Sexszenen sind zurück auf der Leinwand

    Erotik im Kino:Sexszenen sind zurück auf der Leinwand

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    Der Sex ist zurück in den Kinos, doch er hat sich - mit teils ungewohnten erotischen Szenen - verändert. Woran liegt es, dass Sexszenen ein Comeback haben?

    Kinds of Kindness
    "Nach einer Zeit der Keuschheit sind Hollywood-Filme wieder offen für Sex", titelte kürzlich die "New York Times".
    Quelle: Imago

    Lange Zeit sahen Sexszenen in Hollywood oft gleich aus. Schummriges Licht im Schlafzimmer, der Mann liegt über der Frau im Bett, und während er sich zu ihr beugt, wird abgeblendet. Oder es ging etwas expliziter zu, etwa in den erotischen Thrillern, die in den 90er Jahren produziert wurden. An Klischees wurde dabei nicht gespart.
    In den späten 2010er Jahren sind Sexszenen in Hollywood dann aus der Mode gekommen, womöglich auch wegen der MeToo-Bewegung. Bis jetzt. Filme wie "Kinds of Kindness" oder "Love Lies Bleeding", die bald in die Kinos kommen, zeigen: Der Sex in größeren Kino-Filmen ist zurück. Und er hat sich verändert.
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    "Hollywood-Filme wieder offen für Sex"

    "Nach einer Zeit der Keuschheit sind Hollywood-Filme wieder offen für Sex", betitelte kürzlich die "New York Times". Die neuen Filme haben teils sehr explizite erotische Szenen und sind diverser geworden. Da lutscht eine Frau der anderen die Zehen ("Love Lies Bleeding" mit Kristen Stewart) oder schauen sich Figuren in einem beklemmenden Szenario einen Porno an, den sie früher mal gedreht haben ("Kinds of Kindness" mit Emma Stone).
    Es gab zuletzt viele Filme mit ungewohnten erotischen Szenen. Dabei war nie der klassische, romantische Film-Sex in Missionarsstellung zu sehen - stattdessen sind die Szenen irritierend ("Saltburn"), lustig ("Poor Things") oder komplett auf die Lust der Frau fokussiert ("Don’t Worry Darling"). Woran liegt es, dass Sexszenen ein Comeback haben? Und was zeichnet eine gute Sexszene in Filmen eigentlich aus?

    "Szenen haben sich verändert"

    Man kann diese Fragen einer Intimitätskoordinatorin stellen. Die Schauspielerin Anne Schäfer arbeitet, wenn sie nicht selbst dreht, in der Funktion. Intimitätskoordinatorinnen stellen sicher, dass intime Szenen bei Dreharbeiten zu Filmen und Serien gut geplant und im Einverständnis aller Beteiligten gedreht werden.
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    Schäfer teilt den Eindruck, dass Sexszenen in Filmen anders geworden sind - zumindest teilweise. "Die Szenen haben sich verändert im jungen Film", sagte die 45-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt eine realistischere und diversere Darstellung."

    Ich glaube, dass da eine neue Generation an Filmemachern heranwächst, denen das wichtig ist.

    Anne Schäfer, Schauspielerin

    Warum wieder häufiger Sexszenen zu sehen sind

    Ihr Zweitberuf dürfte eine Erklärung dafür sein, warum es wieder häufiger Sexszenen in Filmen zu sehen gibt: Weil Beraterinnen darauf achten, dass alle am Set einverstanden sind mit dem, was passiert. Das war früher anders, etwa beim Erotik-Klassiker "Basic Instinct" von 1992. Hauptdarstellerin Sharon Stone schlägt darin in einer legendär gewordenen Szene die Beine übereinander und trägt nichts darunter.
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    Stone sagte später, dass sie angelogen worden sei und nicht gewusst habe, dass in diesem Moment ihr Intimbereich gezeigt wird. Gut zwanzig Jahre später konnte man noch ähnliche Erfahrungen hören, zum Beispiel beim Cannes-Gewinner "Blau ist eine warme Farbe" von 2013.
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    Inzwischen sind Intimitätskoordinatorinnen zumindest bei englischsprachigen Drehs üblich. Auch bei "Love Lies Bleeding" (Kinostart 18. Juli) gab es so jemanden. Darin spielt Hollywoodstar Kristen Stewart eine Frau, die mit einer Bodybuilderin anbandelt. Während sich der Film von einer schrägen Romanze in einen Thriller verwandelt, sieht das Publikum, wie die beiden Frauen miteinander schlafen. Zuvor masturbiert Stewarts Figur Lou einmal.
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    Neulich sagte Hollywoodstar Meryl Streep etwas Interessantes zum Thema. Sie beschrieb die Szene in "Jenseits von Afrika", wenn Robert Redford als Denys ihrer Figur Karen die Haare wäscht, als "Sexszene". Es sei eine solche, weil sie so intim sei, sagte die 75-Jährige in einem Gespräch bei den Filmfestspielen in Cannes.

    Wir haben schon so viele Szenen gesehen, in denen Menschen ficken, aber wir sehen nicht diese Liebe und Berührung, diese Fürsorge.

    Meryl Streep, Hollywoodstar

    Das Historiendrama "Jenseits von Afrika" kam 1985 heraus. Über die Jahre folgten in der Kinogeschichte viele weitere ikonische Intimszenen. Irgendwann wurde Hollywood zurückhaltender. Einen Grund sieht die "New York Times" im Filmmarkt. "In den 2000er Jahren begannen die Produktionsfirmen, sich zwanghaft auf Franchises und Animationsfilme mit Freigabe ab 13 Jahren zu konzentrieren - Genres, die ein weltweites Publikum ansprechen und Merchandising-Produkte verkaufen können.

    Die Studios wollten auch nach China expandieren, wo die Zensur keine Sexszenen zulässt. Infolgedessen wurden immer weniger erotische Geschichten auf der großen Leinwand gezeigt (außer in Programmkinos)." Das habe sich inzwischen geändert, auch, weil die Studios aufgehört hätten, nach China zu schielen - wo sich Hollywood-Filme schlecht verkauften. 

    Die Arbeit von Intimitätskoordinatorinnen und der Markt könnten also Gründe für eine neue Freizügigkeit im Film sein. Diese tritt dem Publikum auch bei "Kinds of Kindness", dem neuen Film von "Poor Things"-Regisseur Giorgos Lanthimos (Kinostart 4. Juli), ins Auge. Beim Filmfest Venedig fragte Lanthimos vergangenes Jahr: "Warum gibt es keinen Sex mehr in Filmen?" Es scheint, als hätte Hollywood seinen Ruf erhört.

    Quelle: dpa

    Quelle: dpa, Lisa Forster

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