Bayern: Blitzer bringt Millionen Bußgelder für Kommune

Kirchseeon in Bayern:Radarfalle sorgt für Geldsegen in Gemeinde

von Simon Seitel
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Seit einem Jahr steht im oberbayerischen Kirchseeon ein lukrativer Blitzer. Die eingenommenen Bußgelder sollen in Schulen, das Hallenbad und in die Feuerwehr investiert werden.

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Radarfallen fest zu installieren, ist immer auch eine finanzielle Erwägung: Lohnen sich die sechsstellige Anschaffungssumme und die hohen Betriebskosten? In der Marktgemeinde Kirchseeon kann man diese Frage mit einem klaren Ja beantworten.
Ihr Blitzer am Ortseingang an der viel befahrenen Bundesstraße 304 hat innerhalb eines Jahres über eine Million Euro an Bußgeldern in die Kasse der Kommune gespült. Insgesamt wurden mehr als 34.000 Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde registriert.

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Grafiken

Blitzer vor Kita soll Verkehr beruhigen

Für Bürgermeister Jan Paeplow zeigen die Zahlen, dass der Blitzer an der richtigen Stelle aufgebaut wurde. Zumal frühere Versuche, den Verkehr durch die Installation von zusätzlicher Beleuchtung und Geschwindigkeitshinweisen zu beruhigen, scheiterten. "Wir haben hier in der Nähe das Haus für Kinder", erklärt Paeplow.

Man darf sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn Kinder über die Straße gehen. Welche brenzligen Situationen entstehen können.

Jan Paeplow, Bürgermeister von Kirchseeon

Neben der Kita liegen direkt an der Straße eine Grund- und Mittelschule sowie mehrere Wohnhäuser, die besonders von der Geschwindigkeit und dem Lärm betroffen sind.
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Anwohner: Durch Blitzer besser geworden

Die meisten Verkehrsteilnehmer halten sich an die Geschwindigkeitsvorgaben. Die Auswertung der Radarfalle zeigt, dass sich die häufigsten Geschwindigkeitsverstöße im Rahmen von bis zu zehn Kilometern pro Stunde zu schnell bewegen.
Allerdings wurden auch 13 Verstöße mit mehr als 60 Kilometer pro Stunde über dem Tempolimit registriert. "Das gibt dann schon zu denken", sagt Paeplow. "Durch den Blitzer ist es auf alle Fälle besser geworden", bilanziert ein Anwohner.

Einnahmen nutzen der Gemeinde

Dass die Blitzeranlage nicht nur zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beiträgt, sondern auch den kommunalen Haushalt entlastet, freut den Bürgermeister besonders. Es gebe viele Maßnahmen, die sie umsetzen wollten.

Eine Grund- und Mittelschule bauen, ein Hallenbad sanieren, unsere Feuerwehr muss neu ausgestattet werden.

Jan Paeplow, Bürgermeister von Kirchseeon

Stationäre Blitzer oft ein Verlustgeschäft

So lukrativ wie in Kirchseeon sind Blitzer an vielen anderen Stellen nicht. Beispielsweise bringen alle Radarfallen, sowohl stationäre als auch mobile, im etwa 30 Kilometer entfernten München jährlich rund drei Millionen Euro ein - obwohl dort deutlich mehr Fahrzeuge unterwegs sind.
Die hohen Investitions- und Betriebskosten von Blitzeranlagen müssen allerdings auch erstmal refinanziert werden. Viele kleineren Kommunen sehen daher von eigenen Geschwindigkeitskontrollen ganz ab und überlassen das der Polizei.
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Radarfalle zeigt Wirkung

In Kirchseeon nehmen sie weiterhin viel Geld mit ihrem Blitzer ein, auch wenn die Zahlen unter dem anfänglichen Niveau liegen. "Wir haben es in der Einrichtung von der ersten Sekunde an verfolgt, da hat es ja wirklich im Minutentakt geblitzt", erzählt Gerhard Biber von den Johannitern, die die Kita an der Blitzer-Straße betreiben.
"Und jetzt sehen wir, dass es sich doch etwas verändert." Einheimische hielten sich inzwischen vermehrt an das Tempolimit, Auswärtige erwische es noch häufig. Die Gemeindekasse freut das.
Simon Seitel ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Bayern.
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