es um Geopolitik geht, sind wir nicht nur weniger infiziert, wir sind uninfizierbar. Wir sind der EU treu bis in den Tod, weil es das erste Mal in unserer Geschichte ist, dass wir wählen können. Und wir konnten nie wählen.
ZDFheute: "Korruption gab es in allen Abteilungen und auf allen Ebenen der Regierung", so steht im Lagebericht des US-Außenministeriums über Albanien. Wie wollen Sie das hinbekommen?
Rama: Wenn Sie den Bericht des Außenministeriums lesen, lesen Sie bitte auch, was dort über andere Länder geschrieben wird, sogar über EU-Länder. Und bitte lesen Sie auch den Bericht der Europäischen Kommission. Die Kommission dankt Albanien für die größte und umfassendste Justizreform in der Region.
Sie werden angeklagt und verurteilt werden. Natürlich haben wir immer noch Probleme mit Korruption. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.
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ZDFheute: Sie wollen im nächsten Jahr zum vierten Mal wiedergewählt werden? Sind Sie unersetzlich?
Rama: Niemand ist unersetzlich. Bis jemand kommt, der ihn ersetzt.
ZDFheute: Warum treten sie noch mal an?
Rama: Ich will meine Aufgabe, meine Mission erfüllen. Wir waren sehr weit zurück. Wir haben das Bruttoinlandsprodukt verdoppelt, wir haben den Mindestlohn fast verdreifacht. Wir sind eine touristische Erfolgsgeschichte. Letztes Jahr hatten wir 10 Millionen Touristen, in diesem Jahr werden es zwölf Millionen ein. Wir haben den am schnellsten wachsenden Flughafen Europas.
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Aber noch fehlen viele Dinge. Ich hoffe, dass ich die Unterstützung der Menschen dafür bekomme, um Albanien so weit voranzubringen, dass es sich an den Tisch der EU setzen könnte. Ob wir dort Platz nehmen dürfen, hängt von der Entscheidung der EU ab. Aber das Wichtigste ist, dass wir anklopfen können. Dann ist meine Mission beendet.
Das Interview führte Andreas Kynast.
Quelle: ZDF
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