Die berühmte Kathedrale Notre-Dame in Paris wird fünf Jahre nach dem Brand wiedereröffnet.
Quelle: ap
Seit dem Morgengrauen versammeln sich Schaulustige vor den weiträumigen Absperrungen um Notre-Dame, erwarten ungeduldig die Eröffnung. Fünfeinhalb Jahre haben mehr als 2.000 Menschen die Kathedrale wieder aufgebaut, die Steine von Ruß und jahrhundertealtem Schmutz befreit.
Jetzt wird sie wieder geöffnet. Eine Woche werden die Feierlichkeiten andauern, den Auftakt machen heute
Emmanuel Macron und der Erzbischof Laurent Ulrich.
Brand von Notre-Dame im April 2019
Rückblick: Am 15. April, um kurz vor 19:00 Uhr bricht in der Kathedrale von Notre-Dame ein Feuer aus, frisst sich durch den Dachstuhl, eine Stunde später stürzt der Vierungsturm herunter.
Pariser*innen und Tourist*innen versammeln sich am Seineufer und auf den Brücken, beobachten, wie die Flammen sich durch das Dach fressen, wie der Vierungsturm einstürzt. Bis in die frühen Morgenstunden kämpfen die Einsatzkräfte gegen das Feuer.
Notre-Dame steht in Flammen
Das Pariser Wahrzeichen steht in Flammen. Gegen 18:50 Uhr am 15. April 2019 wurde der Brand im Dachstuhl der Kathedrale entdeckt.
Quelle: ZDF
Die Tage nach dem Brand und die Entscheidung für den Wiederaufbau
Am Tag danach verspricht Macron in einer Fernsehansprache, Notre-Dame werde innerhalb von fünf Jahren wieder aufgebaut sein, "noch schöner" als zuvor. Innerhalb weniger Tage gehen über 800 Millionen Euro Spenden aus der ganzen Welt ein, die die Restaurierung finanzieren werden. Bevor diese beginnt, muss das Gebäude abgesichert und gereinigt werden. Und es muss entschieden werden, wie die Kathedrale zukünftig aussehen soll.
Ein Dach aus Glas, mit Garten oder ein Vierungsturm, der leuchtend Himmel und Erde miteinander verbindet - während die Kathedrale gesichert wird, kommen im Jahr nach dem Brand viele Ideen auf, wie Notre-Dame aufgebaut werden könnte. Im Juli 2020 fällt die Entscheidung: Die Kathedrale soll so aussehen wie vor dem Brand.
Das Großfeuer durchdrang auch die Gewölbe und schwächte die Kalksteinmauern. Nach einjährigen Aufräum- und Sicherungsarbeiten war die Einsturzgefahr gebannt, die historisch originalgetreue Rekonstruktion der Kathedrale konnte beginnen.02.12.2024 | 52:33 min
Absicherung der Kathedrale und erste Vorbereitungen
Leicht verzögert durch die
Covid-Pandemie beginnt im Sommer 2020 der Abbau des Gerüsts, was während des Brandes für Restaurierungsarbeiten am Vierungsturm angebracht war. Insgesamt müssen 40.000 Teile beseitigt werden.
An die Strebebögen im Innenraum werden Stützen montiert, das Gewölbe wird trockengelegt. Die Orgel, von den Flammen verschont, aber stark verschmutzt, wird ausgebaut. Die Sicherung der Vierung des Querschiffs signalisiert das Ende der Sicherungsphase im August 2021.
Reinigung und Restaurierung des Innenraums
Obwohl das Feuer den Innenraum der Kathedrale nicht erreicht hat, wurde dieser indirekt beschädigt. Eingestürzte Gewölbe und Bleistaub haben sich über die Wände, Malereien und Fenster gelegt. Im Frühjahr 2021 beginnen die ersten Reinigungsarbeiten. Tausende Quadratmeter werden abgesaugt, die Maschinen mit speziellen Filtern versehen, um die Bleipartikel einzufangen. Die restlichen Verschmutzungen mit einer Latexschicht abgezogen.
Die bemalten Teile der Wände müssen vorsichtig von Hand gereinigt werden. Unter dem Ruß des Feuers und jahrhundertealten Verschmutzungen kommt der strahlend helle Kalkstein der Kathedrale wieder zum Vorschein.
Sie restaurieren Notre Dame – und haben sich seit zwei Jahren zu Chorproben getroffen ihren Auftritt in der Kirche vorbereitet. Ab dem 7. Dezember wird Notre Dame wieder geöffnet. 21.11.2024 | 2:02 min
Wiederaufbau des Vierungsturms
Ein Jahr vor der Wiedereröffnung der Kathedrale findet die Spitze des Vierungsturmes ihren Platz im Himmel über Paris. Ende 2023 thronen die vergoldete Krone und das Kreuz gemäß dem ursprünglichen Entwurf Viollet-le-Ducs wieder über der Stadt.
Wenige Tage später wird der neue goldene Hahn in 96 Metern Höhe montiert. Neben Reliquien, gerettet aus dem Feuer, befindet sich im Bauch des Hahns eine Schriftrolle mit den Namen der 2.000 Handwerker*innen, die am Wiederaufbau beteiligt waren.
Rund ein Jahr vor der geplanten Wiedereröffnung bekommt der Kirchturm eine neue Spitze.18.12.2023 | 3:27 min
Vollendung des Dachstuhls
Während des Feuers brannte der hölzerne Dachstuhl von Notre-Dame fast vollständig aus. Für den Wiederaufbau wurden 2.000 Eichen gefällt, aus verschiedenen Regionen Frankreichs. Über die Hälfte von ihnen wurde im Dachstuhl verbaut.
So originalgetreu wie möglich sollte der Dachstuhl wieder aufgebaut werden - mit Techniken aus dem Mittelalter. Aus ganz
Frankreich wurden die schönsten Bäume ausgewählt, in Ateliers in Form geschlagen und schließlich nach Paris transportiert. Im Frühjahr 2024 sind die Arbeiten am Dach vollendet worden.
Vier Jahre nach dem Großbrand ist der goldene Gockel zurück auf dem Dach der Pariser Kathedrale.17.12.2023 | 0:15 min
Notre-Dame wird wieder geöffnet
3.000 geladene Gäste, 40 Staats- und Regierungschefs, Platz für 40.000 Personen am Ufer der Seine. Mit einer Eröffnungszeremonie wird Notre-Dame heute wieder geöffnet.
Obwohl ein Großteil der Renovierungsarbeiten abgeschlossen ist, werden die Bauarbeiten noch andauern. Im kommenden Jahr werden Kopfende der Kathedrale und Sakristei restauriert, bis 2028 soll der Vorplatz mit einer geplanten Begrünung umgebaut werden.
Auch die Brandursache ist noch nicht geklärt. Ob Kurzschluss oder gar Zigarettenglut, im November 2024 sprach die Pariser Staatsanwaltschaft von andauernden Ermittlungen.
Carolin Auen arbeitet im ZDF-Auslandsstudio Paris.
Mehr als 2.000 Tage nach dem Brand wird Notre-Dame wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Erkunden Sie interaktiv den Wiederaufbau der Kathedrale in Paris.