Katholische Kirche: Segnung homosexueller Paare möglich

    Katholische Kirche:Vatikan: Segnung homosexueller Paare möglich

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    Noch im Februar hatte der Vatikan einer Segnung von homosexuellen Paaren eine Absage erteilt. Jetzt veröffentlichte die katholische Kirche eine Grundsatzerklärung.

    Der Petersplatz im Vatikan. Symbolbild
    Katholische Priester dürfen homosexuelle Paare segnen.
    Quelle: Mauro Scrobogna/LaPresse via ZUMA Press/dpa/Archivbild

    Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung homosexueller Paare in der katholischen Kirche unter genau festgelegten Bedingungen geebnet. Dies geht aus einer Grundsatzerklärung hervor, die der Vatikan am Montag in Rom veröffentlichte. Demnach dürfen katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen.
    Kirchen-Experte Jürgen Ehrbacher im Studiogespräch mit Moderator Mitri Sirin.
    Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung homosexueller Paare durch die katholischen Kirchen frei gemacht. Eine Kehrtwende im Vatikan? Experte Jürgen Erbacher im Gespräch.18.12.2023 | 1:44 min

    Keine Segnung während Gottesdiensten

    In dem Text mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.
    Die Erklärung der Glaubensbehörde wurde in mehreren Sprachen veröffentlicht. Sie trägt die Unterschrift des Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernandez, und wurde von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt.
    Italien-Korrespondent Andreas Postel im Gespräch mit Moderator Ralph Szepanski.
    Der Papst hat heute eine Grundsatzerklärung gebilligt, die die Segnung homosexueller Paare in der katholischen Kirche erlaubt. Ein Sinneswandel im Vatikan? ZDF-Korrespondent Andreas Postel ordnet ein.18.12.2023 | 0:57 min
    In dem Text der Behörde betont Fernandez, dass die Kirche ihr Verständnis von dem, was ein Segen ist, im Licht der seelsorgerischen Ideale von Papst Franziskus "erweitert und angereichert" habe.

    Verständnis des Segens erweitert

    Mit diesem weiterentwickelten Verständnis des Segens sei es möglich, "Paare in regelwidrigen Situationen und Paare desselben Geschlechts zu segnen, ohne damit ihren Status offiziell zu bestätigen oder die seit jeher gültige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu ändern".
    Auf dem Bild ist die Segnungsfeier vor dem Kölner Dom für homosexuelle Paare zu sehen.
    In Deutschland werden Segensfeiern für homosexuelle Paare in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt.21.09.2023 | 1:59 min
    Noch im Februar 2021 hatte die vatikanische Glaubensbehörde mitgeteilt, Segnungen homosexueller Paare seien in der katholischen Kirche nicht möglich. Papst Franziskus hatte allerdings bereits zu Beginn seines Pontifikats 2013 gesagt:

    Wenn jemand homosexuell ist und guten Willens nach Gott sucht, wer bin ich, darüber zu urteilen?

    Papst Franziskus im Jahr 2013

    Laut geltender katholischer Lehre ist es zwar keine Sünde, homosexuell zu empfinden. Gleichgeschlechtliche intime Handlungen seien aber "in sich nicht in Ordnung". Das Ausleben der Sexualität sei der Ehe vorbehalten, die nur von einem Mann und einer Frau geschlossen werden könne.
    Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den deutschen Reformprozess Synodaler Weg und im März von der Synodalversammlung beschlossen worden.

    Queer-Beauftragter: "Längst überfälliges Signal"

    Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), nannte die Entscheidung des Vatikans ein "längst überfälliges Signal". "Damit erhalten auch in Deutschland all diejenigen Rückendeckung, die gleichgeschlechtliche Paare segnen wollen", sagte er der dpa. "Es gibt keine Liebe erster und zweiter Klasse. Es gibt nur Liebe." Eine kirchliche Unterscheidung in reguläre und irreguläre Partnerschaften, wie sie der Vatikan vornehme, sei aber weiterhin diskriminierend.
    Quelle: KNA, dpa