Welche Folgen Parodontitis für den Organismus haben kann
Entzündung des Zahnfleischs:Parodontitis kann den Körper krank machen
von Gunnar Fischer
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Bei einer Parodontitis sind nicht nur Gebiss und Kiefer betroffen. Welche Folgen die akute oder chronische Entzündung des Zahnhalteapparates auf den ganzen Körper haben kann.
Weil eine Parodontitis nicht sofort zu Schmerzen führt, wird sie oft relativ spät diagnostiziert.
Quelle: dpa
Schätzungsweise 35 Millionen Menschen sind in Deutschland von einer Parodontitis betroffen. Vermutlich liegt die Dunkelziffer jedoch weit höher, denn vor allem die chronische Entzündung im Mundraum wird oft viel zu spät diagnostiziert.
Bakterien streuen über Blutbahn in gesamten Körper
Die Gefahren durch eine chronische Parodontitis sollten nicht unterschätzt werden. Darauf weist Nicole Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie der Philipps-Universität Marburg, hin:
In den Parodontitis-Taschen tummeln sich ganz viele Bakterien. Zudem gibt es ganz viele Entzündungsprodukte, Giftstoffe, die diese Bakterien produzieren. Und die streuen über die Blutbahn in den gesamten Körper.
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Prof. Dr. Nicole Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie der Philipps-Universität Marburg,
Schreitet die Zerstörung des Zahnhalteapparates unbehandelt fort, droht langfristig nicht nur der Zahnverlust. Die chronische Entzündung des Mundraums kann Folgen für den gesamten Organismus haben.
Parodontitis kann Gefahr für Herzklappen sein
Es gibt zum Beispiel Hinweise, dass durch die Parodontitis die Gefahr einer bakteriellen Besiedlung der Herzklappen mit den Folgen einer Herzmuskelentzündung besteht. Auch sei das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht, erklärt die Expertin.
Rauchen ist in aller Munde, dass es eben Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert, Schlaganfälle fördert. Aber Parodontitis ist dem sicherlich ebenbürtig. Das ist eine genauso große Gefahr.
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Prof. Dr. Nicole Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie, Philipps-Universität Marburg
Unter dem Begriff Parodontose wurden im alltäglichen Sprachgebrauch lange Zeit Erkrankungen des Zahnhalteapparates zusammengefasst. Als Überbegriff gilt diese Bezeichnung inzwischen jedoch als veraltet. Sie findet allenfalls noch Verwendung, wenn es darum geht, den Rückgang von Zahnfleisch und Kieferknochen ohne eine vorliegende Entzündung zu beschreiben.
Als Parodontitis wird die entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates (Parodontium) bezeichnet. Ein Zahnfleischschwund und eine voranschreitende Zerstörung des Zahnhalteapparats geht in der Regel mit entzündlichen Prozessen einher. Dieser Begriff hat sich deshalb als korrektere Bezeichnung auch übergreifend durchgesetzt.
Risiko für schwere Verläufe von Rheuma, Bluthochdruck steigt
Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht bei einer chronischen Entzündung des Mundraums ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von chronischen Atemwegserkrankungen, Rheuma, Osteoporose und Bluthochdruck. Auch Einflüsse auf Demenz und Parkinson werden in der Fachwelt diskutiert. Besonders gut sind mögliche Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Diabetes wissenschaftlich belegt.
Botenstoffe können Blutzuckerspiegel beeinträchtigen
Durch die chronischen Entzündungen der Parodontitis werden Botenstoffe in den Körper freigesetzt, die negative Folgen auf den Blutzuckerspiegel haben können. Dadurch steigt die Gefahr für diabetische Komplikationen.
Wir wissen, wenn einer eine schwere Parodontitis hat, dass dann auch der Blutzuckerwert schlecht eingestellt wird.
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Prof. Dr. Nicole Arweiler, Philipps-Universität Marburg
Umgekehrt löse beim Diabetes das überzuckerte Blut, wenn es in die Zahnfleischtaschen hineinkommt, noch mal weitere Entzündungen aus, erläutert Arweiler.
Welche Wechselwirkungen eine Parodontitis im Körper haben kann
Quelle: ZDF
Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Parodontitis stärken
Obwohl die Wechselwirkungen einer Parodontitis mit anderen Erkrankungen unter Experten bekannt sind, sieht Nicole Arweiler Aufholbedarf - sowohl in der Aufklärung als auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit.
"Ich glaube, wir müssen überall noch das Bewusstsein stärken, nicht nur in der Bevölkerung, sondern eben auch in den verschiedenen Fachdisziplinen, bei den Parodontologen oder Zahnärzten, bei den Internisten und den Diabetologen", erklärt Arweiler. Der Diabetologe könne Parodontitis vielleicht früh erkennen und den Patienten zum Zahnarzt schicken.
Oft keine Schmerzen bei Zahnfleischentzündung
Vielen Betroffenen sei die Existenz einer Parodontitis gar nicht bewusst, obwohl die Entzündung in der Mundhöhle bereits in vollem Gang ist. Das Dilemma: Im Gegensatz zu einer Karieserkrankung oder einem abgebrochenen Zahn träten bei der Parodontitis zunächst keine Schmerzen auf. Man erkenne zwar schnell ein Loch im Zahn, aber eine Parodontitis werde meist zu spät diagnostiziert, mahnt Arweiler.
Die Erkrankung verlaufe lange Zeit unbemerkt im Verborgenen, tief in den Zahnfleischtaschen. Um eine Parodontitis zu erkennen, sei ein aufwändiges Messen der Zahnfleischtaschen erforderlich, doch fehle für diese Sondierungsmaßnahme häufig das Bewusstsein, erläutert die Expertin.
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