Plastik, Papier, Stoff, Glas:Welche Verpackung umweltfreundlich ist
von Antonia Hirschmann
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Nachhaltig einkaufen ist knifflig, besonders bei Verpackungen. Plastikalternativen gibt es viele: Papier, Stoff, Glas, Bio-Plastik - doch was ist wirklich umweltfreundlich?
Umwelt-Experte Philip Heldt verrät die Vor- und Nachteile von Plastik, Papier und Glas.19.09.2023 | 4:57 min
Nachhaltig einkaufen ist nicht einfach, besonders wenn es um Verpackungen geht. Die Auswahl ist groß: von Plastik über Papier, Glas und Stoff zum Bio-Plastik. Doch was ist besser für die Umwelt?
Stoffbeutel oder Plastiktasche?
Der Verbrauch von Plastiktüten im Supermarkt ist laut EU-Kommission seit 2000 um etwa 50 Prozent gesunken, von sieben Milliarden auf 3,7 Milliarden. Inzwischen sind Stofftaschen immer stärker im Trend. Doch viel nachhaltiger sind diese nicht. Die Jutebeutel bestehen aus Baumwolle, einem nachwachsenden Rohstoff. Allerdings erfordert die Herstellung von Baumwollstoffen viel Energie und hat einen hohen ökologischen Fußabdruck aufgrund der Anpflanzung und Bewässerung.
Es kommt also darauf an, wie oft man die Tüte benutzt. Die beste Option ist, eine eigene Tasche zum Einkaufen mitzunehmen und sie so oft wie möglich wiederzuverwenden.
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Die Herkunft des Rohmaterials spielt ebenfalls eine Rolle, da für die Produktion von Papier viel Holz benötigt wird. Da Plastik und Papier beide recyclefähig sind, könne man nicht per se davon sprechen, dass Papier nachhaltiger ist, erläutert Heldt.
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Glas als umweltfreundliche Verpackung?
Glasverpackungen erscheinen häufig als hygienischer und sauberer, sind aber weniger umweltfreundlich. Durch sein höheres Gewicht verbraucht das Glas beim Transport viel mehr Benzin als das dünne und leichte Plastik. Auch das Wiedereinschmelzen von Glas gelingt erst ab 600 Grad, Kunststoffe schmelzen schon ab 105 Grad. Es verbraucht also auch hier mehr Energie als Plastik. Philip Heldt rät zu Mehrwegglas, das lediglich gereinigt und wieder befüllt wird.
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von Maurice Göbel
mit Video
Vorteile mit Bio-Plastik?
Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen hat ein ähnliches Problem wie Papier. Es verbraucht viel Energie. Für den Anbau der Pflanzen wird ebenfalls viel Wasser, Pestizide, Chemikalien und vor allem auch Platz benötigt. Dafür müssen Waldflächen gerodet werden. Nutzpflanzen binden jedoch wesentlich weniger CO2 aus der Umwelt als Bäume. Zusätzlich entsteht die ethische Frage, ob diese Flächen nicht besser für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden sollten.
Unter Bio-Plastik versteht man drei verschiedene Plastikalternativen.
Zum einen gibt es biobasierte Kunststoffe, die zwar aussehen wie Plastik, aber aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zucker oder Cellulose bestehen.
Bestimmte dieser biobasierten Kunststoffe sind zusätzlich noch biologisch abbaubar.
Es gibt jedoch auch biologisch abbaubare Kunststoffe, die aus Erdöl hergestellt werden.
Biologisch abbaubare Kunststoffe, die aus Erdöl hergestellt werden, bieten keinen ökologischen Vorteil gegenüber Plastik. Der Rohstoff ist derselbe, sie können aber nicht wie reines Plastik recycelt werden.
Selbst wenn die biobasierten Kunststoffe biologisch abbaubar sind, wird dadurch ihre Ökobilanz nicht besser. "Auf dem Heimkomposter können diese Verpackungen nicht entsorgt werden, da für den Zersetzungsvorgang meist 65 bis 70 Grad gebraucht werden", merkt Verpackungsexperte Heldt an.
Auch im Industriekomposter wird sich das biologische Plastik nicht zersetzen. Oft braucht der Kunststoff zu lange, um sich abzubauen. Die Anlagen sind nur auf geringe Kompostzeiten angelegt, deshalb wird das Plastik aussortiert und verbrannt. Selbst bei einer sehr kurzen Zersetzungsdauer landet der Kunststoff nicht im Industriekomposter.
Zudem ist die Herstellung von Bio-Plastik sehr energieaufwändig. Diese Energie kann auch bei der Kompostierung nicht wieder zurückgewonnen werden, weil sich der Kunststoff lediglich in Kohlenstoff und Wasser zersetzt. Es wird also weder Bodensubstrat hergestellt noch entsteht Wärme wie bei Verbrennungen.
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Das Problem für Verbraucher mit der Verpackung
Für Verbraucher ist es Heldt zufolge unmöglich, der Verpackung die Nachhaltigkeit anzusehen. Man müsste Parameter wie Gewicht, Größe, Füllmenge, Herkunft, Energieaufwand vergleichen. Zusätzlich sei es oftmals nicht erkennbar, ob es sich bei den Verpackungen um reines Material oder Mischgewebe handelt. Plastik beispielsweise kann nur gut recycelt werden, wenn es sich nicht um Mischplastik handelt. Aber auch Papier ist nicht gleich Papier.
"Wenn das nicht möglich ist, sind Mehrwegverpackungen die umweltfreundlichste Option. Dabei spielt das Material in Bezug auf Nachhaltigkeit eine untergeordnete Rolle", erklärt der Experte.