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75 Jahre Berlinale:Stars, Skandale und viele Filme an der Spree
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Eine neue Ära beginnt mit Tricia Tuttle an der Spitze der Berlinale im 75. Jubiläumsjahr. Die US Amerikanerin tritt ein großes Erbe an - ein Blick in die Geschichte des Festivals.
Wenn im Februar die roten Teppiche ausgerollt werden, Blitzlichter zucken und Berlinale Bären an Filmschaffende aus aller Welt überreicht werden, dann ist wieder Berlinale Zeit. Mittlerweile das weltgrößte Publikumsfestival. 400.000 Eintrittskarten wurden im letzten Jahr verkauft.
Es ist eine Superkraft, das öffentliche Publikum, Filmemacher lieben das, kommen her um ihre Filme einem öffentlichen Publikum zu zeigen... das war schon immer Teil der DNA dieses Festivals.
Tricia Tuttle, Berlinale Leiterin
Neue Leiterin der Berlinale Tricia Tuttle präsentiert den Goldenen Bären zu den Filmfestspielen. Die internationale Jury verleiht den Hauptpreis für den besten Film im Wettbewerb.
Quelle: AP
Berlinale heißt seit jeher auch: Star-Rummel an der Spree
Anfangs hat auch nur das Publikum über die Vergabe der Preise entschieden. Als filmisches "Schaufenster der Welt" in der geteilten Stadt Berlin war der Start 1951 im Westteil der Stadt.
Mit einem Hitchcock Thriller "Rebecca" , der schon seit elf Jahren in amerikanischen Kinos lief, ging es los. Der Kultregisseur selbst ließ sich zwar nicht blicken, aber bald brachten Stars wie Gary Cooper, Henry Fonda oder Gina Lollobrigida Glanz und Glamour in die zerstörte Frontstadt.
Der erste Leiter der Berlinale war in die Propaganda des NS-Regimes verstrikt
Goldene Bären für Ingmar Bergmann oder Claude Chabrol zeigten die Öffnung für europäische Großproduktionen. Nur deutsche Filme hatten es schwer in den Anfangsjahren.
Der erste Leiter des Festivals, Alfred Bauer, geriet posthum in die Kritik, als seine Rolle in der NS-Filmpropaganda 2020 bekannt wurde. Der nach ihm benannte Preis wurde abgeschafft und eine tiefgreifende Diskussion über Aufarbeitung begann sehr spät nach 70 Jahren.
Neben dem Hauptpreis werden die Silbernen Bären auch für beste Regie und für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle sowie Nebenrolle verliehen.
Quelle: epa
Die Berlinale hat auch eine politischer DNA
Den Ruf eines politisch-progressiven Festivals erhielt die Berlinale Ende der 1960er Jahre. Und mit dem Status eines A-Festivals auch eine internationale Jury.
Zu einem Eklat führte der Vietnam-Film "o.K." von Michael Verhoven. Jurypräsident Stevens warf dem Regisseur offenen Antiamerikanismus vor. Es gab keine Goldenen und Silbernen Bären. 2006 tobte der politische Streit um "Death of the President", einen fiktiven Dokumentarfilm über die Ermordung von George W. Bush.
Nach heftiger Debatte lief der Film dennoch auf der Berlinale. Besonders geprägt von politischen Kontroversen war das Jahr 2024 . Erst wurden AFD Politiker zur Eröffnungsfeier ein - dann wieder ausgeladen und zur Preisverleihung lösten pro-palästinensische Statements eine Debatte über politische Leitlinien des Festivals aus.
Statt Champagner am Meer gibt es Currywurst im Wintermantel
Zurück zur Geschichte. Der Berlinale-Termin im Juni war ein Problem: Das Festival wird oft als "Resterampe" von Cannes wahrgenommen. Seit 1978 darf die Filmbranche nun im Februar an die Spree kommen. Stars wie Richard Gere, Tilda Swinton und Leonardo DiCaprio wagen sich trotzdem immer wieder gern in die kalte deutsche Hauptstadt.
Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio zur Berlinale 2010. Auch zum 75. Jubiläum werden internationale Stars und Schauspieler erwartet.
Quelle: dpa
Schon vor dem Fall der Mauer fanden einige DDR-Filme ihren Platz auf der Berlinale. Der Dokumentarfilm "Flüstern und Schreien" von Dieter Schumann z.B., der schonungslos die ostdeutsche Jugendszene betrachtete.
Mit dem Mauerfall war die Berlinale im Februar 1990 erstmals ein Festival für ganz Berlin. Ostdeutsche Filmemacher wie Andreas Dresen rückten ins Rampenlicht z.B. mit "Halbe Treppe", wurden Publikumslieblinge.
Goldene Bären wurden nun am Potsdamer Platz, seit dem Jahr 2000 im neuen Berlinale Palast, vergeben. Das Besondere an der Berlinale ist ihre gesellschaftliche Offenheit. Lange bevor das Mainstream-Kino dafür bereit war, wurden queere Filme gezeigt. 1985 gewann Gus Van Sants mit "Mala Noche" einen "Teddy Award", den ersten LGBTIQ-Filmpreis und seit 1992 ein offizieller Berlinale-Preis.
Vom Frontstadt-Festival zur Weltbühne des Kinos
Der große Star-Rummel und die Vielfalt der Filme aus aller Welt ziehen auch im Jubiläumsjahr Tausende Fans in die Kinos. Berlin wird noch viele Jahre filmverrückt bleiben.
Das Filmfestival erlebte in seiner 75-jährigen Geschichte bereits mehrere Eklats. Zuletzt 2024 als AfD-Politiker zuerst ein - dann wieder ausgeladen wurden.
Quelle: epa
Quelle: dpa
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