Berlinale: Starke Rollen für starke Frauen

    Film-Wettbewerb in Berlin:Berlinale - Festival der großen Frauenrollen

    von Nadia Nasser
    |

    Altmeisterin Hanna Schygulla und Jungstar Devrim Lingnau stehen auf der Berlinale für starke Frauenfiguren in deutschen Filmen. Auch Hildegard Knef wird in Berlin gefeiert.

    Schauspielerin Hanna Schygulla auf dem roten Teppich der Berlinale.
    Auf der Berlinale hat Hanna Schygulla schon in den 1970er Jahren Erfolge gefeiert. 2025 ist sie mit "Yunan" bei der Berlinale zu sehen.
    Quelle: AP

    Sie ist eine dieser Schauspiellegenden, die von der Ferne aus und nach Jahrzehnten gelebter Filmgeschichte mehr als Mythos denn als Mensch erscheint. Verschmolzen mit den vielen großen Rollen, den vielen verschiedenen Frauenfiguren, die sie verkörpert hat: Hanna Schygulla. Mit ihrem Lieblingsregisseur Rainer Werner Fassbinder hat sie schon in den 1970er Jahren auf der Berlinale Erfolge gefeiert.
    Jetzt ist Hanna Schygulla wieder in Berlin zu sehen im Wettbewerbsfilm "Yunan". Es geht um eine verlorene Heimat, Einsamkeit, aber auch darum, was menschliche Wärme an Lebensmut zurückgeben kann.
    "Yunan" Darsteller auf dem roten Teppich der Berlinale in Berlin
    Nordfriesische Brise auf der Berlinale: "Yunan" handelt von einem Schriftsteller aus Syrien, der auf einer Hallig in der Nordsee strandet. Ein Film über Heimat, Zugehörigkeit und Entfremdung. 20.02.2025 | 2:13 min

    Schygulla: "Yunan" als Appell gegen nationalistische Tendenzen

    Der Film erzählt von einem geflüchteten Syrer im Exil, der seinen Lebenswillen verloren hat und ihn auf einer einsamen Hallig dank der lebensklugen Valeska, gespielt von Schygulla, wiederfindet. Gedreht hat den Film ein junger Regisseur, Ameer Fakher Eldin, geboren in der Ukraine als Sohn syrischer Eltern, der jetzt in Deutschland lebt. Genau das habe Schygulla an dem Projekt interessiert, diese vielen kulturellen Einflüsse, die das Leben und diesen Film bereicherten.

    Wir müssen weg von diesem nationalistischen Ding, das hat doch nur Tränen hervorgebracht.

    Hanna Schygulla, Schauspielerin

    Schauspielerin Hanna Schygulla auf dem roten Teppich der Berlinale.
    Die Schauspielerin Hanna Schygulla bei der Premiere von "Yunan" bei der 75. Berlinale.
    Quelle: dpa

    Und sie ergänzt:

    Wir alle müssen uns vorbereiten, dagegen gemeinsam aufzustehen.

    Hanna Schygulla, Schauspielerin

    Am Tag nach der Premiere kommt die 81-Jährige zum Einzelinterview. Etwas müde, aber voller Geschichten und Erinnerungen, die sie gerne teilt. Sie freue sich, wie differenziert heutzutage Frauenrollen im Kino sein können.

    Die Welt hat sich ja auch verändert. Frauen haben viel mehr Mann in sich jetzt und umgekehrt dürfen Männer heute auch weiblicher sein.

    Hanna Schygulla, Schauspielerin

    Das deutsche Kino präsentiert starke weibliche Rollen

    Weltoffen, divers, spannend und hochaktuell sind viele der deutschsprachigen Filme, oft internationale Ko-Produktionen, die auf dieser Berlinale vertreten sind. Viele von ihnen erzählen von Frauen als starken Hauptfiguren. Heldinnen des Alltags wie Floria, gespielt von der großartigen Leonie Benesch.
    Leonie Benesch auf dem roten Teppich
    Die Schauspielerin Leonie Benesch wirkte bei dem Film "Heldin" mit, der bei der Berlinale 2025 vorgestellt wurde.
    Quelle: dpa

    Die Schauspielerin hat schon Oscarluft mit "Das Lehrerzimmer" geschnuppert und zählt zu den größten Entdeckungen der letzten Jahre. Floria ist Nachtschwester in einem Schweizer Krankenhaus. "Heldin" heißt denn auch der Film, der in der Sektion "Special Gala" lief und den Pflegenotstand am Beispiel einer hektischen Spätschicht auf der Krebsstation spiegelt.
    Auf dem roten Teppich standen neben der Filmcrew auch tatsächliche Pfleger und Pflegerinnen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ein Film, der unter die Haut geht, unglaublich bewegend und aufrüttelnd.

    Hommage an Hildegard Knef: "Ich will alles"

    100 Jahre wäre die Filmikone Hildegard Knef in diesem Jahr geworden. Ein Dokumentarfilm ehrt die große deutsche Diva mit einem berührenden Porträt auf der Berlinale: "Ich will alles. Hildegard Knef" ist eine wunderbare Hommage. Ihre Tochter, Christina Palastanga, ist dafür aus den USA nach Berlin gereist:

    Selbstbewusst zu sein, mutig zu sein, zu sagen, ja, das kann ich machen, ich kann das anders machen. Ich habe eine Wahl. Ich muss nicht stecken bleiben. Ich glaube, das habe ich von ihr gelernt.

    Christina Palastanga, Tochter von Hildgard Knef

    Hildegard Knef
    Hildegard Knef wurde zur beispiellosen Schauspiel- und Chanson-Legende. Der Dokumentarfilm "Ich will alles" (Regie: Luzia Schmid) zeichnet das Leben der Ausnahmekünstlerin nach.16.02.2025 | 2:48 min

    Devrim Lingnau gehört die Zukunft

    Der "Shooting Star" der Berlinale, die Auszeichnung für die besten Jungschauspieler Europas, geht für Deutschland an Devrim Lingnau.
    Die Tochter eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter ist eine echte Entdeckung. In der Serie "Die Kaiserin" hat sie als Sisi ein internationales Publikum überzeugt, auf der Berlinale ist sie mit dem vielschichtigen Drama "Hysteria" vertreten. Es geht in dem Film um den Umgang mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Befindlichkeiten. Spannend und differenziert: ein Festival der großen Frauenrollen.

    Mehr zur Berlinale