Mit Häusern aus dem 3D-Drucker gegen die Wohnungsnot?

    Bauen mit dem 3D-Drucker:Mit gedruckten Häusern gegen die Wohnungsnot?

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    von Ralph Goldmann
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    In Lünen entsteht mit Förderung des Landes ein Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker - die Mieten sollen unter sechs Euro pro Quadratmeter liegen. Ein Mittel gegen Wohnungsnot?

    Nordrhein-Westfalen, Lünen: Ina Scharrenbach (r, CDU), Bauministerin von Nordrhein-Westfalen, besucht die Baustelle eines Mehrfamilienhauses aus dem 3D-Drucker.
    Wie hier in Lünen können Häuser inzwischen auch mit 3D-Druckern gebaut werden.
    Quelle: dpa

    Es ist ein bisschen wie beim Konditor: Wie Sprühsahne auf die Torte läuft der Spezialbeton aus der überdimensionalen, computergesteuerten Düse des Druckkopfes. Schicht für Schicht entstehen so Mauern und Wände, auf die dann Bodenplatten, Geschossdecken und das Dach gedruckt werden können.
    Nur die waagerechten Rillen, die dabei entstehen, sind im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise etwas gewöhnungsbedürftig. Und die Tatsache, dass auf den Baustellen keine Maurer mehr zu sehen sind.

    Wohnhäuser aus dem 3D-Drucker

    Ob Wohnhäuser oder Bürogebäude: Beispiele für Gebäude aus dem XXL-3D-Drucker gibt es inzwischen reichlich. Im nordrhein-westfälischen Beckum sorgte das erste gedruckte zweigeschossige Einfamilienhaus für Aufsehen, im bayerischen Weißenhorn das erste gedruckte Mehrfamilienhaus.
    Hausbau mit 3D--Druck-Technik
    Das Haus aus dem 3D-Drucker in Heidelberg besteht aus 100 Prozent recyclebarem Druckbeton.25.05.2023 | 1:45 min
    Und in Heidelberg ist gerade das größte gedruckte Bürogebäude Europas fertiggestellt worden, in dem ein Rechenzentrum untergebracht werden soll.

    Günstigere Miete im gedruckten Haus möglich

    Jetzt schauen Projektentwickler, Häuslebauer, Architekten, aber auch Städte und Gemeinden, gespannt ins westfälische Lünen. Dort entsteht derzeit Deutschlands erstes gedrucktes und öffentlich gefördertes Mehrfamilienhaus. Das Land beteiligt sich an dem Projekt mit 400.000 Euro und verspricht Mieten von maximal sechs Euro je Quadratmeter.
    Deshalb ist auch Landesbauministerin Ina Scharrenbach (CDU) nach Lünen gekommen und kann sich vor Euphorie kaum bremsen: "Mit dem ersten öffentlich geförderten Mehrfamilienhaus bringen wir in Nordrhein-Westfalen bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen unter ein Dach." Damit sei "mehr Wohnraum für Menschen mit kleinem Geldbeutel" möglich.

    Sind 3D-Druck-Häuser eine echte Alternative?

    Es klingt, als können Gebäude aus dem 3D-Drucker auf einen Schlag alle Probleme am Wohnungsmarkt lösen: schneller, billiger, nachhaltiger und eine echte Alternative zum herkömmlichen Bauen. Kann das gelingen? Die Vorteile liegen auf der Hand: Das 160-Quadratmeter-Haus in Beckum entstand in nur 100 Stunden Druckzeit, bei nur halber Druckgeschwindigkeit. Bei herkömmlicher Bauweise würde das mehrere Monate dauern.
    Auch der Rohbau des Projektes in Lünen soll in unter 100 Stunden fertig sein: "Wir sind überzeugt, dass die Technik schon heute bereit für den breiten Einsatz auf der modernen Baustelle ist", sagt Fabian Meyer-Brötz, Geschäftsführer PERI 3D Construction GmbH.
    Denn auch die Kosten können, wenn Häuser in Serie gedruckt würden, deutlich fallen, weil kaum noch Arbeiter gebraucht und nicht wirklich viel Materialien verbraucht werden. Und es werden nur die Materialien verarbeitet, die für den Bau nötig sind. Reste bleiben nicht übrig.

    Welche Nachteile haben gedruckte Häuser?

    Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Ob sich der 3D-Druck durchsetzen kann, ist völlig offen, denn die speziellen Drucker sind noch Einzelstücke, keine Massenware. Und mit der Planung und Ausführung haben erst wenig Unternehmen in der Branche Erfahrung gesammelt.
    Auch die Umweltbilanz muss nicht unbedingt besser sein, weil das verwendete Material oft aus Betonmischungen mit einem hohen Zementanteil besteht, was den CO2-Fußabdruck vergrößert. Ziegel oder Holz können da durchaus umweltfreundlichere Alternativen sein.
    Es wird also noch viel experimentiert werden und noch ein paar Jahre dauern, bis sich das Ganze wirtschaftlich rentiert oder vielleicht sogar die Probleme auf dem Wohnungsmarkt lösen wird. Möglich wäre zunächst eine Mischbauweise, bei der herkömmliche Bauverfahren zum Einsatz kommen und einzelne Teile aus der 3D-Drucker hinzugefügt werden. Und am Ende kann auch der 3D-Druck von Gebäuden ein Problem nicht lösen: den Mangel an Bauland.

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