Gegen Lebensmittelverschwundung: Tricks für Reste im Glas

    Gegen Lebensmittelverschwendung:Tipps und Tricks für Reste im Glas

    von Maurice Göbel
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    Auch Reste in Gläsern und Verpackungen tragen zur Lebensmittelverschwendung bei. Nachhaltiger ist, sie zu nutzen. Wie man sie herausbekommen oder direkt verwerten kann.

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    So können Sie Reste sinnvoll zu leckeren Speisen verwerten.11.08.2023 | 4:25 min
    Wer kennt es nicht: Durch beherztes Ausquetschen, Drücken oder Schütteln versucht man die Verpackung ganz zu leeren, um möglichst wenig Lebensmittelreste zu verschwenden. Aber oft hilft das nicht. Selbst wenn man glaubt, die Packung sei leer, machen widerspenstige Reste in Verpackungen pro Jahr bis zu vier Prozent der weggeworfenen Lebensmittel aus.

    Was in der Tonne landet, ist für immer verschwendet

    Jeder noch genießbare Rest, der weggeworfen wird, sei zu viel, sagt Lars Winterberg, Experte am Bundeszentrum für Ernährung.

    Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass alles, was in der Tonne landet, für immer verschwendet ist. In Lebensmittelresten stecken immer Land, Energie, Wasser, Arbeitskraft und viele weitere Ressourcen.

    Dr. Lars Winterberg, Bundeszentrum für Ernährung

    Doch zum Glück gibt es Tipps und Rezepte, wie sich Reste in Gläsern, Bechern, Flaschen und anderen Verpackungen retten und schmackhaft verwerten lassen.

    Nicht jede Verpackung lässt sich gleich gut leeren. Nimmt man etwa einen Esslöffel zu Hilfe, lassen sich Senf und Marmeladereste aus Gläsern recht gut herauslösen. Es bleiben nur knapp vier Prozent zurück. Ganz anders sieht es bei Grillsoßen im Glas aus. Diese lassen sich häufig besonders schlecht leeren und behalten auch nach dem Auskratzen noch bis zu 16 Prozent ihres Inhalts.

    Selbst kleinere Restemengen wie die aus Marmeladengläsern können sich am Ende addieren. Reste in Gläsern und Verpackungen machen somit einen Teil der schätzungsweise 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle aus, die 2020 allein in deutschen Privathaushalten anfielen.

    Quelle: Bundeszentrum für Ernährung, Statistisches Bundesamt

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    Wie man Verpackungen möglichst sauber bekommt

    Um Verpackungen möglichst sauber zu bekommen, haben sich folgende Produkte oder Tricks bewährt:

    Spatel oder Teigschaber

    Am schnellsten lassen sich übriggebliebene Lebensmittel mit einem Spatel oder Teigschaber auskratzen. Einfach damit die Innenwände und den Boden sorgfältig abfahren. Wie gut sich die Reste herausholen lassen, hängt von der Gefäßform und der Viskosität der Reste ab.

    Schütteln

    Für festere Reste und cremige Lebensmittel wie Brotaufstriche lohnt es sich, warmes Wasser oder warme Milch in die Verpackung bzw. das Glas zu geben und diese gut zu schütteln. Achtung: Werden heiße Flüssigkeiten verwendet, sollte man zum Schütteln Topflappen verwenden. Herausgelöste Reste beispielsweise beim Kochen einfach weiterverwerten.

    Mikrowelle oder Wasserbad

    Geeignete Verpackungen können auch kurz in der Mikrowelle erwärmt werden. Für Erdnussbutter stellt man beispielsweise eine Leistung von 700 Watt für etwa eine Minute ein.
    Schonender lassen sich Reste im Wasserbad erwärmen. Honigreste sollen so zum Beispiel schon nach knapp eineinhalb Minuten flüssiger werden und können dann mit einem Spatel aus dem Glas herausgelöst werden.

    Tipps zum Weiterverwerten von Resten

    Reste lassen sich aber auch unkompliziert direkt in der Verpackung weiterverwerten.

    Der Rest ist keine Bürde, sondern Preis- und Zeitersparnis und immer eine Chance, kreativ Neues auszuprobieren.

    Dr. Lars Winterberg, Bundeszentrum für Ernährung

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    Schnelle Rezept-Ideen für Reste sind zum Beispiel:

    Shake zubereiten

    Aus Nuss-Nougat-Creme wird schnell ein leckerer Schoko-Shake. Dafür einfach warme Milch ins Glas geben und kräftig schütteln, bis sich alles gelöst hat. Fertig ist ein süßer Schokoladentrunk. Alternativ ergeben Marmeladenreste einen fruchtig-süßen Shake.

    Geschmack durch Ölreste

    Mit dem Öl eingelegter Tomaten, Oliven oder Knoblauchzehen lassen sich Salate anmachen oder Gemüse und Fleisch braten. Das aromatische Öl verleiht den Speisen eine besondere Würze. Aber aufgepasst: Nicht jedes Öl ist zum Anbraten bei sehr hoher Hitze geeignet, da Eigenschaften wie der Rauchpunkt stimmen müssen. Weiß man nicht, welches Öl verwendet wurde, sollten zu hohe Temperaturen vermieden werden.

    Tee aus dem Honigglas

    Um kostbare Reste bei Honig zu nutzen, kann man einen Tee nach Wahl in das Honigglas gießen und kurz schütteln. Dabei sollte der Tee nicht heißer als 40 bis 50 Grad sein, damit die Inhaltsstoffe des Honigs nicht zerstört werden und er seine positiven Gesundheitseigenschaften behält.

    Was kann man mit Resten noch kochen? Das fragen sich viele Menschen, wenn sie in den Kühlschrank oder in ihren Küchenschrank blicken. Einen schnellen Überblick über mögliche Rezepte gibt die Webseite zugutfuerdietonne.de. Das Angebot des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bietet die Möglichkeit, vorhandene Zutaten einzugeben und liefert daraufhin Rezeptvorschläge, was mit den übriggebliebenen Lebensmitteln noch gekocht werden kann. Die Rezeptsuchmaschine gibt es auch als kostenlose App für Android und iOS.

    Einkäufe planen, um Reste möglichst zu vermeiden

    Damit größere Lebensmittelreste erst gar nicht entstehen, rät Winterberg dazu, Einkäufe im Vorfeld zu planen, Lebensmittel sinnvoll zu lagern sowie mit Maß zu kochen und Übriggebliebenes einzufrieren. "Auch ein prima Tipp ist Meal Prepping, das gute alte Vorkochen von Mahlzeiten", so Winterberg. Fallen dennoch Reste an, gilt: besser zeitnah verwerten als wegwerfen.

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