Produkte stehen Kopf - Warum das im Supermarkt zu sehen ist

    Stiller Protest in Deutschland:Warum Produkte im Supermarkt umgedreht werden

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
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    Stiller Protest: Auf den Kopf gestellte Produkte sind nun auch in deutschen Supermärkten zu sehen. Die dahinterstehende Botschaft dürfte jedoch vielen noch unbekannt sein.

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    Bohnendosen, Frischkäse, Pringles - plötzlich stehen in deutschen Supermärkten zahlreiche Produkte kopfüber im Regal. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass es sich um amerikanische Waren handelt, die von Kunden absichtlich verkehrt herum zurückgestellt wurden. Was steckt hinter dieser ungewöhnlichen Aktion?

    Stiller Protest in deutschen Supermärkten

    Im Internetforum "Reddit" verbreiten sich immer mehr Fotos von ungewöhnlichen Aktionen in deutschen Supermärkten. Ein Nutzer postet Bilder aus dem Supermarkt "um die Ecke".
    Eine Hand, die vor mehreren Pringles-Dosen den Daumen nach oben zeigt
    Daumen hoch für umgedrehte Pringles-Dosen in einem Geschäft in Deutschland.

    Auf einem seiner Fotos sind die bekannten Pringles-Chips verkehrt herum im Regal gestapelt. Ein weiteres Bild zeigt Frischkäsebecher von "Philadelphia", die ebenfalls auf dem Kopf stehen. Auf einem anderen Foto liegen Süßigkeiten wie "Reese's" falsch herum.
    Ein weiterer Reddit-Nutzer postet ein Bild von Bohnendosen von "Heinz", die ebenfalls verkehrt herum stehen, sowie von "Twix"-Schokoriegeln in derselben Stellung. Der Kommentar dazu: "Die Menschen in meiner Stadt haben die Botschaft verstanden."
    Ein Post auf der Platform Reddit zeigt ein Foto mit umdrehten Bosendohnen in einem deutschen Supermarkt
    Der Trend ist europaweit verbreitet, auch aus etwa Frankreich und Portugal kommen ähnliche Beiträge. Dahinter verbirgt sich ein stiller Protest - gegen US-Produkte und möglicherweise die Politik der Vereinigten Staaten.
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    Reddit-Nutzer schließen sich unter "Buy from EU" zusammen

    Unter dem Schlagwort "Buy from EU" teilen immer mehr Reddit-Nutzer ihre Fotos und Erfahrungen. Seit Mitte Februar haben sich bereits mehr als 189.000 Mitglieder (Stand: 25.03.2025) der Bewegung angeschlossen.
    Ihr Ziel: die Förderung europäischer Produkte. Sie verstehen sich als eine Gemeinschaft, die sich der Unterstützung von Waren "Made in Europe" verschrieben hat. Der Fokus liegt darauf, den Kauf von EU-Produkten zu stärken.
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    Aus der ursprünglich informativen Sammlung von Alternativen zu US-Produkten ist inzwischen eine Website entstanden. Auf "GoEuropean.org" werden amerikanische Produkte und ihre europäischen Gegenstücke aufgelistet - allerdings ohne jeglichen Aufruf zu einem Boykott.

    Kunden kehren Tesla den Rücken

    Die wohl lauteste Form der Kundenabkehr findet offline statt. In den USA und Europa tauchen immer häufiger Bilder von beschädigten oder beschmierten Tesla-Fahrzeugen auf. Einige Tesla-Besitzer versuchen, sich mit Aufklebern zu distanzieren, etwa mit der Aussage: "Ich habe das Auto gekauft, bevor Elon verrückt wurde."
    DENMARK-US-AUTOMOBILE-POLITICS
    Dieser Sticker klebt auf einem Tesla in Dänemark.
    Quelle: AFP

    Im März 2025 wurden mehrere Brandanschläge auf Tesla-Modelle in den USA und Europa bekannt. Diese Vorfälle stehen im Zusammenhang mit der "Tesla Takedown"-Bewegung, die sich gegen die politischen Aktivitäten von Tesla-Chef Elon Musk richtet, der außerdem besonderer Angestellter der US-Regierung ist.
    Das hat spürbare Konsequenzen: Die Verkaufszahlen von Tesla sind drastisch gesunken. In den ersten beiden Monaten 2025 lagen die Zulassungen in Deutschland um mehr als 76 Prozent unter dem Vorjahr. Ähnliche Rückgänge sind auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten.
    Musk hatte in der Vergangenheit unter anderem Werbung für die AfD gemacht, einen mutmaßlichen Hitlergruß gezeigt und auf seiner Plattform X kontroverse Beiträge veröffentlicht.
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    Elon Musk attackiert die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung. Auf seiner Kurznachrichtenplattform X hetzt er auf, interagiert mit Rechtsextremen und beschimpft Gegner.11.03.2025 | 44:30 min

    Welche Folgen könnte ein Boykott haben?

    Wie könnte sich der weltweite Boykott von US-Produkten auf die amerikanische Wirtschaft auswirken? Der Politologe Larry Gerston, Experte für zivilgesellschaftlichen Widerstand, erklärt im Gespräch mit ZDFheute: "Die Auswirkungen werden nicht sofort spürbar sein, aber sie werden sich im Laufe der Zeit entfalten."
    Gerston beschreibt den Prozess als eine Kettenreaktion, die schließlich zu einer globalen Rezession führen könnte. Es werde jedoch einige Wochen bis Monate dauern, bis sich die vollen Konsequenzen zeigen.




    Wie stark kann die Kundenabkehr die US-Wirtschaft treffen?

    Laut Gerston ist nicht die Zivilgesellschaft verantwortlich für die Auswirkungen, sondern US-Präsident Donald Trump, gegen dessen Politik sich die Kundenabkehr in erster Linie richte. "Er steht kurz davor, einen unnötigen Handelskrieg zu beginnen", warnt der Politologe. "Seine Aktionen könnten das Handelsgleichgewicht destabilisieren, da nicht nur die USA, sondern auch andere Länder - darunter traditionelle Verbündete der USA - betroffen wären."
    Ein Grund dafür ist, dass im globalen Handel oft schwer nachzuvollziehen ist, welche Unternehmen hinter einem Produkt stehen und welche Länder zuliefern. Ein US-Produkt im Supermarkt könnte beispielsweise in Europa produziert worden sein, was Arbeitsplätze in Ländern wie Deutschland betrifft.
    So schaden Boykotte am Ende allen. "Aber genauso wie Streiks den Arbeitnehmern kurzfristig schaden, sind Boykottierende bereit, vorübergehende Nachteile in Kauf zu nehmen, wenn sie an langfristige Vorteile glauben", bilanziert Gerston.

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    Quelle: dpa

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