Luftschläge in Russland: Militäranalyst zum Nutzen der westlichen Zielfreigabe | ZDFheute live
Nachdem westliche Partner wie Deutschland und die USA Kiew grünes Licht gegeben haben, soll die ukrainische Armee erstmals Ziele in Russland mit westlichen Waffen zerstört haben. Eigenen Angaben zufolge hat das Militär ein S-300-Raketensystem im russischen Grenzgebiet in der Region Belgorod getroffen.
Für die erweiterte Zielfreigabe gelten aber Einschränkungen. So soll die US-Regierung nur die Erlaubnis für Gegenschläge zur Verteidigung der ostukrainischen Großstadt Charkiw erteilt haben. Hintergrund ist, dass Russland in der Region vor knapp vier Wochen eine Offensive gestartet hatte und Geländegewinne erzielen konnte. Angriffe im russischen Hinterland sollen damit aber nicht infrage kommen. Dort liegen wichtige Luftverteidigungssysteme und militärische Stützpunkte, von denen aus Angriffe auf ukrainisches Gebiet geflogen werden.
Im Falle von Angriffen mit westlichen Waffen drohte Kremlchef Putin den Nato-Staaten mit "asymmetrischen Antworten". So erwäge Russland eine Stationierung seiner Waffen in Reichweite des Westens. Auch Deutschland warnte er konkret vor einer möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.
Was bringt die Freigabe westlicher Waffen für Angriffe auf russische Ziele? Kann die Ukraine einen strategischen Vorteil daraus ziehen? Verlagert sich der Krieg womöglich auf russisches Gebiet? Darüber diskutiert Victoria Reichelt bei ZDFheute live mit Militäranalyst Hendrik Remmel und mit ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh in Odessa.
Eingeschränkte Zielfreigabe der westlichen Verbündeten
Westliche Verbündete haben der Ukraine die Freigabe westlicher Waffen auch für Ziele auf russischem Staatsgebiet erteilt. Von den USA gelieferte Waffen wurden nun erstmals für Ziele innerhalb Russlands genutzt.
Zur Verteidigung der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw hatte US-Präsident Joe Biden neue Richtlinien festgesetzt. Diese Richtlinien schließen den Gebrauch von ATACMS-Geschossen und Langstreckenraketen für Offensiven auf russischem Staatsgebiet allerdings weiter aus.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte der Ukraine erlaubt, von Deutschland gelieferte Waffen unter bestimmten Voraussetzungen auf militärische Ziele in Russland abzufeuern.
Scholz beruft sich bei der Entscheidung auf das völkerrechtlich verbriefte Recht der Ukraine, sich gegen Angriffe auf ihr Territorium, auf ihre Städte und ihre Bürgerinnen und Bürger zu wehren.
Reaktionen aus Russland
Der russische Staatschef Wladimir Putin hatte vor ukrainischen Angriffen mit westlichen Waffen gewarnt. Westliche Länder, die den Einsatz von Langstreckenwaffen in Russland genehmigen, müssten mit Konsequenzen rechnen. Er bezeichnete die Waffenlieferungen als "sehr gefährlich" und sagte mit Blick auf Deutschland, dies zerstörte "definitiv die deutsch-russischen Beziehungen".
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow drohte unter anderem mit der Stationierung russischer Hightech-Luftstreckenwaffen in Reichweite des Westens.
Mit Material von ZDF, dpa, AFP
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