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FAQ
Erster Fall mit neuer Variante:Mpox in Deutschland: Was dazu bekannt ist
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Es ist der erste Fall in Deutschland: Laut RKI hat eine Person die neue Variante des Mpox-Virus aus dem Ausland mitgebracht. Hier finden Sie Antworten auf wichtige Fragen.
Kolorierte Transmissionselektronenmikroskopie von Affenpockenpartikeln (grün), die in einer infizierten Zelle (rosa und lila)
Quelle: AFP
In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit der neuen Mpox-Variante Klade Ib nachgewiesen worden. Die Ansteckung sei im Ausland erfolgt und am vergangenen Freitag nachgewiesen worden, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit.
Das RKI geht nach eigenen Angaben trotz des Nachweises aber "weiterhin nicht von einer erhöhten Gefährdung" aus. "Mögliche Auswirkungen auf die Empfehlungen für den Öffentlichen Gesundheitsdienst werden derzeit geprüft", heißt es weiter.
Was der Fall nun bedeutet und was über die Variante Klade Ib bekannt ist - ein Überblick.
Was unterscheidet die neue Mpox-Variante von früheren?
Die neue Mpox-Variante Klade Ib breitet sich seit mehreren Monaten in mehreren afrikanischen Ländern aus. Nach Behördenangaben starben seit Jahresbeginn insgesamt 1.100 Menschen an der Variante, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief Mitte August eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aus.
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Laut WHO ist Klade Ib ansteckender und gefährlicher als frühere Mpox-Varianten. Gesicherte Angaben dazu gibt die Datenlage derzeit allerdings noch nicht her. Infektionen der Klade I wurden bislang vor allem in Zentralafrika beobachtet.
Infektionen der Klade II traten auch schon in Deutschland auf. Nach RKI-Angaben erkrankten seit Mai 2022 bislang hierzulande bereits 3.800 Menschen an der Varianten Klade IIb. Todesfälle in Verbindung mit dieser gab es demnach bisher nicht.
Wie überträgen sich Mpox-Viren?
"Der Weg der Ansteckung mit der mutierten Klade I ist sehr ähnlich dem der Klade II", sagt der Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht gegenüber ZDFheute. "Für beide gilt, dass relativ enger Hautkontakt nötig ist, um eine Infektion auszulösen."
"Vermutlich ist sogar ein längerer direkter Hautkontakt mit einem akut Infizierten nötig für eine Infektion", sagt Specht.
Quelle: Dr. Christoph Specht
... Jahrgang 1961, ist promovierter Arzt und Medizinjournalist. Regelmäßig ordnet er in der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich" sowie in verschiedenen Medien als Experte die medizinischen Hintergründe aktueller Ereignisse ein.
Was bedeutet das für die Ansteckungsgefahr?
Zwar geht Specht von weiteren Fällen in Deutschland aus. Der Experte glaubt aber, dass die Fallzahlen insgesamt "gering bleiben" - auch weil die Übertragung im Gegensatz zu Corona oder Influenze nicht "über die Luft erfolgt, sondern nur durch engen körperlichen Kontakt".
Lokale Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen seien zwar denkbar, aber unwahrscheinlich. "Risikogruppen, wie Menschen mit einem promiskuitiven Sexualverhalten, sollten Vorkehrungen treffen, vor allem im Zusammenhang mit internationalen Kontakten", rät Specht. "Menschen in der Pflege oder mit anderweitig engem Kontakt zu vielen Menschen sollten die Symptome kennen."
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Welche Symptome haben Infizierte?
Zu den Mpox-Symptomen zählen ein typischer Ausschlag sowie häufig auch allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Tödliche Verläufe sind in Ländern mit guten Behandlungsstandards selten.
Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen?
"Eine Impfung gegen Pocken, wie sie früher verabreicht wurde, scheint einen guten Schutz auch noch nach Jahrzehnten zu bieten", sagt Experte Specht. "Die aktuelle Impfung gegen Pocken ist ebenfalls möglich."
Specht verweist zudem auf normale Hygienemaßnahmen wie häufigeres Händewaschen, "wie sie im Winter sowieso empfohlen werden".
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Das RKI rät zudem Infizierten, engen Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden, bis der Ausschlag abgeklungen und der letzte Schorf abgefallen ist. Auch auf geschützten Sex sollte verzichtet werden. Die Ansteckungsgefahr bestehe, solange Symptome vorhanden seien. Das gelte in der Regel bis zum Abfallen der Krusten.
In Sperma könnten vermehrungsfähige Mpox-Viren aber möglicherweise auch nach dem Abheilen der Pusteln vorhanden sein. Deswegen sollte nach einer Erkrankung und dem Abheilen aller Wunden beim Sex acht Wochen lang ein Kondom benutzt werden.
Mpox ist eine Infektionskrankheit, die ursprünglich in erster Linie durch Viren von Tieren auf den Menschen übertragen wurde. Zur Vorbeugung von Stigmatisierungen wurde die bis dahin als Affenpocken bezeichnete Krankheit 2022 von der WHO in Mpox umbenannt. In Afrika wurde Mpox bei vielen verschiedenen Tieren nachgewiesen, vor allem bei Nagetieren und mehreren Affenarten. Auch von Mensch zu Mensch können die Viren weitergegeben werden.
1970 wurde die damals als Affenpocken bezeichnete Erkrankung in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, erstmals beim Menschen festgestellt - in einer Region, in der die Pocken zwei Jahre zuvor ausgerottet worden waren. Im Frühjahr 2003 wurden die ersten Fälle außerhalb Afrikas gemeldet, in den Vereinigten Staaten. Seit Mai breiten sie sich auch in weiteren Ländern aus; vor allem in Westeuropa, darunter auch Deutschland.
1970 wurde die damals als Affenpocken bezeichnete Erkrankung in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, erstmals beim Menschen festgestellt - in einer Region, in der die Pocken zwei Jahre zuvor ausgerottet worden waren. Im Frühjahr 2003 wurden die ersten Fälle außerhalb Afrikas gemeldet, in den Vereinigten Staaten. Seit Mai breiten sie sich auch in weiteren Ländern aus; vor allem in Westeuropa, darunter auch Deutschland.
Die Symptome ähneln denen der Pocken. Dazu zählen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost sowie geschwollene Lymphknoten. Es entwickeln sich teilweise sehr schmerzhafte Hautveränderungen in Form von Flecken und Pusteln, die mit der Zeit verkrusten und abfallen.
Der Ausschlag tritt vor allem an Gesicht, Handflächen und Fußsohlen auf. Es sind jedoch auch Haut- und Schleimhautveränderungen an Mund, Genitalien und Augen möglich. Die Hautveränderungen halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab.
Der Ausschlag tritt vor allem an Gesicht, Handflächen und Fußsohlen auf. Es sind jedoch auch Haut- und Schleimhautveränderungen an Mund, Genitalien und Augen möglich. Die Hautveränderungen halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab.
Durch den Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten kranker Tiere können sich Menschen mit dem Virus anstecken. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur bei engem Kontakt möglich. Das Virus wird dabei durch Tröpfcheninfektion, Wunden, den Bläscheninhalt und Schorf auf der Haut oder Körperflüssigkeiten wie Speichel übertragen. Laut einer Studie gehen 95 Prozent der aktuellen Mpox-Fälle auf sexuelle Kontakte zurück.
Die in Deutschland gemeldeten Fälle betrafen fast ausschließlich Männer, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben. Nur eine Handvoll Fälle bei Frauen sind hierzulande bekannt. Schwangere, die sich mit Mpox angesteckt haben, können das Virus an ihr ungeborenes Kind weitergeben. Eine Ansteckung des Babys ist auch bei der Geburt möglich.
Die in Deutschland gemeldeten Fälle betrafen fast ausschließlich Männer, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben. Nur eine Handvoll Fälle bei Frauen sind hierzulande bekannt. Schwangere, die sich mit Mpox angesteckt haben, können das Virus an ihr ungeborenes Kind weitergeben. Eine Ansteckung des Babys ist auch bei der Geburt möglich.
In der Regel halten die Symptome zwei bis vier Wochen an. Infizierte können andere anstecken, solange sie Symptome haben. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Mpox in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen.
Allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. Insbesondere Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit Immunschwäche können schwer erkranken. Zu möglichen Komplikationen gehören Hautinfektionen, Lungenentzündung, Verwirrtheit sowie Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können. Auch die Menge an Viren, denen ein Patient ausgesetzt war, spielt eine Rolle für den Krankheitsverlauf.
Quelle: AFP
Allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. Insbesondere Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit Immunschwäche können schwer erkranken. Zu möglichen Komplikationen gehören Hautinfektionen, Lungenentzündung, Verwirrtheit sowie Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können. Auch die Menge an Viren, denen ein Patient ausgesetzt war, spielt eine Rolle für den Krankheitsverlauf.
Quelle: AFP
Erkrankte, die mit anderen Menschen zusammenwohnen, sollten sich laut RKI möglichst nicht in denselben Zimmern aufhalten - zumindest so lange ihre Haut noch Wunden aufweist. "Ideal ist die Unterbringung in einem Einzelzimmer mit Zugang zu einem eigenen Badezimmer." Auch der Kontakt zu Haustieren sollte vermieden werden.
Was heißt das für Infizierte?
Infizierten sollten ihre Wunden so weit wie möglich mit Kleidung oder Verbänden abdecken, rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA). Falls das nicht möglich ist - etwa bei Hautveränderungen im Gesicht oder an den Händen - kann das örtliche Gesundheitsamt den Angaben zufolge eine häusliche Isolierung anordnen.
"Die Isolation endet, sobald der Ausschlag im Alltag mit Kleidung oder Verband abgedeckt werden kann oder der Ausschlag vollständig abgeheilt ist und alle Krusten abgefallen sind", heißt es dazu. Nach Angaben des RKI kann das bis zu vier Wochen dauern.
Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen einer neuen Variante des Mpox-Virus die weltweite Notlage ausgerufen. Molekular-Virologe Prof. Dr. Ingo Drexler ordnet die Situation ein.15.08.2024 | 4:47 min
Quelle: AFP, dpa, ksch
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