Mpox in Europa: "Das wird nicht zum Flächenbrand werden"

    Interview

    Experte zu erstem Fall in Europa:Mpox: "Wird nicht zum Flächenbrand werden"

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    Schweden meldet den ersten Mpox-Fall außerhalb von Afrika. Der Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht erklärt, wieso diese Viren dennoch kein echtes Pandemie-Potenzial haben.

    Kolorierte transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viruspartikeln (türkis) in einer infizierten Zelle (braun)
    Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen der Ausbreitung des Mpox-Virus, früher bekannt als "Affenpocken", eine weltweite Notlage ausgerufen. Nun gibt es einen Fall in Schweden.16.08.2024 | 4:54 min
    Wegen der Ausbreitung einer neuen Variante der Mpox-Viren, früher bekannt als "Affenpocken", hat die Weltgesundheitsorganisation ihre höchste Alarmstufe aktiviert. Vor allem in Zentralafrika gibt es viele Mpox-Ausbrüche. In der Demokratischen Republik Kongo und Nachbarländern gab es bis Anfang August über 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle.
    Diese Woche wurde erstmals auch ein Fall in Europa festgestellt: Schweden meldete eine Infektion bei einer Person, die sich zuvor in einem afrikanischen Land aufgehalten hatte.
    Sehen Sie oben in voller Länge das Interview ab Minute 01:54 (ZDF-Sendung" heute in Europa") und lesen Sie hier die wichtigsten Auszüge.
    Das sagt Experte Christoph Specht dazu, ...

    ... wie ansteckend und gefährlich Mpox auch für uns in Europa ist

    "Also zunächst mal ist dieser Mpox-Ausbruch in den zentralafrikanischen Staaten ein Problem, und zwar durchaus ein erhebliches. Es sind ja relativ viele Menschen betroffen, mit einer wahrscheinlich noch viel höheren Dunkelziffer, auch etwa 500 Todesfällen.
    Was jetzt Europa angeht, was Amerika angeht, den Rest der Welt, da sehe ich die Gefahr nicht so groß. Man wird zwar darauf warten können - jetzt quasi stündlich -, dass es Meldungen gibt, dass auch eben in anderen Ländern solche Fälle erkannt werden. Aber das wird nicht zu einem Flächenbrand werden. Dafür ist die Übertragungsfähigkeit des Virus dann doch nicht so gegeben.
    ARCHIV - 30.08.2022, USA, New York: Die Krankenschwester Carol Ramsubhag-Carela bereitet eine Spritze mit dem Mpox-Impfstoff vor, bevor sie einen Patienten in einer Impfstelle im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn impft.
    Die WHO hat angesichts der raschen Ausbreitung von Mpox-Viren die höchste Alarmstufe ausgerufen. Vom jüngsten Ausbruch ist besonders die Demokratische Republik Kongo betroffen.15.08.2024 | 1:48 min
    Natürlich, es kann sich übertragen von Mensch zu Mensch, aber durch relativ engen Kontakt. Und man kann ja auch etwas dagegen tun, durch Medikamente, aber auch eben durch eine Impfung."

    … warum die WHO dann den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat

    "Die WHO ist ja, wie das im Namen schon anklingt, die World Health Organization. Also das ist eine politische Organisation für die ganze Welt, für 194 Staaten. Und hier geht es jetzt erst einmal darum, Aufmerksamkeit zu bekommen für das Thema. Die Staaten müssen handeln, die Institute müssen arbeiten können und es geht natürlich wie so oft auch um Geld.

    Dr. Christoph Specht steht mit kariertem Hemd vor dem unscharfen Hintergrund einiger Pflanzen.
    Quelle: Dr. Christoph Specht

    ... Jahrgang 1961, ist promovierter Arzt und Medizinjournalist. Regelmäßig ordnet er in der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich" sowie in verschiedenen Medien als Experte die medizinischen Hintergründe aktueller Ereignisse ein.

    Denn das, was jetzt ansteht, als allererstes, wäre mal zu impfen in den entsprechenden Staaten, die betroffen sind in Afrika.

    Die haben aber den Impfstoff nicht, der muss von den reicheren Staaten kommen. Da muss das Geld locker gemacht werden.

    Christoph Specht, Medizin-Experte

    Aber nicht nur das, sondern es muss auch die Impfung, die in diesen Gebieten sehr, sehr schwierig ist - es gibt da immer Unruhen, auch Auseinandersetzungen, kriegerische Auseinandersetzungen - diese Impfung muss dort organisiert werden. Dafür braucht man Geld. Und das ist, sozusagen, der Appell der WHO, sich hier doch zu engagieren.

    … ob das Virus wirklich Potenzial für eine neue Pandemie hätte

    "Das würde ich eindeutig mit Nein beantworten. Also eine Pandemie, so wie wir sie jetzt gerade erlebt haben mit Corona, oder auch eine Influenza-Pandemie, die es ja schon gegeben hatte, mit dem Grippevirus, das sind ganz andere Nummern. Dazu braucht man ein Virus, was sich ganz leicht überträgt über die Luft, übers Aerosol. Eben so, wie wir es bei Corona gesehen haben.
    Prof. Ingo Drexler
    Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen einer neuen Variante des Mpox-Virus die weltweite Notlage ausgerufen. Molekular-Virologe Ingo Drexler ordnet die Situation ein.15.08.2024 | 4:47 min
    Bei diesem Virus ist das ja nicht der Fall. Da können Sie nicht jemanden anhusten, das reicht da nicht. Sie müssen da schon engen Kontakt haben. Das mit den Kontaktoberflächen mit denen man sich, oder bei denen man sich anstecken kann, da würde ich mal noch ein Fragezeichen dahinter machen.

    Also, ein echtes Pandemie-Potenzial haben diese Viren einfach nicht. Deswegen: Das wird nicht zum Flächenbrand werden.

    Christoph Specht, Medizin-Experte

    Also ein echtes Pandemie-Potenzial haben diese Viren einfach nicht. Deswegen: Das wird nicht zum Flächenbrand werden. Und wir können auch in den Staaten - das ist allerdings auch wichtig - was dagegen tun. Wenn man jetzt impfen würde, dann würde die Sache relativ schnell beendet sein."
    Das Interview führte ZDF-Moderatorin Lisa Mittrücker. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Dorothée Ester Schmidt.

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    Affenpocken-Virus unter dem Elektronenmikroskop

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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