Von einer spontanen Koronardissektion spricht man, wenn es innerhalb der Gefäßwand der Herzkranzarterien zu einem Riss kommt. Das den Herzmuskel versorgende Gefäß reißt plötzlich in der Innenseite seiner mehrschichtig aufgebauten Wand ein und Blut dringt in die Zwischenräume der Wandschichten. Im Extremfall wird dadurch das Innere des Gefäßes in seinem gesamten Querschnitt zugedrückt und das sauerstoffreiche Blut kann nicht mehr zum Herzmuskel fließen: Ein Herzinfarkt entsteht.
Dabei entsteht jedoch kein Gerinnsel, wie es beim klassischen Herzinfarkt der Fall ist, und die Patienten haben in der Regel auch keine Ablagerungen in den Gefäßen, die auf das drohende Ereignis hinweisen könnten. Aus diesem Grund handelt es sich bei der spontanen Koronardissektion um ein akutes Ereignis, das meist völlig unerwartet ohne einen erkennbaren Anlass auftritt. Insgesamt sind spontane Koronardissektionen eher selten anzutreffen, wobei sie jedoch gerade bei jüngeren Patienten auftreten können.
Vor allem jüngere, gesunde Frauen sind davon betroffen
Besonders häufig sind Frauen betroffen – sie machen 90 Prozent der Fälle aus. Es sind vor allen Dingen Frauen vor der Menopause (den Wechseljahren), also im fruchtbaren Alter. Deshalb glauben Mediziner, dass der Hormonstatus eine Rolle spielt. Und es gibt eine Reihe von weiteren Faktoren, die auch eine Rolle spielen können: Zum Beispiel eine Bindegewebsschwäche, die auch die Herzgefäße betrifft und seltene genetische Erkrankungen, wie das Ehlers-Danlos-Syndrom. Das ist aber sehr selten. Die meisten Fälle treten spontan auf, ohne einen erkennbaren Grund.
Keine spezifischen Symptome
Die Beschwerden sind generell die gleichen wie bei anderen Infarkten. Die klassischen Symptome sind ein sehr starker Schmerz in der Brust, oft mit Ausstrahlung in den Unterkiefer und in den linken Arm. Gerade bei Frauen gibt es aber häufig auch völlig untypische Verläufe. So klagen einige Frauen auch über Schmerzen in beiden Armen, Übelkeit und Erbrechen. Aber: Nicht alle Beschwerden, die mit Übelkeit einhergehen sind auf Herzprobleme zurückzuführen. Wenn allerdings mehrere Beschwerden zusammenkommen, wie z.B. Schmerzen in den Armen sowie Übelkeit und Erbrechen, Schwitzen und erhebliches Schwächegefühl, dann sollte man den Notarzt rufen.
Die Diagnose mittels EKG und Herzkatheter
Ein EKG zeigt den Ärzten, ob z.B. ein Vorderwandinfarkt vorliegt. Dieser zeigt sich im EKG klassisch durch eine so genannte ST-Hebung. In der Regel wird bei konkretem Verdacht auf einen Herzinfarkt aber auch bei einem unauffälligen EKG eine Herzkatheter-Untersuchung gemacht. Über das Handgelenk oder die Leiste wird ein dünner Katheter in das Gefäß in Richtung Herz eingeführt und mittels Kontrastmittel geschaut, wo der Blutfluss unterbrochen ist.
Je nach Ursache und Schwere kann dann entweder rein medikamentös behandelt werden, oder das betroffene Gefäß wird mit einem kleinen Ballon wieder freigemacht und anschließend mit einem oder mehreren Stents (Röhrchen) stabilisiert.
Behandlung und Heilungschancen
Die Patienten müssen nach einer spontanen Koronardissektion in der Regel gerinnungshemmende Medikamente nehmen und sollten für einige Wochen eine Reha durchlaufen. Meist müssen die Medikamente mindestens über einen Zeitraum von 6 Monaten eingenommen werden. Die Medikation ist allerdings von Patient zu Patient unterschiedlich und hängt von individuellen Risikofaktoren ab.
Generell ist eine Spontane Koronardissektion gut zu behandeln, wenn sie richtig erkannt wird. Die Ärzte können zwar nicht voraussagen, ob bei den Betroffenen noch andere Gefäße reißen könnten, aber die Heilungschancen sehen generell gut aus. Nach einer spontanen Koronardissektion sollten die Patienten regelmäßig EKG- und Ultraschall-Untersuchungen machen lassen, um die Größe und Pumpleistung des Herzens zu überprüfen.