„Die positive Bewertung der Arbeit des ZDF im Zulauf auf die Wahl und am Wahltag selber ist zutreffend“, sagt Fernsehrat Reinhard Klimmt. Der Publizist und frühere Medienpolitiker zieht auch im Detail ein positives Fazit für die Berichterstattung über die letzte Bundestagswahl in den ZDF-Angeboten.
#Fernsehrat: Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender erhalten nach einer aktuellen Studie für ihre Informationsleistung die beste Bewertung der Bürgerinnen und Bürger. Wie ausgewogen und umfassend war die Berichterstattung des ZDF vor und zur jüngsten Bundestagswahl aus Ihrer Sicht?
Reinhard Klimmt: Die positive Bewertung der Arbeit des ZDF im Zulauf auf die Wahl und am Wahltag selber ist zutreffend. Unterschiedliche Standpunkte der Parteien wurden in der Berichterstattung deutlich. Die Interviews waren sachorientiert und weder liebedienerisch noch überkritisch.
#Fernsehrat: In der ZDFmediathek und auf dem ZDFheute-YouTube-Kanal gab es rund um die Wahl Formate für jüngere Zielgruppen. Wie wichtig sind solche digitalen Formate?
Klimmt: Die unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten von älteren und jüngeren Zuschauern des ZDF erzwingen geradezu Angebote in der Mediathek und auf YouTube. Das ist zu dieser Wahl sehr gut gelungen. Großartig ist für die jungen Alterskohorten das Angebot von funk.
#Fernsehrat: Am Wahlabend selbst konnte das ZDF seine Akzeptanzwerte gegenüber 2017 und 2013 deutlich steigern. Was lief dieses Mal besser?
Klimmt: Der Auftritt war einfach in der Sache kompetent und hielt in der Präsentation die notwendige Balance zwischen Ernst und Lockerheit.
-
#Fernsehrat: Das ZDF greift bei seinen Wahlanalysen und Prognosen auf Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen zurück. Wie bewerten Sie den Einsatz von Meinungsumfragen allgemein und wie zufrieden sind Sie mit den Auswertungen der Forschungsgruppe?
Klimmt: Die Umfragen rücken immer stärker an den Wahltag heran. Trotz der damit verbundenen Problematik möglicher Nachahmungseffekte ist dies wohl aus Wettbewerbsgründen unvermeidlich. Die Forschungsgruppe Wahlen gehört seit Jahrzehnten zu den kompetentesten Instituten der Republik.
Zur Person: Reinhard Klimmt, 1942 in Berlin geboren, bei Osnabrück aufgewachsen, lebt seit 1962 im Saarland und ist dort heimisch geworden. Der Historiker wurde 1975 in den Saarländischen Landtag gewählt, amtierte als Vorsitzender der Landtagsfraktion, war Ministerpräsident und Bundesminister. Zu seinen politischen Schwerpunkten gehörten die Kultur- und Medienpolitik. Er war 10 Jahre lang Vorsitzender der Medienkommission der SPD. Heute arbeitet er als freier Publizist, als Buchhändler und Antiquar und im Ehrenamt in vielen kulturellen Institutionen.