Berlinale-Leitung: AfD-Politiker nicht willkommen

    Kontroverse Einladungen:Berlinale: Das Dilemma mit den AfD-Politikern

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    Zwei AfD-Politiker sind zur Berlinale-Eröffnungsfeier eingeladen worden. Großer Protest brandete auf. Jetzt äußerte sich die Festival-Leitung.

    Ein Passant geht in der Nähe von Berlinale-Plakaten am Potsdamer Platz in Berlin, Deutschland, 29.01.2024.
    Die kommenden Internationalen Filmfestspiele Berlin 2024 werden vom 15. bis 25. Februar stattfinden.
    Quelle: epa

    Die bundesweiten Proteste gegen die AfD und die Diskussion um den Umgang mit der Partei haben nun auch die Berlinale erreicht. In einem Offenen Brief protestierten in der vergangenen Woche rund 200 Film- und Kulturschaffende gegen die Einladung von zwei AfD-Politikern zur Eröffnungsgala der 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin am 15. Februar. Am Sonntag veröffentlichte Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek in den Sozialen Medien dazu eine Stellungnahme.
    Darin heißt es, AfD-Mitglieder nähmen zutiefst antidemokratische Positionen ein, die den Werten der Berlinale widersprächen. Als gewählte Mitglieder des Bundestags und des Berliner Abgeordnetenhauses seien AfD-Politiker aber aufgrund von Einladungsquoten über Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und den Berliner Senat zur Eröffnung eingeladen worden.
    Demos gegen rechts
    Neben den Großdemos in Berlin oder Bremen gab es auch viele Kundgebungen gegen Rechtsextremismus in kleinen Städten und in Hochburgen der AfD - das erfordert Mut.05.02.2024 | 2:31 min

    Brief an AfD-Politiker geplant

    Menschen - auch gewählte Abgeordnete -, die gegen demokratische Werte handeln, sind auf der Berlinale nicht willkommen.

    Mariette Rissenbeek

    Dies werde man in einem Brief an die eingeladenen AfD-Abgeordneten klar und nachdrücklich zum Ausdruck bringen.
    Die Berlinale unterstütze alle Demonstrationen und andere Initiativen gegen "undemokratische Strömungen".
    "Aber wir respektieren es, wenn die Kulturstaatsministerin und der Berliner Senat ihre Kartenkontingente an demokratische Mandatsträger vergeben, auch wenn sie von der AfD sind." Damit werde die AfD nicht gutgeheißen, stellte Rissenbeek klar: "Aber wir möchten generell dazu nochmal mit dem Senat und der Behörde der Kulturstaatsministerin in Austausch treten." Im Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" sprach sie von einem "großen Dilemma".

    Berlinale-Geschäftsführerin lehnt Diskriminierung ab

    Schon bei der Vorstellung des Wettbewerbsprogramms im Januar hatten Rissenbeek und der künstlerische Leiter Carlo Chatrian eine Stellungnahme abgegeben: Man stelle sich gegen jegliche Form von Diskriminierung und setze sich für interkulturelle Verständigung ein.
    Eine Frau mit gelockten Haaren und einer schwarzen Halskette mit dicken unregelmäßigen Perlen schaut lächelnd in die Kamera.
    Tricia Tuttle wird ab April neue Intendantin der Berlinale. Die US-Amerikanerin leitete zuletzt erfolgreich das BFI London Film Festival.12.12.2023 | 3:08 min
    Mit Sorge beobachte man die Ausbreitung von Antisemitismus, anti-muslimischen Ressentiments und Hassreden in Deutschland und weltweit, so das scheidende Leitungsduo der Filmfestspiele. An dieses Statement erinnerten die Film- und Kulturschaffenden angesichts der Einladung der AfD-Politiker nun in ihrem Brief.

    Politisches Filmfestival in Berlin

    Auch sonst spielen auf der Berlinale, die traditionell als politisches Filmfestival gilt, aktuelle Konflikte, Kriege und Entwicklungen eine Rolle. Geplant sind etwa eine Diskussion zum Filmemachen in Zeiten von Konflikten sowie ein mobiles Tiny House für einen Dialog über den Nahost-Krieg.
    Politisch geht es auch im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären zu. Unter den 20 nominierten Filmen ist etwa der iranische Film "Keyke mahboobe man" (Mein Lieblingskuchen) von Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha. In der vergangenen Woche protestierte die Berlinale gegen ein Reiseverbot, das gegen die beiden verhängt wurde.
    • Goldener Bär 2023 ging an Doku über Psychiatrie-Projekt
    2020 hatte bereits der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof seinen am Ende mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Film "Es gibt kein Böses" über die Todesstrafe in seinem Heimatland nicht persönlich in Berlin präsentieren können.
    Der Internationalen Jury, die über die Bären-Vergabe entscheidet, sitzt in diesem Jahr die kenianisch-mexikanische Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o vor. Auch der deutsche Regisseur Christian Petzold ist Mitglied der Jury. Für ihr Filmschaffen werden Oscar-Preisträger Martin Scorsese mit dem Goldenen Ehrenbären sowie der deutsche Regisseur und Autor Edgar Reitz mit der "Berlinale Kamera" geehrt.
    Quelle: KNA, EPD
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