Bilanz nach 20 Jahren:Marsmission: Der Rote Planet war bewohnbar
von Sylvia Bleßmann
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25.500 Mal hat Mars Express in 20 Jahren den Nachbarplaneten umrundet. Forscher ziehen Bilanz: Der Mars war bewohnbar. Was wir über den Planeten wissen - und was ein Rätsel bleibt.
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Bilder von magischen Landschaften, die gar nicht so fremd erscheinen, mit gigantischen Bergen, Grabenbrüchen , Canyons und Vulkanen, lieferte uns Mars Express in den letzten 20 Jahren. Wassereis auf den Gipfeln von Vulkanen und an den Polregionen - diese Daten sind noch ganz neu, aber eine kleine Sensation.
"Wir wissen jetzt viel besser, dass der Mars mal habitabel, also bewohnbar war".
Ziel: gesamten Mars abscannen
Der Orbiter Mars Express wurde vor 20 Jahren von den Europäern zum Nachbarplaneten geschickt. Diese erste gemeinsame europäische Planeten-Mission hatte das Ziel, den gesamten Mars global abzuscannen. Mit an Bord des Raumschiffs: eine in Berlin entwickelte Kamera, die hochauslösende Stereokamera HRSC.
"Sie ist das Auge der Mission. Wir können mit ihr die Oberfläche in Farbe und in 3D abscannen", erklärt Dr. Daniela Tirsch, die für die Aufnahmeplanung zuständig ist.
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Was wir wissen - und was rätselhaft bleibt
Fast 100 Prozent des Planeten sind nun erfasst. Die Daten wurden auf der Erde an der Freien Universität Berlin zu Bildern zusammengesetzt. Weltweit arbeiten mehrere Hundert Wissenschaftler mit diesen Daten, die immer wieder neue Erkenntnisse liefern.
So wissen wir nun, wie sehr Wasser die Oberfläche vom Mars gestaltet hat. Flüsse, aber auch riesige Flutereignisse und Gletscher, haben die Landschaft geprägt. Aber was genau passierte, als der Planet vor vier Milliarden Jahren sein Magnetfeld und sein Wasser verlor, bleibt noch immer ein Rätsel.
Staub spielt eine wichtige Rolle
Die "Marsianerin", wie ihre Fans Daniela Tirsch gerne nennen, kennt den Roten Planeten, wie wohl keine zweite Wissenschaftlerin.
Staubteufel, riesige Staubstürme, Staubwolken - Staub spielt eine wichtige Rolle in der Atmosphäre und im Klima des Wüstenplaneten, betont die Wissenschaftlerin. Größere Temperatur- und Luftdruckschwankungen können zu starken Winden führen. Staubwolken, die sich von den Gipfeln der Vulkane ausbreiten, sehen aus wie Eruptionswolken, obwohl sie nicht mehr aktiv sind.
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Trotz dünner Atmosphäre von unter einem Prozent des Erdatmosphärendrucks entstehen auch Wolken auf dem Mars. Daniela Tirsch hat einen Wolkenatlas erstellt. "Die Wolken aus Kohlendioxideis, aber auch aus Wassereis sind genauso faszinierend und vielfältig, wie die an unserem Himmel", so Tiersch.
Wassereis auf den Spitzen von Vulkanen
Auf dem höchsten Berg des Sonnensystems, dem 22 Kilometer hohen Olympus Mons, hat Mars Express gerade Wassereis, also Frost entdeckt. Auch auf anderen Vulkanen befindet sich Wassereis - statt Kohlendioxideis. Das hat man bislang nicht gewußt.
Mars Express lieferte auch genaue Informationen über die Landestelle des NASA Rovers Perseverance im Jezero Krater. Ohne die Daten aus Berlin wäre diese präzise Landung 2017 nicht möglich gewesen. Geplant war die Mission mal für ein Marsjahr - das sind zwei Erdjahre. Sie läuft bereits 10 Marsjahre, was 20 Erdjahre entsprechen.
Noch immer ist das Raumschiff in gutem Zustand und kann auch noch weiter Datenpakete zur Erde senden. Das nächste Ziel: der Marsmond Phobos auf dem der kleine Rover Idefix 2027 landen soll.
Quelle: ZDF
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