Digitales Spenden:Wie Kirchen die bargeldlose Kollekte testen
|
Karte statt Klingelbeutel: In den Kirchen in Deutschland ist das Spenden zunehmend digital möglich - etwa mit EC-Gerät oder online. Das hat auch einen ernsten Hintergrund.
Der "Kollektomat" in der Marktkirche in Hannover (Archivfoto)
Quelle: dpa
Wenn in einer kleinen Kirchengemeinde im ostfriesischen Leer sonntags im Gottesdienst Spenden für die Kollekte eingesammelt werden, klimpert nicht mehr nur der Klingelbeutel - es piept auch. Denn seit einigen Wochen setzt die evangelisch-reformierte Kirche im Stadtteil Loga auf eine sogenannte EC-Kollekte, quasi ein digitaler Klingelbeutel.
Statt wie sonst klassisch Münzgeld in den Klingelbeutel zu werfen, können Gottesdienstbesucherinnen und -besucher nun mit diesem speziellen Gerät auch kontaktlos mit ihrer EC-Karte spenden. Das Gerät ist deutlich größer als der klassische Klingelbeutel und auch im Aussehen hat es wenig mit einem EC-Kartenlesegerät gemein. Damit im Gottesdienst ausreichend Zeit zum Ausprobieren bleibt, wurde das Einsammeln der Kollekte verlängert.
Dabei gehe das Spenden in Sekundenschnelle, sagt Pastor Ingo Brookmann. Auf dem Display lassen sich Beträge zwischen einem und fünfzig Euro auswählen. Brookmann wählt und hält seine EC-Karte an das Gerät. Es piept und ein großer grüner Haken erscheint - ganz ohne PIN-Eingabe, nur WLAN braucht die Kirche.
Kirchengemeinden müssen teils Gebühren für Münzgeld zahlen
Was als kleine Spielerei im Gottesdienst erscheint, hat für die Kirchengemeinde mit rund 1.300 Mitgliedern einen ernsten Hintergrund. Ihre Bank verlangt seit einiger Zeit eine Gebühr für die Einzahlung von Münzgeld - das gilt auch für die Kollekte aus dem Klingelbeutel.
"Für uns ist das ein ziemliches Problem", sagt Tomke Borus, zuständig für die Kollekten in der Kirchengemeinde. Denn die Spendengelder sollen vollständig an die vorgesehenen Spendenzwecke fließen - an die Tafeln etwa oder die Hilfswerke der Kirchen.
Bislang bleiben wir als Kirchengemeinde auf den Gebühren sitzen.
„
Tomke Borus
Mit der Bank wurde deshalb nach einer Alternative gesucht. Eine Zwischenbilanz der EC-Kollekte fällt laut Kirchengemeinde nach den ersten Wochen ordentlich aus: Bei im Schnitt zwischen 50 und 80 Besuchern im Gottesdienst nutze etwa ein Drittel die EC-Kollekte. Wer gespendet hat, ist laut der Gemeinde nicht einsehbar und anonym.
Verbreitung bargeldloser Spendenangebote variiert
Die Gebühren für die Einzahlungen von Münzgeld treffen auch andere Gemeinden, teilt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit. Erschwerend sei für Gemeinden auch, dass die Dichte von Bankfilialen mit Barkassen oder Automaten zur Münzeinzahlung abnehme.
Zahlen dazu, wie verbreitet digitale Spendenmöglichkeiten insgesamt bei Kirchen in Deutschland sind, sind aber kaum bekannt. Die Angebote scheinen auch zwischen Protestanten und Katholiken zu variieren: Die Deutsche Bischofskonferenz verweist für Einschätzungen auf die einzelnen Erzbistümer.
Aus dem Erzbistum Hamburg heißt es etwa, dort gebe es bislang "noch keine Erfahrungen mit digitalen Kollekten". Im Erzbistum Köln dagegen, dem mit 1,7 Millionen Katholikinnen und Katholiken mitgliederstärksten Bistum in Deutschland, wurden EC-Geräte und Automaten schon eingesetzt - vor allem als Testprojekte. Vielfach seien diese wegen hohen Aufwands oder Kosten aber wieder eingestellt worden, teilt das Erzbischöfliche Generalvikariat mit.
Die St. Johannis in Wiesbaden Rambach war eine katholische Kirche. Jetzt hat der Alpenverein sie gekauft. Solche Umbrüche und auch andere neue Wege sind zentrale Thema auf der Bischofskonferenz in Wiesbaden.25.09.2023 | 2:05 min
EKD: Mehr digitale Spendenmöglichkeiten nach Corona
Die Evangelische Kirche erklärt, dass schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der Gemeinden digitale Spendenmöglichkeiten anbieten, die etwa über einen Spendenaufruf hinaus gehen. "Das Angebot digitaler Spendenmöglichkeiten hat in den letzten fünf Jahren zugenommen", sagt eine EKD-Sprecherin. Ein Grund dafür seien etwa vermehrte Online-Gottesdienstformate, die während der Pandemie entstanden. Genutzt werden laut EKD etwa Online-Kollekten.
Eine weitere Option erprobt seit 2019 die evangelische Marktkirche in Hannover. An einem "Kollektomat", der fest im Eingangsbereich steht, kann per EC-Karte, Smartphone oder Kreditkarte gespendet werden. Pro Spende gingen im Schnitt acht bis zehn Euro ein. Auf den klassischen Klingelbeutel verzichtet die Gemeinde aber nicht.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.