Neben dem Fußball findet Fernsehrat Hugo Diederich auch den Breitensport wichtig und betont, dass dieser „im ZDF auch Berücksichtigung“ findet. In Sachen Kosten für die Sportrechte hat er eine klare Position.
#Fernsehrat: Sport- und insbesondere Fußballrechte sind teuer – inwieweit halten Sie die finanziellen Aufwendungen beim ZDF für gerechtfertigt?
Hugo Diederich: Diese Frage ist ja immer schon ein Thema gewesen. Wir sind uns im Fernsehrat und Verwaltungsrat des ZDF immer schon einig gewesen, dass ca. bis zu 10 % für Sportrechten vom Gesamtbudget pro Jahr aufgewendet werden. Das wechselt allerdings von Jahr zu Jahr je nachdem, wie viele Großereignisse stattfinden. Im kommenden Jahr zum Beispiel haben wir eine Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, eine Olympiade in Europa, in Paris, und das sind dementsprechend mehr Gelder, die in diesem Jahr eingesetzt werden müssen. In den schwächeren Jahren braucht das ZDF nur 6-7 % des Budgets. Ich sehe es als völlig gerechtfertigt an, dass diese Übertragungsrechte wahrgenommen werden. Hier ist zu bedenken, dass es ja nicht nur um Fußballrechte geht, sondern auch um andere – bis zum Beispiel Bogenschießen ist da alles an Sportarten dabei. Hervorragend war ebenfalls der kurzfristige Erwerb der Übertragungsrechte am Finale der Basketball-WM der Herren, die hohe Einschaltquote zeigt das breite Interesse.
#Fernsehrat: Das aktuelle sportstudio hat sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Welchen Stellenwert hat das Format aus Ihrer Sicht im ZDF-Programm?
Diederich: Eine gute Frage. Ich werde bald 70 Jahre alt und habe fast die Hälfte der sportstudio-Zeit hinter der Mauer verbracht, also in der DDR. Und gerade dort war das sportstudio eine Muss-Sendung. Weil man beim sportstudio nicht nur die Bundesliga, sondern auch den Breitensport aufbereitet bekommen hat - über den damals für uns westlichen Sender. Das war Breitensport, der ja vom DDR-Fernsehen nicht gezeigt wurde. In der heutigen Zeit sehe ich das sportstudio immer noch gern. Ich erinnere mich noch an die Diskussionen im Fernsehrat über die Anfangszeiten. Früher begann es um 22 Uhr, heute in der Regel 23 Uhr. Warum diese Zeit zu spät ist, das hängt natürlich mit den Verwertungsrechten zusammen. Das sind alles Kosten, denn je früher ich etwas bringe, desto mehr Geld kostet es. Und wer das sportstudio sehen will, hat ja heutzutage die Möglichkeit, es in der ZDFmediathek anzuschauen, auch wenn es dort einige lizenzrechtliche Einschränkungen gibt.
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#Fernsehrat: Für das Format sportstudio reportage soll die Studio-Magazin-Sendung zu einem filmischen und monothematischen Doku-Format entwickelt werden – auch um Portfolio-Lücken in der ZDFmediathek zu schließen. Was halten Sie davon?
Diederich: Ich habe mir die Studio-Magazin-Sendung zwar selbst noch nicht angeschaut, aber meines Wissens ist diese themenbezogen und monothematisch angelegt. Je nach Thema kann es durchaus sinnvoll sein, dass sich eine komplette ZDF-Reportage/Sportreportage mit einem einzelnen Thema befasst. Es ist wichtig mit der Zeit zu gehen, es gibt die ZDFmediathek. Für diese ist die Aufbereitung zu einem filmischen Dokumentations-Format von Vorteil.#Fernsehrat: Welche Sportarten sollten im ZDF auf welche Art stärkere Beachtung finden?
Diederich: Die Frage nach der Vielfalt ist immer eine ganz besonders diskussionswürdige Frage, denn sie geht mit den vielen Interessen der verschiedenen Menschen einher. Die meisten Sportinteressierten würden jetzt sicher „Fußball“ sagen. Ich halte den Breitensport aber für wichtig, und der findet im ZDF seine Berücksichtigung. Da sind ein paar ausgefallene und noch nicht überall etablierte Sportarten dabei. Am heutigen Tag, an dem wir dieses Interview führen, findet zum Beispiel ein ganz wichtiges Frauen-Fußballspiel statt – Deutschland gegen Dänemark. Es ist gut, dass es live im TV gezeigt wird.
Der Sport an sich ist so breit, dass es schwierig ist, alle Sportarten zu erfassen und zu übertragen. Um wieder auf Ihre Fragen der monothematischen Magazinsendungen zu kommen, wäre es doch eine gute Idee, auch mal über Badminton oder Tischtennis oder eine wirklich außergewöhnliche Sportart eine eigene Reportage zu machen. In der Rubrik „Sport aus aller Welt“ sind Sportarten dabei, die keiner kennt. Und das ist gut, um internationales Verständnis aufzubauen. Sport als wichtiger Beitrag der Völkerverständigung – das ist der Ansatz, den ich befürworte.Zur Person: Hugo Diederich vertritt im Fernsehrat die Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V., deren Bundesvorsitzender er ist. Er engagiert sich im ZDF-Fernsehrat in den Programmausschüssen Partnerprogramme und Programmdirektion sowie im Ausschuss für Finanzen, Investitionen und Technik.