Extremdürre im Amazonas-Regenwald: "Planet wehrt sich"

    Extremdürre im Amazonas-Gebiet:Lula: "Planet wehrt sich gegen Menschheit"

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    Der Amazonas-Regenwald erlebt eine dramatische Zeit: Eine Rekorddürre lässt gigantische Flüsse austrocknen. Brasiliens Präsident Lula und die Zivilgesellschaft sind alarmiert.

    Ein Mann geht an toten Fischen auf einer Sandbank im Fluss Solimoes vorbei, die durch eine schwere Dürreperiode im brasilianischen Bundesstaat Amazonas entstanden ist.
    In Brasilien herrscht aktuell eine dramatische Dürreperiode - viele Flüsse im Amazonas-Gebiet sind ausgetrocknet. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Brasiliens Amazonas-Regenwald erlebt derzeit einen der dramatischsten Momente seiner Geschichte. Eine Rekorddürre lässt die sonst gigantischen Flüsse austrocknen, die gleichzeitig die oft einzigen Transportwege in dem unzugänglichen Gebiet sind. Das Wetterphänomen El Nino und die ungewöhnliche Erwärmung des Nordatlantiks, illegale Abholzungen sowie Brandrodungen tragen zum ausbleibenden Regen bei.
    Die sinkenden Wasserspiegel haben nun sogar prähistorische Schnitzereien von Gesichtern mit unterschiedlichen Ausdrücken zum Vorschein gebracht. Der Ursprung der in der Region der Urwaldmetropole Manaus entdeckten Schnitzereien ist unklar - ihr Alter wird auf 1.000 bis 2.000 Jahre geschätzt. Schon die starke Dürre von 2010 legte Teile der Schnitzereien frei. Doch die aktuelle Trockenheit übertrifft selbst diese.

    Zunahme von Extremwetterphänomenen

    In Manaus ist der Rio Negro mit unter 13 Metern auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Messungen im Jahr 1902. Erst vor zwei Jahren hatte der Fluss dort mit über 30 Metern den höchsten je gemessenen Stand erreicht. Wie in anderen Regionen der Welt ist also auch hier die Zunahme von Extremwetterphänomenen zu beobachten.
    Manaus ist der wichtigste Hafen und damit Knotenpunkt des amazonischen Flusssystems. Der an der Stadt vorbeifließende Rio Negro ist der zweitgrößte Zufluss des Amazonas-Stroms, der nur wenige Kilometer südlich die Stadt ostwärts passiert.
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    Der Teilstaat Amazonas mit der Hauptstadt Manaus ist die am massivsten betroffene Region. Dort wurde in fast allen Gemeinden im September der Notstand ausgerufen. Mehr als 600.000 Personen sollen vom Wassermangel betroffen sein. Aber auch in anderen Regionen des Urwalds sind aufgrund fallender Pegel Flussgemeinden isoliert.

    Sorge vor Rekordregen und Überschwemmungen

    Kirchen und Organisationen der Zivilgesellschaft haben zu Spenden aufgerufen, während die Regierung Nothilfen für die Region bereitstellt. Brasiliens Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva kommentiert:

    Der Planet wehrt sich gegen die Menschheit.

    Luiz Inacio Lula da Silva, Brasiliens Staatspräsident

    Sorge bereite ihm auch, dass zur gleichen Zeit Südbrasilien von Rekordregen heimgesucht wird. Seit Beginn seiner dritten Amtszeit im Januar setzt sich der linke Präsident für internationale Initiativen zum Schutz des Regenwaldes ein.
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    In Südbrasilien hatte es zuletzt Überschwemmungen gegeben. Bereits 2021 war es zu einem ähnlichen Wettergegensatz in beiden Regionen gekommen. Während in der Amazonas-Region damals Rekordregen gemessen wurde, wurden die südlicher gelegenen Regionen Brasiliens und Argentiniens von einer Extremdürre heimgesucht. Für Experten ein Anzeichen, dass sich die Luftzirkulation zwischen den beiden Regionen verändert.
    Ein Anwohner geht neben Booten auf einem trockenen Abschnitt des Solimoes-Flusses in einer ländlichen Gegend des Staates Amazonas.
    Boote auf einem trockenen Abschnitt des Solimoes-Flusses in Brasilien.
    Quelle: dpa

    Warnung vor einer Verschiebung der Regenzeiten in Amazonien

    El Nino, sprich die Aufheizung des Pazifiks, bringe in diesem und voraussichtlich im nächsten Jahr mehr Trockenheit nach Nordbrasilien, also in die Amazonas-Region. Dazu komme eine außergewöhnliche Aufheizung des Atlantiks.
    Wissenschaftler warnen seit Jahren davor, dass sich in Amazonien die Regen- und Trockenzeiten zusehends verschieben. Eigentlich sollte die Regenzeit in diesem Oktober beginnen. Wenn den Rodungen nicht bald Einhalt geboten werde, drohten Brasiliens Amazonas-Region irreparable Schäden, erklärt Professor Antonio Donato Nobre, der wichtigste brasilianische Spezialist für Urwald-Ökologie.

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