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Wo der Öffentlich-Rechtliche gut arbeitet – und wo es Kritik gibt

Dr. Christiane Schenderlein über die Wahlberichterstattung im ZDF

„Ich bin überzeugt, dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine wichtige Aufgabe, vor allem in den aktuell politisch bewegten Zeiten, zukommt“, sagt ZDF-Fernsehrätin Dr. Christiane Schenderlein. Die CDU-Politikerin aus Sachsen, die seit Dezember auch dem Deutschen Bundestag angehört, berichtet über ihre persönliche Wahrnehmung des Bundestags-Wahlabends und der Digitalisierung des Senders.

Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Dr. Christiane Schenderlein
Fernsehratsmitglied Dr. Christiane Schenderlein
Quelle: Tobias Koch

#Fernsehrat: Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender erhalten nach einer aktuellen Studie für ihre Informationsleistung die beste Bewertung der Bürgerinnen und Bürger. Wie ausgewogen und umfassend war die Berichterstattung des ZDF vor und zur jüngsten Bundestagswahl aus Ihrer Sicht?

Christiane Schenderlein: Ich bin überzeugt, dass dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine wichtige Aufgabe, vor allem in den aktuell politisch bewegten Zeiten, zukommt. Tagtäglich sehen wir uns mit Fake News, Verschwörungstheorien und gezielten Desinformationen konfrontiert. Diese einzuordnen, aufzuklären und gegebenenfalls zu entkräften, bildet einen wichtigen Beitrag zur Funktionsweise unserer Demokratie. Dass hierbei auch einmal Fehler passieren, ist ärgerlich, aber auch menschlich.

Natürlich wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk in den Reihen der Union nicht kritiklos gesehen. Im Hinblick auf die vergangene Bundestagswahl lässt sich festhalten, dass im Lager der CDU durchaus wahrgenommen wurde, dass nach 16 Jahren CDU-Kanzlerschaft eine Wechselstimmung durch die Medien transportiert und in Einzelfällen forciert wurde. Ein weiteres Beispiel ist die zunehmende Verwendung der Gendersprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, obwohl zwei Drittel der deutschen Bevölkerung die Verwendung ablehnen.

#Fernsehrat: In der ZDFmediathek und auf dem ZDFheute-YouTube-Kanal gab es rund um die Wahl Formate für jüngere Zielgruppen. Wie wichtig sind solche digitalen Formate?

Schenderlein: Ich sehe dies als immens wichtig an. Es ist vollkommen richtig, dass jüngere Menschen ein verändertes Medienkonsumverhalten haben. Gleichzeitig ist das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien vor allem in der Zielgruppe von 14-29 Jahren verhältnismäßig hoch. Demnach ist es folgerichtig, dass das ZDF das Angebot im Onlinebereich konsequent ausbaut und neue Formate ins Leben ruft. Verstärkt wird dieser Effekt durch die andauernde Corona-Pandemie, die der Digitalisierung einen großen Schub gegeben hat. So musste beispielsweise die Politik auch lernen, den Wahlkampf konsequent von der Straße ins Digitale umzusetzen. Während die Politik noch immer sehr am Anfang steht, ist das ZDF an dieser Stelle deutlich weiter.

Als Mutter fiel mir auf, dass die Online-Bildungsangebote des ZDF eine sehr gute Ergänzung zum Homeschooling im vergangenen Jahr waren.

#Fernsehrat: Am Wahlabend selbst konnte das ZDF seine Akzeptanzwerte gegenüber 2017 und 2013 deutlich steigern. Was lief dieses Mal besser?

Schenderlein: Das kann ich leider nicht beurteilen, da ich an diesem Abend verständlicherweise kein Fernsehen geschaut habe. Als zu wählende Kandidatin sind an diesem Abend die Seiten der statistischen Landesämter sowie die Informationen aus den einzelnen Kommunen wichtiger. Der ganzheitliche Blick auf die gesamte Bundestagswahl erfolgt, abgesehen von den ersten Hochrechnungen, oftmals erst am Tag nach der eigentlichen Wahl. Erst dann weiß man, welche Mehrheiten möglich sind. Auch bei dieser Wahl hatten wir aufgrund von Überhangmandaten und der Grundmandatsklausel erst am Folgetag der Wahl Sicherheit hinsichtlich des Wahlausgangs.

#Fernsehrat: Das ZDF greift bei seinen Wahlanalysen und Prognosen auf Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen zurück. Wie bewerten Sie den Einsatz von Meinungsumfragen allgemein und wie zufrieden sind Sie mit den Auswertungen der Forschungsgruppe?

Schenderlein: Umfragen sind wichtige Werkzeuge, um das häufig subjektiv verzerrte Meinungsbild zu korrigieren und zu ergänzen. Oftmals ist es so, dass Minderheitenmeinungen besonders laut und offensiv vorgetragen werden und man stellenweise versucht ist, dies als Mehrheitsmeinung anzuerkennen. Grundlage hierfür ist jedoch, dass sie nach wissenschaftlichen und statistischen Maßgaben ordnungsgemäß durchgeführt wurden. An dieser Stelle arbeitet der gesamte deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk sehr gut. Im Zuge der Wahlkämpfe werden entsprechende Umfragen oftmals lediglich zur Kenntnis genommen. Die Strategien der Wahlkämpfe sind langfristig ausgelegt und unterliegen unterschiedlichen Phasen, die eine ad-hoc-Reaktion oftmals nur eingeschränkt zulassen.

Zur Person: Dr. Christiane Schenderlein wurde von der sächsischen Staatsregierung in den ZDF-Fernsehrat entsandt. Die 40-jährige promovierte Politikwissenschaftlerin gehört seit September dieses Jahres dem Deutschen Bundestag an und war zuvor Mitglied des Sächsischen Landtags. Vor ihrer Tätigkeit als politische Mandatsträgerin war die dreifache Mutter unter anderem in der Unternehmens- und Kommunikationsberatung tätig.

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