Sportmarken verzichten zunehmend auf Känguruleder

    Absatzmarkt Deutschland:Sportmarken verzichten auf Känguruleder

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    Auch Deutschland importiert Känguruprodukte. Sportartikel- und Tierfutterhersteller reagieren zunehmend auf Kritik und verzichten auf das Produkt, für das Millionen Tiere leiden.

    Zwei Kängurus stehen Rücken an Rücken und schauen in die Kamera.
    Tierschützer wollen ein Importverbot von Kängurufleisch und -leder in der EU
    Quelle: MEV

    Ein Schuss, dann fällt ein Känguru zu Boden. Ein Mann zieht das Beuteltier zu seinem Pick-up und hängt es kopfüber an die Seite der Ladefläche. Es zappelt noch. Der Jäger zückt ein Messer und schneidet dem Känguru die Kehle durch. Dann fährt er los, während das Tier langsam verblutet.
    Es sind verstörende Szenen eines Videos, das Tieraktivisten zugespielt und von dem australischen Sender ABC veröffentlicht wurde. Was hier gezeigt wird, ist kein Einzelfall - und das, obwohl Kängurus das Nationaltier sind. Tierschützer kämpfen gegen die Praxis.

    Deutschland ist einer der großen Importeure

    Das Leder der ikonischen Beuteltiere wird weltweit für die Produktion von Mode-Accessoires und Sportschuhen verwendet. Es gilt als leichter aber widerstandsfähiger als andere Tierhäute. Deutschland ist einer der großen Importeure von "K-Leather" und Kängurufleisch.
    Doch mittlerweile wächst die Zahl der Firmen, die das Material wegen der brutalen Tötung der Tiere boykottieren.

    Die Verwendung von Känguruleder war seit Jahren auf einige wenige Produkte begrenzt, etwa auf den 'Puma King Fußballschuh'.

    Stefan Seidel, Senior Head of Corporate Sustainability bei Puma

    Noch in diesem Jahr will das Unternehmen die Produktion umstellen und fortan seine Fußballschuhe aus synthetischem veganen Leder anfertigen. Auch US-Riese Nike hat angekündigt, auf Känguruleder zu verzichten. In den USA wird zudem ein Importverbot von Känguruprodukten diskutiert.

    Tierschützer kämpfen gegen Känguru-Jagd

    Ähnliches wollen Tierschützer auch in der EU anregen. Nach Angaben von Pro Wildlife haben einige Lebensmittel-Einzelhandelsketten sowie manche Tierfutter-Händler in Deutschland und anderen EU-Ländern den Verkauf von Kängurufleisch bereits eingestellt.
    Mimi Bekhechi, Kampagnenberaterin bei der Tierschutzorganisation Peta, sagt:

    Fast die Hälfte der von kommerziellen Jägern erschossenen Kängurus wird in den Nacken oder an einer anderen Stelle getroffen, was zu einem langsamen, schmerzhaften Tod führt.

    Mimi Bekhechi, Kampagnenberaterin bei der Tierschutzorganisation Peta

    Doch in Australien darf jeder, der eine Lizenz besitzt, Kängurus abschießen. Die Jäger werden in der Regel pro Kilogramm bezahlt. Fleisch und Leder wird in rund 70 Länder exportiert. Nach Angaben der Kangaroo Industry Association of Australia (KIAA) bringt dieser Wirtschaftszweig jedes Jahr stolze 200 Millionen australische Dollar (etwa 121 Millionen Euro) ein.

    Nicht nur finanzielle Motive stecken hinter der Massenjagd: In der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben richten Kängurus oft Unordnung an oder fressen die Ernte. So dürfen auch Landbesitzer die Tiere töten, sofern sie zuvor eine Erlaubnis beantragt haben.

    Das grausame Töten, wie es in dem verstörenden Video zu sehen ist, ist allerdings untersagt. In einem "Nationalen Verhaltenskodex" wird festgehalten, dass Schützen die Tiere direkt in den Kopf treffen müssen. "Ein genau platzierter Kopfschuss führt zu sofortiger Bewusstlosigkeit und einem schnellen Tod", heißt es in dem Dokument.

    Der Haken: Kontrollen gibt es nicht.

    Ein Kritikpunkt ist auch der Umgang mit den Jungtieren - "Joeys" genannt.

    Nach der Tötung einer Känguru-Mutter werden die Jungen, die sich noch in ihrem Beutel befinden, mit einem Schlag auf den Kopf getötet.

    Mimi Bekhechi, Tierschutzorganisation Peta

    "Dabei werden die Tiere oft auf den Boden geschlagen", so Bekhechi.

    Australische Regierung treibt Jagd voran

    Trotz lauter Kritik wird die Jagd auf die Beuteltiere von der Regierung sogar gezielt vorangetrieben. In der Hauptstadt Canberra wurden erst im Juni und Juli 1.042 Kängurus als Teil eines jährlichen Keulungsprogramms getötet, um die Populationen zu kontrollieren - denn viele betrachten die Tiere als Plage. So soll verhindert werden, dass die Tiere bedrohte Graslandschaften in der Umgebung zu sehr in Anspruch nehmen. Diese seien wiederum für andere Tiere und Pflanzen überlebensnotwendig.
    Schätzungen zufolge könnten in Australien bis zu 50 Millionen Känguruhs leben - davon laut Regierung 36,5 Millionen in den fünf Bundesstaaten, wo die Jagd auf sie erlaubt ist. Die jährliche Abschussquote ist dabei je nach Region unterschiedlich, liegt aber meist zwischen 10 und 17 Prozent. Für das Jahr 2022 wurde eine landesweite Zielquote von 4,4 Millionen Kängurus errechnet, tatsächlich erschossen wurden 1,2 Millionen.
    Australiens wohl berühmtestes Tier, das sogar auf dem Wappen des Landes und dem Logo der nationalen Airline Qantas prangt, könnte bald sogar noch stärker gejagt werden. Denn australische Ökologen warnen, dass die Kängurus sich wegen guter Wetterbedingungen in den letzten Jahren enorm vermehrt haben. Sollte der bevorstehende Sommer wie erwartet eine lange Trockenperiode mit sich bringen, könnten viele der Tiere wegen Nahrungsmangel verhungern. Um dies zu verhindern, sollen sie stattdessen in großer Zahl abgeschossen werden.
    Quelle: Michelle Ostwald, dpa

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