Mordurteil in Italien wegen Corona-Pandemie aufgehoben

    Freundin in Italien getötet:Mordurteil wegen Corona-Pandemie aufgehoben

    |

    Im Corona-Lockdown tötete ein Mann in Italien seine Freundin. Nun hebt ein Gericht das Urteil gegen den Täter auf. Mildernde Umstände seien nicht angemessen berücksichtigt worden.

    Die Fassade des Kassationsgerichtshofs in Italiens Hauptstadt Rom
    Ein Gericht in Rom hat ein Mordurteil gegen einen Studenten aufgehoben. Der Grund: Die Umstände der Corona-Pandemie.
    Quelle: dpa

    In Italien sorgt die Aufhebung eines Mordurteils für einen Mann, der seine Freundin in der Anfangsphase der Corona-Pandemie getötet hatte, für Empörung. Das damalige Urteil habe die mildernden Umstände der Pandemie und der Schutz-Maßnahmen nicht angemessen berücksichtigt, begründete der Kassationsgerichtshof in Rom die Entscheidung und verwies damit den Fall zurück an das Berufungsgericht.
    Zwei Instanzen hatten den Mann zuvor zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. In dem Fall geht es um den Mord an einer jungen Medizin-Studentin aus Sizilien durch ihren Freund im März 2020 während des ersten Lockdowns. Nach einem Streit schlug er sie und erwürgte sie letztlich. Später gab er an, panische Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus gehabt zu haben.
    Malu Dreyer bei "maybrit illner"
    Für die Einrichtung eines Bürgerrats zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie hat sich die scheidende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ausgesprochen.27.06.2024 | 1:04 min

    Gericht: Gab keine Prüfung auf besondere Umstände durch Corona

    Der Freund - ebenfalls Medizin-Student - glaubte, seine Freundin habe ihn angesteckt. Tests ergaben später, dass weder er noch seine Freundin positiv waren. Bereits zuvor soll es zu Streitereien gekommen sein, wenn seine Freundin hustete.
    Nach Ansicht des Kassationsgerichtshofs "haben die Richter nicht geprüft, ob die besonderen Umstände der Corona-Zeit und die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten Kriterien darstellen, die das Ausmaß der strafrechtlichen Verantwortung beeinflussen". Das Oberste Gericht in Rom verwies den Fall daher zur erneuten Prüfung des Urteils zurück.
    Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, wartet vor seiner Pressekonferenz zum Impfstart in Hausarztpraxen mit einer Maske mit der Aufschrift ·Zusammen gegen Corona·.
    Hat Ex-Gesundheitsminister Spahn Steuergelder verschwendet? Teure Noteinkäufe von Corona-Masken waren heute Thema im Bundestag. Lieferanten fordern Zahlungen in Milliardenhöhe.27.06.2024 | 1:43 min

    Familie der Studentin ist erschüttert

    In Italien sorgt die Entscheidung für Empörung. Mehrere Politiker zeigten sich irritiert und kritisierten die Argumentation des Gerichts. Auch die Familie der getöteten Studentin meldete sich zu Wort. "Wir sind wirklich sehr empört und es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was wir fühlen", sagte die Schwester der Zeitung "La Repubblica".

    Sie hätte so viele Leben retten können. Und kurz vor dem Abschluss ihres Studiums wurde sie von dem Mann umgebracht, weil er 'von Corona gestresst' war. Das ist Wahnsinn.

    Schwester der getöteten Studentin

    Italien gehörte Anfang 2020 zu den ersten europäischen Ländern, in denen sich das Coronavirus dramatisch ausbreitete. Insbesondere Bergamo wurde zum Symbol des durch die Pandemie ausgelösten Leids. Die erschütternden Bilder von Militärlastwagen, die Särge mit Toten in Massen zur Einäscherung aus der Stadt abtransportierten, gingen um die Welt.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: dpa

    Mehr zur Corona-Pandemie