"Mensch ärgere dich nicht": Wie das Spiel zum Erfolg wurde

    Klassiker der Brettspiele:So wurde "Mensch ärgere dich nicht" zum Erfolg

    von Andrea Meuser
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    "Mensch ärgere dich nicht" ist einer der Klassiker unter den Brettspielen, der sich in fast jedem Haushalt findet. Nun feiert das Spiel 110. Geburtstag - wie es zum Erfolg wurde.

    Brettspiel Mensch ärgere dich nicht
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    Der Spielzweck ist schnell erklärt: Ziel ist, die eigenen vier Spielfiguren sicher ins Häuschen zu bringen. Dazu müssen die Figuren das Spielfeld einmal umrunden. Gewonnen hat der, dessen Mannschaft als erste die sicheren Felder erreicht.
    Und gerade in dieser Einfachheit liegt vermutlich auch das Erfolgsgeheimnis des Spiels: "Mensch ärgere dich nicht" (Fans nennen es "MÄDN") ist eines der meistverkauften Gesellschaftsspiele überhaupt. Mehr als 100 Millionen Exemplare wurden nach Angaben von des Herstellers, Schmidt Spiele Berlin, bisher auf den Markt gebracht.
    Ein Spielbrett von "Mensch ärgere dich nicht" mit mehreren Figuren und einem Würfel.
    Auch nach über hundert Jahren zählt "Mensch ärgere dich nicht" zu den beliebtesten Brettspielen. Dabei ist es vor allem dessen simpler und unberechenbarer Charakter, der oft begeistert.
    Quelle: dpa

    "Mensch ärgere dich nicht": Überraschender Erfolg für Erfinder

    Erfunden wurde der Dauerbrenner von Josef Friedrich Schmidt. Dass das Spiel so ein Erfolg werden würde, hatte der Unternehmer vermutlich gar nicht erwartet, als er das Spiel in seiner kleinen Werkstatt in München entwickelte.
    Denn erfunden wurde es eigentlich nur für den privaten Gebrauch. Als Vater dreier äußerst lebhafter Söhne suchte eine einfache und günstige Beschäftigung.
    Heute aber ist der Ruhm, der mit der Erfindung des Spiels einhergeht, nicht mit München, sondern mit der kleinen oberpfälzischen Stadt Amberg verbunden. Schmidts Geburtstort. Die Stadt hält das Andenken an den Geschäftsmann und Tüftler in einem eigenen Museum lebendig.
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    Museumsleiterin: Spiel anfangs "auf einen Karton gezeichnet"

    Stephanie Riß, Leiterin des Stadtmuseum Amberg, kennt die Geschichte des Spieles wie kaum eine andere. "Schmidt war jemand, der immer selbständig sein wollte," erzählt sie. "Sein Spiel hat er zunächst ganz einfach auf einen Karton, andere sagen, eine alte Hutschachtel, gezeichnet."
    Als Vorlage und Inspirationsquelle dienten ihm dabei Pachisi, ein altes indisches Spiel, das über viele Umwege nach Europa gelangt war. Schmidt veränderte änderte allerdings die Regeln und brachte den Faktor hinein, der das Spiel so einzigartig macht: ein bisschen Gemeinheit und das Recht zu ärgern.

    "Mensch ärgere dich nicht" mit Durchbruch im Erstem Weltkrieg

    In den ersten Jahren war das Spiel nicht sonderlich erfolgreich, den Durchbruch aber schaffte es im Ersten Weltkrieg:

    Schmidt schickte 3.000 Exemplare an Lazarette, wo verwunderte Soldaten das Spiel lieben lernten.

    Stepanie Riß, Stadtmuseum Amberg

    Später wollten die Genesenen das Spiel natürlich auch mit ihren Familien zu Hause spielen. Der Siegeszug von "Mensch ärgere dich nicht" begann. Bis 1920 wurden eine Million Spiele verkauft. Zum Preis von je 35 Pfennig.
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    Vermutlich ist es gerade die Einfachheit, die den Reiz von "MÄDN" bis heute ausmacht. Jeder versteht es, man kann es generationsübergreifend spielen, keiner wird ausgeschlossen und niemand muss sich durch komplizierte Regelwerke arbeiten oder erst ein YouTube-Tutorial absolvieren, bevor er an den Spieltisch darf.

    Spieleexperte: Würfelglück wichtig - aber auch Taktik

    Und obwohl man "MÄDN" so einfach zu Hause spielen kann, treffen sich Menschen jeden Alters, aus allen Schichten und aus allen Regionen immer wieder zu "Mensch ärgere dich nicht"-Wettbewerben.
    Es ist ein Spiel, so der Spieleexperte Udo Schmitz, das jedem das Glück eröffnet. Denn bei "Mensch ärgere dich nicht" kommt es vor allem auf das Würfelglück an.

    Gewinnen oder verlieren - das ist zu 70 Prozent Glück und zu 30 Prozent Taktik.

    Udo Schmitz, Spieleexperte

    Und er gibt auch gleich noch zwei Tipps:

    Die Spielfiguren der Mitspieler immer sieben Schritte hinter sich zu lassen damit man nicht rausgeworfen wird. Oder im Windschatten der anderen laufen. Auch dort ist man sicher vor Attacken.

    Udo Schmitz, Spieleexperte

    Und Schmitz ist sich auch sicher, dass das Spiel seine Stellung auf dem hart umkämpften Spielemarkt weiter verteidigen wird. Neben der Einfachheit der Regeln hat "Mensch ärgere dich nicht" auch noch einen weiteren großen Vorteil: Es ist schnell aufgebaut und schnell gespielt. Nach nur wenigen Minuten ist eine Runde vorbei. Und auch das ist ein Erfolgsfaktor in unserer schnelllebigen Zeit.

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