„Übertragungen von Sportereignissen, etwa aus dem Fußballbereich, aber auch Wintersport wie Biathlon und Skispringen, erreichen regelmäßig ein großes Publikum“, konstatiert ZDF-Fernsehrätin Melanie Reinsch. Für die Herausforderungen bei den kommenden Groß-Events in Pandemie-Zeiten sieht die Sprecherin des Berliner Senats das ZDF gut aufgestellt.
#Fernsehrat: Die Übertragung des Champions League-Finales im August im ZDF ist die bislang meistgesehene Fernsehsendung in Deutschland im Jahr 2020. Welche Bedeutung hat Sportberichterstattung im Zweiten aus Ihrer Sicht?
Melanie Reinsch: Die Sportberichterstattung – und damit ist nicht nur Fußball gemeint – hat für das ZDF und damit für seine Zuschauerinnen und Zuschauer eine essentielle Bedeutung. Durch die Vielfalt der verschiedenen Ausspielformate – ob TV, Livestreams, Social Media oder Video-on-Demand – steigen die Möglichkeiten für individuelles Nutzungsverhalten sowie für ein breiteres Angebot. Durch weitreichende Angebote auch im nicht-linearen Bereich im Hauptprogramm können somit auch deutlich jüngere Zielgruppen erreicht werden, die es gewohnt sind, ziel- und zeitgerichtet Medien zu konsumieren. Gleichwohl bleibt etwa „das aktuelle Sportstudio“ in der Sportberichterstattung auch über Sendergrenzen hinweg ein traditioneller und verlässlicher Anker. Diese Melange zwischen Neuem und Altbewährtem macht die Bedeutung der Sportberichterstattung im ZDF aus und wird von den Zuschauerinnen und Zuschauern entsprechend geschätzt.
#Fernsehrat: Im nächsten Jahr stehen voraussichtlich die Fußball-EM, die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics ins Haus. Inwieweit sehen Sie das ZDF insbesondere nach Inbetriebnahme des „Nationalen Fernsehzentrum" (NBC) für diese Großveranstaltungen aufgestellt?
Reinsch: Die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie stellen auch die Sportberichterstattung vor Planungsunsicherheiten, wie man beispielsweise durch die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio und weiterer Veranstaltungen erleben konnte. Den gewohnten Standard auch unter Corona-Bedingungen zu halten, bleibt eine Herausforderung und erfordert auch vom ZDF höchste Flexibilität. Das Nationale Fernsehzentrum kann durch seine schlanken und effizienten Strukturen also auch vor diesem Hintergrund einen entscheidenden Beitrag für eine zuverlässige und breite Berichterstattung über internationale Großveranstaltungen gewährleisten. Damit ist das ZDF gut aufgestellt.
#Fernsehrat: Wo sollten abseits von solchen Großereignissen die Schwerpunkte der Sportberichterstattung im ZDF liegen?
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Reinsch: Neben der Berichterstattung über Großereignisse von Breiten- und Spitzensport sollten Sportreportagen, investigative Recherchen, Porträts und klassische Nachrichten im Fokus liegen – ergänzt durch besondere Sportevents, wie zum Beispiel aktuell das beeindruckende Segelrennen Vendée Globe. Zudem sollte der Schwerpunkt verstärkt auf Frauen im Sport sowie Sport für Menschen mit Behinderungen gelegt werden.
#Fernsehrat: Übertragungsrechte sind oft mit hohen Kosten verbunden. Was darf und sollte Sport im ZDF wert sein?
Reinsch: Übertragungen von Sportereignissen, etwa aus dem Fußballbereich, aber auch Wintersport wie Biathlon und Skispringen, erreichen regelmäßig ein großes Publikum. Die hohen Kosten entsprechen also durchaus auch einer hohen Nachfrage. Gleichzeitig bleibt das Abwägen zwischen Kosten, Nutzen und Auftrag ein Spagat.
Zur Person: Melanie Reinsch ist seit März 2020 Sprecherin der Berliner Senats und Chefin des Presse- und Informationsamtes der Berliner Senatskanzlei. Zuvor war sie zehn Jahre für mehrere Zeitungen als Journalistin tätig – und dort unter anderem für die Bundes- und Landespolitik zuständig. Reinsch absolvierte zudem ein Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin, ein Volontariat und eine Ausbildung zur Mediengestalterin.