Derzeit warten Betroffene wegen des Mangels an Spenderorganen in der Regel mehrere Jahre auf ein Spenderherz. Das wäre aber für viele schwer herzkranke Betroffene zu lang. Ein Kunstherz, oder genauer gesagt ein Herzunterstützungssystem, kann die Wartezeit bis zu einer Herztransplantation überbrücken. Ist ein Patient in einem kritischen Zustand und kein Ersatzorgan in Sicht, kann er mithilfe eines Kunstherzens beziehungsweise eines Herzunterstützungssystems stabilisiert werden. Der Blutkreislauf wird dann aufrecht erhalten.
Mit "Kunstherz" meistens Herzunterstützungssystem gemeint
Streng genommen handelt es sich, wenn der Begriff "Kunstherz" fällt, in den meisten Fällen nur um Systeme, die das Herz ersetzen. Meistens kommen dabei künstliche Herzpumpen zum Einsatz, die entweder eine oder zwei Herzkammern des Originalherzens unterstützen. Solche Pumpen werden auch Herzunterstützungssysteme genannt. Im Gegensatz zum Kunstherz wird beim Herzunterstützungssystem nämlich die verbliebene Restfunktion des Herzens genutzt. Das kranke Herz bleibt im Körper des Patienten.
Bei etwa 90 Prozent aller Patienten, die ein Herzunterstützungssystem benötigen, ist eine permanente Unterstützung der linken Herzkammer (LVAD) ausreichend. In manchen Fällen muss auch die rechte Herzkammer (RVAD) zeitweise unterstützt werden. In seltenen Fällen ist eine dauerhafte Unterstützung beider Herzkammern erforderlich. Erst wenn die Erkrankung so weit fortgeschritten ist, dass das eigene Herz nicht mehr erhalten werden kann, muss es durch ein echtes Kunstherz ersetzt werden. Dann wird das erkrankte nicht mehr funktionstüchtige Organ aus dem Körper des Betroffenen gänzlich entfernt und durch ein Kunstherz ausgetauscht.
Funktion und Technik von Herzpumpen
Bei den Herzunterstützungssystemen stehen je nach Erkrankung des Betroffenen verschiedene Modelle zur Verfügung. Es wird zwischen elektrischen und druckluftbetriebenen Pumpen unterschieden. In der Regel werden die Herzpumpen in einem chirurgischen Eingriff im Körper des Herzpatienten implantiert. Es gibt jedoch in seltenen Fällen auch Pumpkammern, die außerhalb des Körpers auf dem Bauch positioniert sind.
Das am häufigsten im Körper eingepflanzte Links-Herzunterstützungssystem saugt das Blut über einen Schlauch aus der Spitze der linken Herzkammer an und pumpt es in die Hauptschlagader. Dadurch wird die linke Herzkammer komplett entlastet und der Körper kann wieder ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden.
Risiken und Komplikationen
Herzpumpen haben eine relativ hohe Komplikationshäufigkeit. Neben möglichen technischen Problemen besteht ein großes Schlaganfallrisiko. Durch die tägliche Einnahme von Blutverdünnungsmitteln wie ASS oder Marcumar lässt sich diese Gefahr verringern.
Träger von Herzunterstützungssystemen sind zudem einer ständigen Infektionsgefahr ausgesetzt. Anfällig für Keime ist vor allem die Öffnung für das stromzuführende Kabel oder den Druckluftschlauch in der Bauchdecke. Im schlimmsten Fall droht eine Blutvergiftung. Die Austrittsstelle des Versorgungskabels bzw. Schlauches muss daher regelmäßig gereinigt und die Verbände ausgetauscht werden. Duschen und Schwimmen sind wegen der Infektionsgefahr für Betroffene tabu.
Ausblick
In Deutschland werden jährlich fast 500.000 Betroffene mit einer Herzinsuffizienz stationär aufgenommen. Derzeit ist eine Herzverpflanzung zwar in den meisten Fällen die beste Therapie, um Betroffene für ein weitgehend beschwerdefreies Leben zu stabilisieren. Im Jahr werden jedoch durchschnittlich rund 1000 Herzunterstützungssysteme als Alternative für ein Spenderherz oder zur Überbrückung verpflanzt, denn Spenderorgane sind in Deutschland rar.
Zunehmend kommen Kunstherzen oder Herzpumpen auch als Dauertherapie zum Einsatz. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen gibt es Menschen, die wegen ihres Alters oder ihres Gesundheitszustands nicht mehr für eine Herztransplantation infrage kommen, zum anderen haben Betroffene mit einem Kunstherz oder einer Herzpumpe, bei denen keine Komplikationen auftreten, nur geringe Chancen, auf der Transplantationsliste vorzurücken.