Eichenprozessionsspinner profitieren vom Klimawandel
Eichenprozessionsspinner:Schädlinge profitieren vom Klimawandel
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In Süddeutschland und in Brandenburg ist er immer häufiger zu sehen. Der Eichenprozessionsspinner breitet sich aber in ganz Deutschland aus. Dabei profitiert er vom Klimawandel.
Eichenprozessionsspinner sind am Stamm einer Eiche zu sehen.
Quelle: dpa
Er wird besprüht, weggesaugt und seit neuestem auch mal mit hochkonzentrierten Duftstoffen beschossen: Der Eichenprozessionsspinner ist in Parks und Wäldern kein gerngesehener Schmetterling. Einst eine eher seltene Art in Deutschland, hat sich der wärmeliebende Falter mittlerweile stark ausgebreitet.
Dabei wird der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) durch den Klimawandel begünstigt.
Ausschlaggebend für die Entwicklung seien die Witterungsbedingungen im Spätsommer beim Falterflug und der Eiablage sowie im Frühjahr während des Larvenschlupfs. Stiegen die Temperaturen im Frühjahr zeitig an, fielen Schlupf und Laubaustrieb für die hungrigen Insekten günstig zusammen.
Zuletzt extrem trockene und heiße Jahre
Das sei zunächst dem jeweiligen Jahresklima zuzuschreiben. "Seit 2018 gab es mehrere extrem trockene und heiße Jahre." Das JKI-Waldschutzinstitut arbeitet nach eigenen Angaben aktuell daran, zusammen mit den Bundesländern eine zentrale Erfassung von Befallsgebieten und -stärken einzurichten.
Gefahr für Mensch und Natur
Den Eichenprozessionsspinner in Grünanlagen, auf Spielplätzen und an Alleen zu bekämpfen, ist Aufgabe der Kommunen. Problematisch ist der Falter vor allem wegen der Brennhaare, die die Raupen ab dem dritten Larvenstadium ausbilden.
Sie brechen leicht ab und können bei Berührung zu Ausschlägen, Augenreizungen, Atembeschwerden und allergischen Reaktionen führen. Der Eichenblätter fressende Schmetterling kann aber auch Waldschäden verursachen, wenn er in Massen auftritt.
"Das kann ganze Waldbestände schwächen." Geschwächte Eichen seien wiederum weniger widerstandsfähig gegenüber Trockenheit, Mehltau oder weiteren Schädlingen wie dem Schwammspinner und dem Eichenprachtkäfer. In Sachsen-Anhalt breitet sich der Schmetterling nach Angaben des Landeszentrums seit rund 15 Jahren aus.
In nordrhein-westfälischen Wäldern seien die Schädlinge bisher - im Gegensatz etwa zu Parks - kein großes Problem, sagt Ole Theisinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW. "Aber wenn wir den Blick nach Baden-Württemberg, Bayern oder Brandenburg richten, sehen wir, dass der Eichenprozessionsspinner auch im Wald große Schäden anrichten kann."
Bereits seit den 1990er Jahren tritt der Schädling in Bayern in Erscheinung, wie die Biologin Gabriela Lobinger von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft berichtet. Seitdem werde zunehmend auch ein Befall in Waldgebieten beobachtet, zuerst in Unterfranken und im Donauries, mittlerweile auch in anderen Regionen.
Gegenspieler des Eichenprozessionsspinners müssen gestärkt werden
"Die Art ist durchaus anpassungsfähig", sagt Lobinger. Die Beobachtung zeige, dass die Populationen zyklisch schwankten. Eine Massenvermehrung halte in einer Region meist etwa drei bis vier Jahre an, dann gehe der Befall zurück. "Nach etwa zehn Jahren kommt es wieder zu Massenvermehrungen", erklärt Lobinger.
Verantwortlich für den zyklischen Rückgang des Befalls sind natürliche Regulationsmechanismen. Insekten wie Schlupfwespen legen ihre Eier in die Larven des Falters und schwächen so die Population.
Abgemähte Grünflächen und mangelnde Vielfalt am Waldrand beförderten dagegen die Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners. Das bestätigt die Biologin Lobinger für Bayern: Fehlten die Gegenspieler, etwa bei einzelnen Bäumen am Straßenrand ohne Grünflächen, könne es keine Regulation geben.
Fachleute wollen neue Methoden zur Bekämpfung erproben
Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner
Quelle: dpa
Bisher werden die Schädlinge meist durch Absaugen bekämpft, es kommen aber auch aufgesprühte Biozide, Fadenwürmer oder Nistkästen für Meisen - natürliche Fressfeinde der Falter - zum Einsatz. Neue Methoden zu erproben, da sind sich Fachleute einig, sei wichtig im Einsatz gegen den Schädling. Ganz werde man den Schädling ohnehin nicht mehr los, sagt Lobinger.
"Es wird wahnsinnig viel ausprobiert", sagt Lobinger. Manch unkonventioneller Ansatz, wie das Besprühen der Bäume mit heißem Wasser oder Schaum, habe sich bisher allerdings nicht als zielführend erwiesen. Viele Verfahren seien zudem aufwendig und teuer, sagt Waldschutz-Institutsleiter Hartmann.
In NRW wird aktuell die Verwirrung der männlichen Tiere durch Sexuallockstoffe getestet, die in Form kleiner Kügelchen in die Bäume geschossen werden. Das soll die Paarung verhindern. Die Methode sei in Deutschland neu, aber in den Niederlanden bereits erprobt, sagt Theisinger. Dort sei ein Rückgang der Nester um bis zu 50 Prozent festgestellt worden. Anhand der Ergebnisse aus NRW, die im Sommer 2024 feststehen sollen, soll ein bundesweites Projekt entstehen, um weitere mögliche Anwendungsbereiche für die Methode zu erforschen.
Von Biozid-Behandlungen vom Hubschrauber aus, wie sie mitunter etwa in Bayern und Sachsen-Anhalt durchgeführt werden, rät der Nabu ab. "Das hat fatale Folgen für das Ökosystem Wald, das durch Hitze und Trockenheit ohnehin schon unter hohem Stress steht", sagt Bethke.