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Brettspiele und Gaming:Warum wir spielen, wie wir spielen
von Jana Sepehr
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Die Gaming-Branche boomt, aber auch Gesellschaftsspiele werden immer beliebter. Was macht den Reiz des Spielens aus?
Spielen verbindet: Ob digital oder analog, Brettspiele und Gaming sind Ausdruck des angeborenen Spieltriebs und Teil unserer Freizeitkultur.
Quelle: Colourbox.de
Der Spieltrieb ist eine angeborene Eigenschaft des Menschen. Vor allem in der Kindheit hat er eine zentrale Rolle. "Die Arbeit von Kindern ist das Spielen", sagt Wiebke Waburg, Professorin für Pädagogik an der Universität Koblenz.
Als Erwachsene im Spiel Regeln brechen
Im Jugend- und Erwachsenenalter verliert das Spielen an Bedeutung, Lernen und Arbeiten nehmen immer mehr Raum ein. Doch den Spieltrieb im Erwachsenenalter aktiv am Leben zu halten, hat viele Vorteile. Im Spiel können wir uns in Phantasie- und Traumwelten begeben und Regeln brechen, die in der realen Welt gelten. Beim Spielen haben Mythen, Träume, Geschichten und Entdeckungsreisen Platz, die Freude, Selbstwirksamkeit und neue Erfahrungen erzeugen können.
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Der Spieltrieb ermögliche uns vom Grundsatz her auch, mit den Widersprüchen im Alltag und in der Gesellschaft umgehen zu können, sagt Nikolaus Koenig, Leiter des Zentrums für Angewandte Spieleforschung an der Universität für Weiterbildung Krems.
Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga beschreibt den Menschen in seinem Buch "Homo Ludens“ (1938) als spielendes Wesen. Heute wird sein Konzept des "Magic Circle“ oft herangezogen, um den Raum abseits der realen Welt zu beschreiben. Hier werden die Regeln des Alltags vorübergehend ausgesetzt und machen einer alternativen Realität Platz, in der andere Regeln, Bedeutungen und Konventionen gelten.
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Gesellschaftsspiele werden beliebter
Ähnlich wie bei Sportarten, Essen oder Ästhetik entwickeln wir auch beim Spielen individuelle Präferenzen. "Ob und was man gerne spielt, hängt zudem auch mit den Erfahrungen zusammen, die man im Laufe seines Lebens macht", sagt Waburg.
Laut einer Onlinebefragung der Stiftung Zukunftsfragen gaben 13 Prozent der volljährigen Befragten 2024 an, dass sie mindestens einmal in der Woche Karten- und/oder Gesellschaftsspiele spielen. Vor zehn Jahren waren es nur acht Prozent. Zudem gaben 53 Prozent der Befragten an, dass sie gerne häufiger spielen würden.
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Neuer Stellenwert des Spielens durch Digitalisierung
Wirtschaftlich bedeutender ist allerdings die Gaming-Branche. Neue Technologien und die Digitalisierung haben dem Spielen einen neuen Stellenwert verliehen.
"Spiele haben sich zu einem Massenmedium entwickelt, das alle Lebensbereiche durchdringt", so Koenig. Ein Phänomen, das dazu wesentlich beiträgt, ist Gamification. Dabei werden Spielelemente wie Punkte, Belohnungen und Ranglisten in nicht-spielerische Kontexte integriert. Anfangs wurde die Gamifizierung vor allem im Unterhaltungs- und Werbebereich genutzt, heute findet man sie unter anderem auch in Lernapps, im Bereich Gesundheit und Fitness.
Durch Belohnungen und den Wettbewerb mit anderen steigen bei vielen Nutzern die Motivation, Interaktion und mitunter auch die Produktivität, Problemlösungsfähigkeiten und kritisches Denken. Für Unternehmen ist Gamification eine effektive Strategie, um Markenbekanntheit, Kundenbindung und Umsatz zu steigern.
Die Schattenseiten von Gamification
Diese Entwicklung birgt jedoch auch Risiken. "In einer 'über-gamifizierten Welt' können Spiele ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren", sagt Koenigs Kollege Alexander Pfeiffer.
Spielerische Ansätze können zudem zur Pflicht werden und den eigentlichen Sinn des Spielens - Freiheit, Kreativität und Freude zu erzeugen - untergraben.
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Die Zukunft des Spielens
Nach Angaben des Marktforschungsinstitutes Fortune Business Insights soll der Umsatz von aktuell 13 Milliarden bis 2032 auf 28 Milliarden Euro ansteigen. "Mixed-Reality-Erlebnisse und KI-gestützte Spiele könnten unsere physische und digitale Realität noch stärker miteinander vereinen", so Pfeiffer. Auch die Verschmelzung von Spielen in unseren Alltag könnte weiter zunehmen.
Videospielen ist fester Teil der koreanischen Kultur. Spieler werden wie Stars verehrt. An südkoreanischen Schulen steht E-Sport sogar auf dem Lehrplan.
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Gleichzeitig sehen Experten das Spielen als ein mögliches Werkzeug zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, was angesichts zahlreicher Krisen hilfreich wäre. "In der Corona-Pandemie haben digitale Spiele eine zentrale Rolle gespielt, indem sie soziale Räume schufen, die trotz physischer Distanzierung Gemeinschaft ermöglicht haben", sagt Koenig.
Auch der Trend von kollaborativen Spielen könnte sich fortsetzen. Noch sind sich Wissenschaftler allerdings uneins, inwiefern sich der Trend mit gesellschaftlichen Gegebenheiten erklären lässt - und ob er einen positiven Nutzen für die Gesellschaft haben könnte.
Quelle: ZDF
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