WHO-Notlage: Darum sind die Mpox-Ausbrüche kein Corona 2.0

    FAQ

    WHO ruft weltweite Notlage aus:Darum ist Mpox kein Corona 2.0

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Die WHO schlägt Alarm wegen Mpox. Wie betrifft die Notlage Deutschland? Was bedeutet das für meinen Urlaub, soll ich mich impfen lassen? ZDFheute mit einem Überblick.

    Dieses von Ärzte ohne Grenzen (Ärzte ohne Grenzen) bereitgestellte Foto vom 31. Mai 2023 zeigt Gesundheitspersonal, das Kinder über die Symptome der MPOX-Krankheit in Goma, Kongo, aufklärt.
    Was bedeutet es für Deutschland, wenn die Mpox-Variante hier ankommt?19.08.2024 | 6:12 min
    Wegen Ausbrüchen von Mpox - früher "Affenpocken" genannt - hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine "gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite".
    Welche Folgen hat das für Deutschland? Worauf müssen Urlauber achten, wer sollte sich impfen lassen? Droht eine neue Pandemie, ähnlich wie bei Corona? Die gute Nachricht vorweg: Letzteres ist nicht zu erwarten, auch für Deutschland rechnen Experten nicht mit dramatischen Folgen. ZDFheute mit einem Überblick, was Sie zu Mpox wissen sollten.
    15.08.2024, USA, Fort Detrick: Dieses undatierte Bild, das vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases zur Verfügung gestellt wurde, zeigt eine kolorierte Transmissionselektronenmikroaufnahme von Affenpockenpartikeln (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor kultiviert und in der NIAID Integrated Research Facility in Fort Detrick aufgenommen und farblich verbessert wurde.
    Die WHO hat wegen der Ausbreitung der Viruserkrankung Mpox die höchste Alarmstufe ausgerufen. Besonders gefährlich sei eine neue Variante, die sich aktuell in Afrika verbreitet. 15.08.2024 | 1:26 min

    Warum hat die WHO Alarm geschlagen?

    In Afrika gibt es derzeit mehrere Mpox-Ausbrüche. Es wurden in diesem Jahr schon mehr als 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet - mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Die Sterblichkeit liegt damit bei rund drei Prozent.
    Sorge bereitet der WHO vor allem eine neue Variante, die Ende 2023 entdeckt worden war, "Klade I" genannt. Experten warnen, dass sie ansteckender als bisherige Varianten ist und eine schwerere Infektion auslösen kann. Nach Angaben von Wissenschaftlern der Demokratischen Republik Kongo kann die Sterblichkeit dieser Variante bei Kindern zehn Prozent erreichen. Und die Fallzahl steige "exponentiell", erklärte die dortige Regierung im Juli.
    Hände mit Pocken übersäht
    Die Viruserkrankung, die früher auch als Affenpocken bekannt war, breitet sich in Zentralafrika aus. In der Demokratischen Republik Kongo gab es bis August mehr als 14.000 Fälle. 14.08.2024 | 1:41 min

    Welche Konsequenzen hat die Ausrufung einer Notlage?

    Konkrete Folgen hat die Ausrufung einer Notlage zunächst nicht. Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit bringen. Und sie hofft auf mehr finanzielle Unterstützung von Eindämmungsmaßnahmen in Afrika.

    Was genau ist Mpox?





    Wie hoch ist das Risiko für Deutschland?

    Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC schätzte das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als "sehr gering" ein. In Deutschland gibt es laut Robert Koch-Institut (RKI) derzeit nur sehr vereinzelte gemeldete Fälle von Mpox, "im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat" und noch keinen einzigen bekannten Fall der neueren Variante "Klade I". Zum ersten Mal war Mpox in Deutschland 2022 nachgewiesen worden. Insgesamt gab es seitdem rund 3.800 Fälle, die allermeisten davon im Jahr 2022.
    Prof. Ingo Drexler
    Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen einer neuen Variante des Mpox-Virus die weltweite Notlage ausgerufen. Molekular-Virologe Prof. Dr. Ingo Drexler ordnet die Situation ein.15.08.2024 | 4:47 min
    "Auch ein begrenztes Ausbruchsgeschehen ist durchaus wieder möglich", schreibt das RKI. Aber: "Von einem starken Anstieg der Fallzahlen wie 2022 wird derzeit jedoch nicht ausgegangen." Zudem sind Impfstoffe verfügbar.
    Der Molekularbiologe Ingo Drexler von der Uniklinik Düsseldorf erklärt: "Die Gefahr derzeit für Deutschland ist relativ gering." Im Interview mit dem Mittagsmagazin des ZDF schränkt er allerdings ein: Es sei nicht die Frage, ob die neue Virusvariante zu uns kommt, sondern wann. Gefährdet seien dann nicht nur die bisherigen Risikogruppen, so Drexler mit Blick auf die derzeitigen Ausbruchsgebiete in Afrika:

    Die Hälfte der Betroffenen sind Frauen und Kinder. Das ist ein großer Unterschied zu dem Ausbruch, der vor zwei Jahren stattgefunden hat.

    Ingo Drexler, Molekularbiologe der Uniklinik Düsseldorf:

    Droht mit Mpox eine neue Pandemie wie mit Corona?

    Kaum. In Europa drohe keine ähnliche Ausbreitung wie in Afrika, so Drexler. Die hygienischen Bedingungen und die Lebensverhältnisse hierzulande seien deutlich anders als in Afrika, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Zudem würde eine frühere Pockenimpfung vermutlich vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen (mehr dazu siehe unten).

    Folgen des Klimawandels
    :Warum mehr Infektionskrankheiten drohen

    Immer mehr dringt das Thema Klimawandel in alle Lebensbereiche ein. Wovor Forscher seit Jahren warnen, ist nun Realität: Die Gefahr neuer Infektionskrankheiten hat sich erhöht.
    von Andreas Ewels
    Eine Krankenschwester betrachtet zwei Abstrichröhrchen.
    "Das Virus überträgt sich nur bei sehr engem Hautkontakt, aber nicht über die Luft", erklärt die Virologin Isabella Eckerle. Prinzipiell seien Ausbrüche mit Viren dieser Art erfolgreich zu kontrollieren, wenn die Fälle diagnostiziert werden könnten, so Eckerle. Dann könne man Kontaktpersonen schnell impfen und sie engmaschig überwachen, erkrankte Personen entsprechend aufklären und behandeln.
    "Beim internationalen Ausbruch im Jahr 2022 hat das in einkommensstarken Ländern, die betroffen waren, gut funktioniert und das Virus konnte eingedämmt werden - nun müssen wir das gleiche auch dem globalen Süden ermöglichen", sagt Eckerle.

    Was bedeutet das für meinen Urlaub?

    In den meisten Fällen: Nichts. Selbst bei einer Reise in den Kongo schätzt das Auswärtige Amt das gesundheitliche Risiko durch Mpox "aktuell als gering" ein, wie es auf der Webseite heißt. Dasselbe gilt für Ruanda, Kenia und Burundi. Für etliche weitere Länder wie Südafrika gibt es vom Auswärtigen Amt lediglich Verhaltenstipps: "Vermeiden Sie Hautkontakte" oder "verwenden Sie stets Kondome, insbesondere bei Gelegenheitsbekanntschaften".
    Einige wenige Staaten verlangen bei der Einreise unter Umständen Gesundheitsbestätigungen (Nigeria) oder Negativ-Tests für Mpox (Saudi-Arabien).
    Jason und Mike
    In der Homosexuellen-Community in den USA war 2022 die Angst vor dem Virus und die Sorge vor Stigmatisierung gewachsen.01.09.2022 | 9:35 min

    Soll ich mich impfen lassen?

    Für die meisten Menschen kommt eine Impfung nicht in Frage, auch im Zusammenhang mit Reisen wird eine Impfung nicht empfohlen. Das RKI rät nur ganz bestimmten Personengruppen dazu:
    • Wer möglicherweise mit Mpox-Viren in Berührung kam, aber noch keine Symptome entwickelt hat
    • Wer bei einem Mpox-Ausbruch ein erhöhtes Infektionsrisiko hat - als Beispiele werden Männer genannt, die Sex mit Männern haben und häufig den Partner wechseln oder Personal von Speziallaboren.
    Ausgestreckte Arme mit sichtbarem MPOX Ausschlag
    Der Osten des Kongo ist aktuell der MPox Hotspot. Eine Infektion endet hier für etwa jeden 20. Patienten tödlich. Besonders gefährdet: Schwangere und Kinder. 28.08.2024 | 4:39 min

    Schützt eine frühere Impfung gegen Pocken auch vor Mpox?

    Vermutlich schon. "Man geht davon aus, dass Personen, die in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft wurden, aufgrund einer Kreuzimmunität auch einen Schutz gegen Mpox/Affenpocken aufweisen", schreibt das RKI. Dabei geht es auch um Menschen, die vor Jahrzehnten als Kinder in der Schule gegen Pocken geimpft wurden. Obwohl die Wirkung mit der Zeit nachlasse, gebe es immer noch einen Schutz von 85 Prozent, heißt es. Vor schweren Krankheitsverläufen sei man sogar noch besser geschützt.
    Quelle: mit Material von dpa, AFP

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