Für Friedhelm Schäfer hat das ZDF bewiesen, dass es „auch ohne vorherige Planung möglich war, seinem Auftrag auch in Zeiten einer Pandemie mit der zu erwartenden Qualität gerecht zu werden.“ Zudem befürwortet der Beamtenbund-Vertreter im ZDF-Fernsehrat angesichts der Blockadehaltung aus Sachsen-Anhalt zum Rundfunkbeitrag, den Rechtsweg zu beschreiten.
#Fernsehrat: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff hat die von den Ministerpräsident*innen beschlossene Zustimmung zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent blockiert. Durch das Zurückziehen einer entsprechenden Landtagsvorlage wird der Rundfunkbeitrag voraussichtlich nicht wie vorgesehen am 1. Januar steigen können. Welche Folge hätte das für den Haushalt des ZDF Ihrer Meinung nach?
Friedhelm Schäfer: Ich finde die sachfremde Entscheidung von Ministerpräsident Haseloff bedauerlich. Man kann ja über die Notwendigkeit von Erhöhungen streiten, wenn man gleichzeitig auch über den erteilten Auftrag in einen Diskurs treten will. Macht man das nicht (rechtzeitig), dann ist die beabsichtigte Erhöhung des Rundfunkbeitrages – wie jetzt - unstreitig notwendig. Ich sehe das ZDF auch für die nunmehr entstandene schwierige Situation planerisch und systembedingt mit Blick auf die Beitragsperiode gut aufgestellt. Zudem befürworte ich die Beschreitung des Rechtswegs, mit dem Ziel die Beitragsanpassung zum geplanten Zeitpunkt – ggf. vorläufig – in Kraft zu setzen. Ich sehe nicht die Gefahr, dass es zu Qualitätseinbußen im Programm kommen muss.
#Fernsehrat: Gerade in der Pandemie sind hochwertige Information besonders wichtig. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für den kommenden Haushalt?
Schäfer: Aus meiner Sicht ist der Haushalt 2021 strukturell so aufgestellt, dass es keinen Grund für die Besorgnis gibt, ZDF-seitig nicht wie gewohnt hochwertige Informationen anbieten zu können. Die hervorragenden Angebote in diesem Jahr haben nachdrücklich gezeigt, dass es dem ZDF auch ohne vorherige Planung möglich war, seinem Auftrag auch in Zeiten einer Pandemie mit der zu erwartenden Qualität gerecht zu werden.
#Fernsehrat: Das ZDF hat erfolgreiche und z.T. preisgekrönte Fiktion und Unterhaltung im Programm. Welche Investitionen kann und sollte der Sender in diesem Bereich leisten – insbesondere angesichts der Pandemie-bedingt schwierigen Lage für die hiesigen Produzent*innen?
Schäfer: Der Mittelansatz für das Haushaltsjahr 2021 ist signifikant erhöht, so dass im Bereich Fiktion und Unterhaltung mehr möglich sein wird. Die mir bisher bekannten Planungen – auch das Ziel von „Vorratsproduktionen“ – überzeugen mich. Das ZDF hat übrigens auch in diesem Jahr durch entsprechende Maßnahmen den hiesigen Produzent*innen vorbildlich geholfen.
#Fernsehrat: Im Online-Bereich wächst der Wettbewerb durch die immensen Investitionen der Streaming-Riesen. Wie sehen Sie das ZDF für diesen Wettbewerb finanziell aufgestellt?
Schäfer: Die mir bekannten Überlegungen im Telemedienbereich sind mit Blick auf den definierten Auftrag und die politisch zugestandenen Möglichkeiten der richtige Weg in diesem Segment. Es ist aus meiner Sicht auch falsch, einen Wettbewerb mit den Streaming-Riesen zu definieren oder ihn losgelöst vom Auftrag zu suchen. Die vorhandenen Mittel für 2021 und die guten Lösungsansätze sind ein guter Ansatz für eine Aufwertung der vorhandenen Telemedienangebote.
Zur Person: Der 63-jährige Steuerbeamte Friedhelm Schäfer ist seit dem 20. November 2017 als 2. Vorsitzender und Fachvorstand Beamtenpolitik des dbb beamtenbund und tarifunion tätig.
Zuvor hat er über 16 Jahre den NBB Niedersächsischer Beamtenbund und Tarifunion als dessen Vorsitzender geleitet.
Zudem hat er langjährige Erfahrungen in der Personalratsarbeit, unter anderem über ein Jahrzehnt als stellvertretender Vorsitzender des Hauptpersonalrats beim Niedersächsischen Finanzministerium.
Vorerfahrungen für seine Aufgabe als Mitglied des Fernsehrates des ZDF hat er durch Mitgliedschaften in der Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt und im Rundfunkrat des NDR sammeln dürfen.