Milliardär in Davos: Klimaneutralität "beste Investition"

    Wirtschaftsforum in Davos:Hat die Elite den Klimawandel vergessen?

    Florian Neuhann - Autorenfoto September 2024
    von Florian Neuhann
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    Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gibt es Panels zum Klimawandel. Trotz Risiken für die Wirtschaft ist das Interesse daran gering. Bis ein australischer Milliardär auftritt.

    Klimaprotest in Davos
    Klimaproteste in Davos werden von den Teilnehmenden des Weltwirtschaftsforums kaum wahrgenommen.
    Quelle: ddp

    Es ist nicht so, als hätten die Organisatoren es nicht versucht. Zum Beispiel mit diesem Konzert am Montagabend, zur feierlichen Eröffnung des Weltwirtschaftsforums. Es soll, so heißt es, auf eines der drängendsten Probleme unserer Zeit hinweisen: das Schmelzen der Gletscher. Musik als Ansporn im Kampf gegen die Klimakrise.
    Doch die Streicher im Kongresszentrum von Davos werden übertönt von den Eilmeldungen aus Washington: Zeitgleich zum Beginn des Konzerts verkündet der neue US-Präsident Donald Trump, als eine seiner ersten Verordnungen nach der Amtsübernahme, den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaschutzabkommen.
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    Trump verlässt das Paris-Abkommen

    Es ist ein harter Rückschlag für den Kampf gegen den Klimawandel. Haben die Leugner des Klimawandels nun die Oberhand? Jene, die wie der argentinische Präsident Javier Milei es später in der Woche in Davos tun wird, den Einsatz für Klimaschutz als Abart des "Woke-Virus" verdammen?
    Den Eindruck kann bekommen, wer manche Debatten in Davos verfolgt. Klimaschutz spielt oft nur als bürokratische Hürde für Unternehmen eine Rolle. Panel-Diskussionen zum Klimawandel - von denen es in Davos zahlreiche gibt - finden oft nur wenig Beachtung.
    Daran ändern auch Auftritte von Al Gore nichts, dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, der nach seiner verlorenen Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 den Kampf gegen die Erderwärmung zu seinem Hauptthema machte.
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    Klima-Protest in Davos verhallt ungehört

    Hat die Wirtschaftselite, die sich in Davos trifft, also die Klimakrise vergessen? Mitte der Woche, eine Handvoll Menschen versammelt sich auf dem Bubenbrunnenplatz inmitten von Davos. Sie haben Plakate dabei, die Demo ist ordentlich angemeldet, inklusive Sicherheitskonzept für die Schweizer Polizei.
    Ihre Botschaft: "Sun, Baby, Sun". Ein Gegenentwurf zu "Drill, Baby, Drill" - dem Slogan, mit dem Donald Trump seine Politik des Ölförderns umschreibt.
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    Mit dabei ist auch Luisa Neubauer, Deutschlands wohl bekannteste Klima-Aktivistin. Das Weltwirtschaftsforum sei, sagt sie, "ein bisschen peinlich". Denn selbst wenn nichts wichtiger sei als eine stabile Wirtschaft, "dann muss man sich doch einmal angucken, was denn die Weltwirtschaft wirklich gefährdet".

    Extremwetter zweithöchstes Risiko für die Wirtschaft

    Tatsächlich sprechen Zahlen des Weltwirtschaftsforums eine deutliche Sprache. Im "Global Risks Report", den das Forum jährlich veröffentlicht und für den es Hunderte Experten weltweit nach dem größten globalen Risiko befragt, steht das Risiko von extremen Wettereignissen an zweiter Stelle. Nur das Risiko eines bewaffneten Konflikts wird in diesem Jahr noch höher eingeschätzt.
    Doch die kleine Demonstration in Davos, zu der sich später auch noch ein paar Schulkinder aus der Gemeinde gesellen, verhallt ungehört. Nach kurzer Zeit ist sie wieder vorbei.
    Junger Mann schaut in die Kamera, Geld fliegt umher.
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    Ein Abendessen mit einem australischen Milliardär

    Und dann passiert doch noch etwas in Davos, das aufhorchen lässt. Ein Abendessen, wie es sie auf diesem Weltwirtschaftsforum so viele gibt, in einem der vornehmen Hotels am Platz. Geladen hat der australische Unternehmer und Milliardär Andrew Forrest.
    Forrest hat sein Geld gemacht mit dem Abbau von Eisenerz, setzt sich seit Jahren für grünen Wasserstoff ein. Der Unternehmer ist keineswegs unumstritten - sein Vorhaben, Deutschland in großem Stil mit grünem Wasserstoff zu beliefern, scheiterte.
    Erzeugungsanlage für Wasserstoff mit der Aufschrift "greenelectrolyzer"
    Brüssel hat das OK gegeben: Der Bund darf insgesamt drei Milliarden Euro in die Wasserstoff-Infrastruktur investieren. Die Energiequelle soll in Zukunft eine große Rolle spielen. 25.06.2024 | 1:36 min
    Jetzt also sitzt er in Davos mit einer Runde von Unternehmern, Politikern, Aktivisten zusammen. Neben ihm Al Gore, zwei Plätze weiter John Kerry, zuletzt Sonderbeauftragter von Joe Biden für das Klima.

    Forrest: Boom grüner Energie trotz Trump-Ausstieg

    Die Runde macht sich gegenseitig Mut. Und auch im Interview mit dem ZDF gibt sich Forrest, 63, später völlig unbeirrt: Dass Trump das Pariser Klima-Abkommen verlasse, ändere überhaupt nichts. Schon in seiner ersten Amtszeit habe Trump den Vertrag gekündigt - in den USA sei der Boom bei grüner Energie trotzdem weitergegangen.
    "Unter Strom - Energie von morgen": Eine Reihe von Windrädern im offenen Meer.
    Unser Energieverbrauch steigt rasant an durch Globalisierung, Digitalisierung und die wachsende Bevölkerung. Der Umstieg auf erneuerbare Quellen ist unumgänglich, so Experten.21.10.2020 | 43:58 min
    "Sie können aus jedem Abkommen aussteigen, wie Sie wollen, aber das wird zwei Dinge nicht ändern", so Forrest:

    Erstens werden die wirtschaftlichen Vorteile von grünen Technologien immer besser, und zweitens geht der Klimawandel immer weiter.

    Andrew Forrest, australischer Unternehmer und Milliardär

    Und dann redet sich der kleine Australier in Rage: Fossile Brennstoffe seien "zu teuer, zu schwerfällig, schlicht hässlich". Erneuerbare Energien dagegen? Die billigsten der Welt.
    Windräder und Solarpanele stehen in Frankreich.
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    Jeder Unternehmer der Welt sei gegenüber seinen Aktionären verpflichtet, auf "net zero" umzustellen - also auf das Erreichen der Klimaneutralität. "Das ist die beste Investition, die Sie machen können!"
    In der kleinen Runde, die er zum Dinner versammelt hat, stößt Forrest an diesem Abend damit nicht auf Widerspruch. Es sind allerdings auch nur Gleichgesinnte eingeladen.
    Florian Neuhann ist Leiter des ZDF-Teams Wirtschaft und Finanzen und berichtet aktuell aus Davos/Schweiz

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick:
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
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