"Stop killing Games": Gamer fordern mehr Verbraucherschutz

    Initiative "Stop killing games":Gamer rufen nach mehr Verbraucherschutz

    Stephanie Gargosch
    von Stephanie Gargosch
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    Hinter der Videospielbranche steckt ein Milliardengeschäft. Sie ist ein globaler Player, der sich in den letzten 20 Jahren massiv verändert hat - teils auch auf Kosten der Gamer.

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    Früher hielt der Gamer Kassetten oder Cartridges von Nintendo, Sega und Co. in den Händen. In den letzten Jahren sind solche Datenträger mehr und mehr Downloads gewichen. Was erst einmal nicht schlecht und umweltschonender ist. Doch seit einiger Zeit verschwinden Computerspiele auch schon mal aus Cloud Diensten oder werden unspielbar, weil ihre Hersteller und Verlage den Service für sie einstellen. Der Gamer hat das Spiel dann zwar erworben, kann es aber nicht mehr spielen.
    Hier setzt das EU-Bürgerbegehren "Stop killing games" an. "Wir wollen", sagt Daniel Ondruska, Europasprecher der Initiative, "dass der Verbraucher - der Gamer - hier besser geschützt wird. Wir haben dafür auch mit Anwälten gesprochen. Es ist eine Grauzone, Videospiele werden nicht so behandelt wie etwa ein Auto". Odruska veranschaulicht das mit einem Beispiel:

    Es wäre etwa so als kauften sie eine Waschmaschine und nach einigen Jahren stoppt der Hersteller den Support, zieht den Stecker und erlaubt Ihnen auch nicht, die Waschmaschine zu reparieren.

    Daniel Odruska, Europasprecher "Stop killing games"

    Seit Juli diesen Jahres sammelt die Initiative "Stop killing games" nun Unterschriften für eine Petition beim Europäischen Parlament. Ihr Ziel "Herausgeber, die Videospiele an Verbraucher in der Europäischen Union verkaufen oder lizenzieren, zu verpflichten, diese Videospiele in einem funktionalen Zustand zu belassen".
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    Bis Mitte nächsten Jahres hat die Initiative Zeit eine Million Unterschriften zu sammeln. "Das schaffen wir", versichert Odruska zuversichtlich. "Heute sind wir bereits bei fast 300.000."

    Politische Unterstützung von den "Piraten"

    Der ehemalige Europaabgeordnete der Piratenpartei, Patrick Breyer, unterstützt die Initiative. Breyer fragte Anfang des Jahres bei der Kommission zu dem Thema nach: "Die EU-Kommission bestätigte mir in meiner Anfrage, dass die bisherigen EU-Vorschriften Hersteller zu keinerlei Mindestnutzbarkeit verpflichten, auch wenn der Kaufpreis bezahlt wurde. Die EU-Kommission muss hier dringend tätig werden".
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    Boomt das Spiel, ist alles gut. Bleiben aber nur noch wenige Gamer am PC, wollen die Hersteller sparen.
    Quelle: dpa

    Und wie sehen dies die Hersteller? Der Geschäftsführer des Verbands der deutschen Games-Branche e.V. Felix Falk erklärt Abschaltungen mit dem angeblich schwindenden Interesse der Gamer. "Wenn die Anzahl der Spielenden über die Zeit weiter sinkt, dann müssen sich Spiele-Unternehmen irgendwann dazu entscheiden, entsprechende Server abzuschalten".
    Spiele dann einfach der Community zu überlassen, sei keine Lösung, sagt Falk - auch wegen des Jugendschutzes, möglicher Schadsoftware oder unangemessener Kommunikation in Chats.

    Verbraucherschützer bekommen Frust zu spüren

    Wie sehr es in der Gamer-Community rumort, spiegelt sich bei den Verbraucherzentralen in Deutschland wider. Als etwa im April dieses Jahres der Anbieter Ubisoft das Spiel "The Crew" abschaltete, gingen dort knapp tausend Beschwerden ein. Die Verbraucherzentrale teilte dem ZDF schriftlich mit, dass sie derzeit Kontakt zu den Betroffenen aufnehme und weitere Schritte prüfe.
    "Auch wir werden weiter machen - egal was kommt", sagt Europa-Sprecher Odruska. "Hier in Europa aber auch in Amerika, Australien und vielen Ländern mehr, denn Videospiele sind auch ein kulturelles Gut, und schließlich hat der Gamer sie irgendwann gekauft."
    Stephanie Gargosch berichtet für das ZDF aus dem Landesstudio Berlin.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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