Fachleute: Warmer Winter bringt neue Borkenkäferwelle
Fachleute in Sorge:Warmer Winter bringt neue Borkenkäferwelle
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Immer wieder haben Deutschlands Fichtenwälder mit Borkenkäfern zu kämpfen. Hohe Temperaturen und Trockenheit machen es den Schädlingen in diesem Jahr besonders einfach.
Experten rechnen für 2023 mit einer neuen Borkenkäferwelle.
Quelle: dpa (Archiv)
Auf deutsche Wälder könnte eine neue Borkenkäferwelle zurollen. Der Winter sei für den Schädling sehr angenehm gewesen, so dass zu viele Tiere überlebt hätten, sagte der Leiter des im Dezember gegründeten Julius-Kühn-Instituts für Waldschutz, Henrik Hartmann.
Dadurch seien wieder die Fichten bedroht. Langfristig seien auch andere Baumarten durch den Klimawandel in Gefahr.
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von Christine Elsner
Warnung vor großer Welle
Im kühlen April hätten sich die Insekten noch zurückgehalten, ab Mai dann aber stark ausgebreitet.
Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes waren im vergangenen Jahr Insektenschäden in 60 Prozent der Fälle die Ursache für den durch Waldschäden bedingten Holzeinschlag. 2021 hatten die Statistiker den Rekordwert von 81 Prozent gemeldet.
Laut Waldzustandserhebung 2022 war im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel der Bäume geschädigt:
Auch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie der Präsident des Verbandes Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer, Andreas Bitter, warnten vor einer großen Welle. Derzeit sei die Elterngeneration am Werk, die überwintert habe, deren Nachwuchs folge erst noch, so Bitter.
Bis zu drei Generationen in diesem Jahr
Das Hauptproblem: Wegen der Trockenheit würden in einem Jahr bis zu drei Generationen der Schädlingskäfer schlüpfen. Laut Hartmann ist die Ausbreitung des Borkenkäfers seit 2018 in vielen Regionen Deutschlands epidemisch.
Bisher geht es vor allem um den sogenannten Buchdrucker. Diese Borkenkäfer-Art greift hauptsächlich Fichten an. Die kleinen Tierchen bohren sich in die Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums.
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Fichten besonders anfällig
Diese dünne Schicht unter der Rinde ist aber das lebenswichtige Adernsystem des Baums. Darin werden Wasser und Nährstoffe transportiert. Wenn die Schicht zerstört wird, stirbt der Baum.
Die flachwurzelnden Fichten sind wegen der starken Trockenheit in den vergangenen Jahren geschwächt und anfällig für den Käferbefall. Vor allem in tieferen Lagen sei der Borkenkäfer laut Experten kaum aufzuhalten. In höheren Lagen verbreite er sich wegen der kühleren Temperaturen bisher langsamer. Laut Waldbesitzervertreter Bitter scheine sich das nun aber auch zu ändern.
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