Erderwärmung stärker als angenommen? Klima-Langzeigstudie
FAQ
Neue Klima-Langzeitstudie:Wie stark wird sich die Erde erwärmen?
von Mark Hugo
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Die Erderwärmung könnte in den kommenden 1.000 Jahren stärker ausfallen als angenommen, sagt eine Studie. Um das zu verhindern, müsse jetzt gehandelt werden, fordern Forscher.
Die maximale Erwärmung könnte laut der PIK-Studie "in niedrigen bis moderaten Emissionsszenarien in den kommenden tausend Jahren" viel stärker ausfallen als bisher angenommen.
Was in 1.000 Jahren sein wird, dürfte die meisten Menschen eher wenig interessieren. Für die Klimaforschung allerdings ist es sehr relevant. Denn das, was jetzt passiert, hat langfristig drastische Auswirkungen. Laut einer langfristigen Klimaprojektion des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) könnte die Erderwärmung stärker ausfallen als bisher angenommen.
Die Eisflächen an Nord- und Südpol sind 8 Prozent kleiner als sonst und somit auf ein Rekordtief geschmolzen. Grund dafür ist das immer wärmer werdende Klima.06.03.2025 | 0:24 min
Was genau bedeutet das für Klimaschutz und -Politik?
Laut PIK-Studie wird das Ziel des Pariser Klimaabkommens, den Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten, schwerer erreichbar sein. Das könne nur klappen, wenn der weltweite Treibhausgasausstoß noch drastischer heruntergefahren werde als angenommen.
Und nur dann, wenn die sogenannte "Klimasensivität" tatsächlich unterhalb der optimistischsten Schätzung liegt. So wird das Maß bezeichnet, das beschreibt, wie empfindlich die Lufttemperatur auf einen Anstieg von Treibhausgasen reagiert. Bisher gibt es dazu nur Schätzungen. Im schlimmsten Fall, so heißt es in der Studie, könne auch eine Erwärmung um sechs Grad nicht völlig ausgeschlossen werden. Physikerin Christina Kaufhold ist Hauptautorin der Studie und sagt:
Das unterstreicht die Dringlichkeit, Emissionen schneller zu reduzieren und CO₂-aktiv aus der Atmosphäre zu entfernen.
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Christine Kaufhold, PIK
Laut einer Studie beschleunigt sich das Abschmelzen der Gletscher, vor allem in den Alpen und Pyrenäen. Der Klimawandel ist die Hauptursache für den dramatischen Eisverlust. 20.02.2025 | 1:42 min
Was unterscheidet diese Studie von anderen?
Der Hauptunterschied ist der lange Zeitraum, auf den die Studie blickt. Fast alle Simulationen reichen nur bis ins Jahr 2100 oder bestenfalls bis 2300. Der maximale Temperaturanstieg werde aber erst später erreicht werden. Man könnte sagen: Um alle Folgen des momentanen Geschehens abschätzen zu können, hilft der erweiterte Blick. Denn:
Was wir heute tun, wird das Leben auf diesem Planeten für Jahrhunderte prägen.
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Johan Rockström, PIK-Direktor und Mitautor der Studie
Darüber hinaus beziehen die Forschenden in ihren Simulationen "alle wichtigen Rückkoppelungen im Kohlenstoffkreislauf" gemeinsam mit ein und simulieren, welche Einflüsse diese auch auf lange Sicht haben könnten.
Die Temperaturen steigen weltweit, im Norden deutlich stärker als im Süden. Erfahren Sie am interaktiven Globus, wie die Erderwärmung die Kontinente trifft.
Was sind das für Rückkoppelungen?
Dazu gehört zum Beispiel das Auftauen von Permafrost, wodurch Klimagase freigesetzt werden, die bisher im Boden gebunden sind. Ebenso die so genannte "Feuchtgebiet-Methan-Rückkopplung". Das besonders klimaschädliche Gas Methan gelangt in die Atmosphäre, wenn Böden durch die Folgen des Klimawandels überschwemmt werden.
Kohlendioxid ist das wohl bekannteste Treibhausgas, aber Methan wirkt 25 Mal klimaschädlicher, erklärt ZDF-Wetterexperte Özden Terli.
01.11.2021 | 0:46 min
"Eine weitere Rückkopplung, die wir berücksichtigen, ist der sogenannte Dünge-Effekt von CO2 auf das Pflanzenwachstum, bei dem höhere CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre das Wachstum der Vegetation fördern kann", so Hauptautorin Kaufhold. Dadurch werde zwar mehr Kohlenstoff aufgenommen, allerdings nicht genug, um die negativen Effekte auszugleichen.
Wie hoch ist die Erderwärmung im Moment?
Nach Daten des europäischen Klimawandeldienstes Copernicus war 2024 das wärmste bisher gemessene Jahr mit einer Erwärmung im Vergleich zur Mitte des 19. Jahrhunderts um 1,6 Grad. Das liegt zwar bereits über dem 1,5-Grad-Mindestlimit des Klimaabkommens von Paris. Betrachtet wird dabei aber ein mehrjähriges Mittel, das noch unter diesem Wert liegt.
Laut des von der UN im letzten Herbst veröffentlichten "Emissions Gap Reports" würde die Welt bei aktuellem Klimaschutz-Ambitionsniveau auf eine katastrophale Erwärmung von bis zu 3,1 Grad zulaufen. Würden alle vorgelegten Klimaziele tatsächlich umgesetzt werden, dann wären es immer noch 2,6 bis 2,8 Grad. "Das Zeitfenster, um die Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten, schließt sich schnell", sagt Rockström mit Blick auf die neuen Erkenntnisse.
Der Klimawandeldienst des EU-Programms Copernicus hat seinen jährlichen Report vorgestellt. Laut Bericht ist nun 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.10.01.2025 | 2:15 min
Um einer lebenswerten Zukunft willen müssen wir unsere Anstrengungen zur Emissionsminderung unbedingt steigern.
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Johan Rockström, PIK
Das Pariser Abkommen sei nicht nur ein politisches Ziel, sondern eine physikalische Grenze für das, was noch verkraftbar sei.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick:
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