Papst Franziskus: Gänswein hat Benedikt instrumentalisiert
Neues Buch enthüllt Details:Papst spricht über Verhältnis zu Benedikt
von Jürgen Erbacher
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Ungewöhnlich offen spricht Papst Franziskus über die letzten beiden Konklave. In seinem neuen Buch verteidigt er seinen Vorgänger - und kritisiert dessen Sekretär Gänswein scharf.
Acht Jahre war Benedikt XVI. Papst. 2022 verstarb er, nachdem er zuvor das Papstamt aufgab. 31.12.2022 | 58:41 min
Eigentlich steht auf das Brechen des Konklavegeheimnisses die Exkommunikation. Doch für einen Papst gelte das nicht, erklärt Papst Franziskus in dem neuen Buch "Der Nachfolger", das heute in Spanien erscheint. Er erzählt detailliert, wie nach dem Tod von Johannes Paul II. im April 2005 Kardinäle versucht hätten, ihn als Gegenkandidaten zu Joseph Ratzinger - den späteren Papst Benedikt XVI. - aufzubauen.
Sie wollten diesen blockieren, um dann einen ihnen genehmen Kompromisskandidaten vorzuschlagen, schreibt Franziskus. Er habe aber nicht mitgespielt. So wurde es am Ende doch Ratzinger, auch mit der Stimme Jorge Mario Bergoglios (so der bürgerliche Name des heutigen Papstes). Franziskus gibt sich überzeugt:
Der Rücktritt Benedikts XVI. 2013 kam überraschend und warf Kritik auf. Als emeritierter Papst war er nicht immer zurückhaltend.31.12.2022 | 4:13 min
Franziskus: Zeit für Wandel war noch nicht reif
Nach den Umwälzungen unter Johannes Paul II. habe man "einen Papst gebraucht, der ein gesundes Gleichgewicht bewahrt, einen Übergangspapst". Damals sei die Zeit für Wandel noch nicht reif gewesen, ein Kandidat wie er, Bergoglio, hätte nichts erreichen können außer eine Menge Ärger.
Mit Blick auf seine eigene Wahl berichtet er, dass er zwar von Anfang an viele Stimmen bekommen habe. Doch er dachte, diese seien nur bei ihm "geparkt". Erst in der Mittagspause des 13. März 2013, an dem er später im fünften Wahlgang gewählt wurde, sei ihm klar geworden, worauf es hinauslaufen könnte.
Am Ostersonntag appellierte Papst Franziskus für den Frieden auf der Welt.31.03.2024 | 1:43 min
Versuch Franziskus', Brücken zwischen Lagern zu bauen?
Interessant ist ein Detail: So habe der italienische Kardinal Angelo Scola im Konklave 2013 den Kardinälen geraten, ihn, Bergoglio, zu wählen. Der Mailänder Kardinal Scola galt als großer Favorit der Ratzinger-Fraktion, viele Experten handelten ihn als möglichen Nachfolger Benedikts XVI. Sollte sich 2013 also unter umgekehrten Vorzeichen das wiederholt haben, was 2005 bei der Wahl Ratzingers passierte?
Damals verhalf Bergoglio Benedikt ins Amt, 2013 ein Benedikt-Getreuer dann Franziskus. Oder spricht aus vielen Zeilen des neuen Buches der Versuch des amtierenden Pontifex, Brücken zu bauen zwischen den beiden Lagern, die es auch im zwölften Jahr seines Pontifikats noch gibt?
An Gründonnerstag wusch Papst Franziskus als Zeichen seiner Demut die Füße von zwölf Inhaftierten. 29.03.2024 | 2:35 min
Franziskus: Benedikt und ich blickten mit Sorgen auf Synodalen Weg
Franziskus lobt seinen Vorgänger, spricht immer wieder von dem guten Verhältnis, das sie zeitlebens gehabt hätten. Schon als Erzbischof von Buenos Aires sei der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Ratzinger ein wichtiger Gesprächspartner für ihn gewesen. Das habe sich auch im Pontifikat von Benedikt XVI. und in der Zeit als Emeritus nicht geändert, beschwört Franziskus.
Beide hätten etwa die Sorge mit Blick auf den deutschen Synodalen Weg geteilt. Benedikt XVI. habe ihm nicht hineinregiert und sich nicht instrumentalisieren lassen, auch wenn das Kardinäle versucht hätten. Vielmehr habe Benedikt XVI. ihn gegen Kritik verteidigt, etwa als er, Franziskus, sich für eine gesetzliche Regelung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ausgesprochen habe. Das sei keine Häresie, habe Benedikt den Kritikern erwidert.
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Franziskus: Gänswein hat Benedikt instrumentalisiert
Während Franziskus seinen Vorgänger verteidigt, zeigt er sich verärgert über dessen Sekretär Georg Gänswein. Er wirft ihm vor, Benedikt instrumentalisiert zu haben, etwa als er wenige Tage nach dessen Tod ein Buch über ihn veröffentlicht. "Ein guter Sekretär hilft dir und hinterlässt keine Spuren", erklärt Franziskus. Weil ihm die Rolle der letzten Papstsekretäre nicht gefallen habe, habe er diese Funktion abgeschafft. Er tausche seine Sekretäre regelmäßig aus. Sie arbeiteten zudem in Teilzeit auch in anderen Vatikanbehörden.
Franziskus berichtet über eine Verschwörung im Pontifikat Benedikts: Kardinal Pietro Parolin sollte als Kardinalstaatssekretär verhindert werden. Benedikt habe das aufgedeckt und erste Personen entlassen. Er habe die "Säuberung" fortgesetzt und Parolin in das Amt befördert. So spricht aus Franziskus' Buch der Versuch, eine große Kontinuität und Nähe der beiden Päpste aufzuzeigen. Dass es auch viele Unterschiede gibt, darauf geht er nicht ein.