Schutzmaßnahme im Amazonasgebiet: Fluss als Person anerkannt
Schutzmaßnahme im Amazonasgebiet:Fluss als Person anerkannt
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Im brasilianischen Amazonas-Gebiet ist ein Fluss nun per Gesetz als lebendiges Wesen anerkannt worden. Ein indigenes Volk hat darum gekämpft, um das Gewässer zu retten.
Der Fluss Komi Memem im Amazonas-Gebiet wurde als lebendiges Wesen anerkannt.
Quelle: AP
Am Ufer des Flusses Komi Memem ist immer etwas los. Frauen waschen dort Kleidung, Männer brechen mit kleinen Kanus zu Jagd- und Angelausflügen auf, Kinder spielen ausgelassen und tauchen ins Wasser.
Der kleine Strom, der auf nicht-indigenen Karten Rio Laje heißt, ist die Lebensader der Oro Waram, einer von sechs Untergruppen des Volkes Wari. Seit Jahrhunderten bewohnen die Oro Waram das Gebiet im brasilianischen Amazonas-Gebiet und pflegen eine enge Beziehung zum Komi Memem.
Amazonas-Fluss bekommt Status einer Person
Doch der Fluss ist zunehmend bedroht - und damit auch die Lebensart des kleinen Volkes. Die illegale Abholzung der umliegenden Wälder schreitet voran. Immer größere Flächen werden für den Anbau von Sojabohnen oder als Weideland genutzt - und das Trinkwasser des Flusses dadurch verschmutzt.
Um sich zu schützen, probieren es die Wari inzwischen mit einer neuen Strategie: Sie setzen auf die Gesetze. Die Gemeinde Guajará-Mirim hat ein von einem indigenen Ratsmitglied eingebrachtes Gesetz verabschiedet. Dieses verleiht dem Komi Memem und seinen Zuflüssen den Status einer Person. Damit einhergehend sind Rechte wie der Erhalt der natürlichen Flussläufe sowie der Schutz des in dem Gebiet liegenden Waldes.
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Aktivisten setzen auf gesetzliche Regelungen
Der Komi Memem ist der erste der vielen Hundert kleinen und größeren Flüsse im brasilianischen Amazonas-Gebiet, der nun einen solchen Status genießt. Aktivisten hoffen auf eine Signalwirkung. Gerade in diesen Tagen, in denen Vertreter von acht südamerikanischen Staaten auf einer Amazonas-Konferenz darüber diskutieren, wie das für das globale Klima so enorm wichtige Regenwald-Gebiet besser geschützt werden kann.
"Wir arbeiten weiter daran, uns gut aufzustellen, um Eindringlinge abzuwehren", sagt Francisco Oro Waram, der Mann hinter dem neuen Gesetz.
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Fluss für indigenes Volk "ein lebendiges Wesen"
Der als Lehrer arbeitende Oro Waram erklärt: "Es werden noch viele Generationen kommen, also schützen wir Älteren das Wasser. Wir verschmutzen es nicht und fällen nicht die Bäume, die in der Umgebung stehen." Für ihn und sein Volk sei der Fluss "ein lebendes Wesen".
Die Beziehung zum Nicht-Menschlichen spiele in der Kultur der Wari eine wichtige Rolle, erklärt US-Anthropologin Beth Conklin, die sich seit fast vier Jahrzehnten mit dem kleinen Volk im brasilianischen Amazonas-Gebiet beschäftigt.
Komitee soll Belange des Flusses beachten
Die Politik hat lange nichts getan. Die Wari hoffen, dass nun mit dem neuen Gesetz auch etwas gegen die Untätigkeit der Behörden getan werden kann. Kern des Gesetzes ist die Bildung eines Komitees, das die Belange des Flusses im Blick behält. Dieses soll sowohl indigene als auch nicht-indigene Mitglieder haben. Jedes Jahr soll das Komitee einen Bericht zum Zustand des Komi Memem und mit Vorschlägen zur Wahrung der Rechte des Flusses veröffentlichen.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Gesetz", sagt Raissa Paes Bento, die Bürgermeisterin von Guajará-Mirim. Die etwa 40.000 Einwohner zählende Stadt sei damit "ein Vorbild für andere Städte und indigene Gebiete". Die Politikerin betont, dass der Schutz des Flusses auch für nicht-indigene Bewohner wichtig sei, vor allem wegen der Fischerei, die in der Region wesentlich zur Ernährung beitrage. "Es ist sehr gut, wenn er geschützt wird und sauber ist."
Vertreter indigener Völker haben vor einem Amazonasgipfel mehr Schutz ihrer Rechte gefordert. Indigenes Land sei "eine Garantie für die Zukunft der gesamten Menschheit".
Quelle: F. Maisonnave, T. de Miguel und A. Penner, AP