ZDF-Fernsehratsmitglied Alfons Hörmann lobt, dass beim ZDF „nicht nur über die Sportereignisse, sondern vor allem auch tiefgründig über die Hintergründe dazu berichtet wird.“ Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) verweist auf die gesellschaftliche Bedeutung des Sports und auf die 27 Millionen Mitglieder in Sportvereinen, wo Fair Play, Begegnung, Integration und Inklusion praktiziert würden.
#Fernsehrat: Die Übertragung des Champions League-Finales im August im ZDF ist die bislang meistgesehene Fernsehsendung in Deutschland im Jahr 2020. Welche Bedeutung hat Sportberichterstattung im Zweiten aus Ihrer Sicht?
Alfons Hörmann: Der Sport nimmt im ZDF zurecht eine prägende Rolle bei der Programmgestaltung ein. Sport ist ein wertvoller Quotentreiber und begeistert und interessiert weite Kreise der Bevölkerung. Dabei sehen wir aus Sicht von Sportdeutschland die Tatsache als besonders wertvoll und wichtig, dass nicht nur über die Sportereignisse, sondern vor allem auch tiefgründig über die Hintergründe dazu berichtet wird. Gerade darin unterscheidet sich die professionelle und sehr verantwortungsvolle Berichterstattung des ZDF wohltuend von anderen Medien.
#Fernsehrat: Im nächsten Jahr stehen voraussichtlich die Fußball-EM, die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics ins Haus. Inwieweit sehen Sie das ZDF insbesondere nach Inbetriebnahme des „Nationalen Fernsehzentrum" (NBC) für diese Großveranstaltungen aufgestellt?
Hörmann: Ein Vorläufer des Nationalen Sendezentrums hat sich bereits bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang 2018 mit gutem Erfolg bewährt, das NBC in Mainz wird für die Zukunft eine noch weit wichtigere Rolle erhalten. Die Digitalisierungsprozesse beim IOC-Bildproduzenten OBS ermöglichen eine Entkoppelung des Zugriffes auf das Bildmaterial und damit dessen Bearbeitung an jedem beliebigen Ort weltweit. In einer gekonnten Kombination aus dem Sendezentrum mit einer wichtigen Teilpräsenz vor Ort kann ein perfekter Mix aus Live-Berichten mit den Athletinnen und Athleten aus der Mixed Zone, im Studio oder im Deutschen Haus live und authentisch gestaltet werden. Bildbearbeitung, Schnitt, Nachrichtenzulieferung und weitere Tätigkeiten jedoch können synergetisch und zentral in Deutschland übernommen werden. Das optimiert Ressourcen und ist weitgehend wiederverwendbar, wenn es in naher Zukunft für die Fußball-EM sowie Olympische Spiele und Paralympics in Tokio und Peking gleichermaßen genutzt werden kann.
#Fernsehrat: Wo sollten abseits von solchen Großereignissen die Schwerpunkte der Sportberichterstattung im ZDF liegen?
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Hörmann: Grundsätzlich ist uns daran gelegen, die Vielfalt des Sports in all ihren Facetten abgebildet zu sehen. Kinder und Jugendliche orientieren sich an Vorbildern, möchten diesen nacheifern. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass neben die Bilder von Manuel Neuer oder Christiano Ronaldo auch diejenigen von Malaika Mihambo, Thomas Röhler, Denise Herrmann oder Felix Loch treten. Olympische Spiele und paralympische Spiele sowie viele weitere Sportevents vermitteln diese wertvolle Vielfalt des Sports in beispielhafter Art und Weise. In den zurückliegenden Monaten hat die Berichterstattung einen immer stärkeren Fokus auf die durch Corona verursachten Einschränkungen für die rund 90.000 Sportvereine in Sportdeutschland und deren Folgen gelegt. Gerade auch dieser Teil Sportdeutschlands ist es wert, dauerhaft thematisiert zu werden. Denn vor allem an der Basis des Sports findet die prägende Wertevermittlung für 27 Mio. Mitglieder statt, werden Fair Play, Begegnung, Integration und Inklusion praktiziert. Die Vereine sind dabei sozusagen das „Herz“ von Sportdeutschland und die 8 Mio. Ehrenamtlichen die „Seele“.
#Fernsehrat: Übertragungsrechte sind oft mit hohen Kosten verbunden. Was darf und sollte Sport im ZDF wert sein?
Hörmann: In einer immer stärker segmentierten und ausdifferenzierten Kommunikationsgesellschaft werden die wertvollen Momente immer rarer. Der sportliche Wettkampf bietet eine einzigartige Mischung aus Authentizität, Spannung und Emotion und ist deshalb zweifelsohne ein attraktives und werthaltiges Sendeangebot. Wenn gleichzeitig Lebensfreude und gesellschaftliche Werte transportiert, Gesundheit propagiert und Menschen zu einem aktiven Lebensstil animiert werden, ist das ein hohes Gut und im Grunde unbezahlbar.
Zur Person: Alfons Hörmann, geboren 1960, ist Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Der Unternehmer ist Mitglied in Aufsichtsräten sowie weiteren Gremien privatrechtlicher Unternehmen. Er ist u.a. Mitglied im Bundesvorstand des Wirtschaftsrates Deutschland, im Vorstand des Ski-Weltverbandes FIS, im Aufsichtsrat der Stiftung Deutsche Sporthilfe, in der Stiftungsversammlung der Deutschen Schulsportstiftung oder im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Das CSU-Mitglied ist seit 10. Juli 2020 als Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes im ZDF-Fernsehrat, er arbeitet dabei im Programmausschuss Chefredaktion.