EKD-Ratsvorsitzende Kurschus tritt zurück

    Sexualisierte Gewalt vertuscht?:EKD-Ratsvorsitzende Kurschus tritt zurück

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    Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat ihren Rücktritt erklärt. Sie reagiert damit auf Vertuschungsvorwürfe.

    Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ist von ihrem Amt zurückgetreten.
    Die 60-Jährige legt auch ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen nieder, wie sie am Montag in Bielefeld vor Journalisten erklärte. Sie reagiert damit auf Vorwürfe gegen sie wegen des Umgangs mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt in ihrem ehemaligen Kirchenkreis.
    Der Rücktritt falle ihr nicht leicht, erklärte Kurschus. Es sei für sie persönlich eine schwerwiegende Entscheidung. Sie habe sich für beide Ämter mit Leidenschaft und Herzblut eingesetzt - und mit "Redlichkeit", die sie sich von niemandem absprechen lasse, wie sie hinzufügte.

    Ermittlungen gegen ehemaligen Kirchenmitarbeiter und Kurschus-Bekannten

    Grund sind staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen mutmaßlichen Missbrauchs gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter, den Kurschus aus früheren Tätigkeiten kennt. Der Beschuldigte soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben.
    Kurschus steht seit 2012 an der Spitze der westfälischen Kirche, vor zwei Jahren wurde sie zur Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Ende der Woche steht die Synode der westfälischen Landeskirche an, daher habe sie sich jetzt zu diesem Schritt entschieden.
    Vor einigen Tagen waren Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Beschäftigten des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein öffentlich geworden. In Siegen war Kurschus ab 1993 als Gemeindepfarrerin und später als Superintendentin tätig. Nie habe sie in einem Dienstverhältnis zu dem Mann gestanden, den sie nach eigener Aussage sehr gut kennt, erklärte sie.

    Kurschus weist Vertuschungsvorwürfe zurück

    Nach Recherchen der "Siegener Zeitung" soll Kurschus als Gemeindepfarrerin in Siegen schon Ende der 1990er-Jahre über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen einen Kirchenmitarbeiter informiert gewesen sein, diese aber nicht gemeldet haben. Kurschus wies erneut die Darstellung zurück, sie habe damals etwas vertuscht:

    Ich habe allein Homosexualität und die eheliche Untreue des Beschuldigten wahrgenommen.

    Annette Kurschus, ehemalige EKD-Ratsvorsitzende

    Inzwischen habe sich aber die öffentliche Debatte um den Vorgang derart zugespitzt, dass sie keine Alternative zum Rücktritt sehe.

    Kirsten Fehrs übernimmt kommissarisch

    Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs übernimmt das Amt kommissarisch. Das teilte die EKD am Montag im Anschluss an Kurschus' persönliche Erklärung mit.

    Für den Rat der EKD verbindet sich mit dem Rücktritt von Annette Kurschus die Verpflichtung, den eingeschlagenen Weg bei Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt konsequent weiter voranzugehen.

    Kirsten Fehrs, kommissarische EKD-Ratsvorsitzende

    Fehrs ist seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg der Nordkirche, seit November 2021 ist sie stellvertretende Ratsvorsitzende. Fehrs erklärte laut EKD, Kurschus' Schritt verdiene Hochachtung.
    Quelle: epd, AFP, KNA

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